Hat jemand von Euch das Buch 'Das Kind in dir muss Heimat finden' von Stefanie Stahl gelesen?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Buddhishi,

vielleicht hilft Dir dieses Video weiter...

https://youtube.com/watch?v=kZi8Pylk8q0

Ich habe es gerade gesehen und finde es aufschlussreich!

Vielleicht kaufe ich mir auch das Buch!

Danke für den Tip!!!

LG, Hourriyah

Buddhishi 
Fragesteller
 27.12.2016, 00:35

Ich habe es schon! Gute Weiterbildung, sehr empfehlenswert. Eine Kollegin hatte davon erzählt. Ist jeden Euro wert :) Danke für das Video, habe es mir für die nächste freie Stunde gespeichert.

Wie läuft Dein Kurs inzwischen?

LG Buddhishi

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Hallo. Ich weiß, dass deine Frage jetzt schon älter ist, aber vielleicht könnte das noch anderen Menschen weiterhelfen, die nach dem Buch fragen.
Deshalb wollte ich mal hier meine Rezension hineinkopieren, die ich auch auf Amazon und eine Buchrezensionsseite hinterlassen hat. Dazu sollte ich aber sagen, dass ich das dazugehörige Arbeitsbuch hatte, was aber ziemlich ähnlich zum "Hauptbuch" sein soll.

Meine Rezension:

TRIGGERWARNUNG zur Rezension: Narzissmus, Trauma, Borderline, Depressionen

Kurz etwas zu mir und warum ich mir dieses Buch gekauft habe:

Ich bin weiblich, 34, seit 2016 diagnostiziert mit Borderline und es gab auch eine Zeit in meinem Leben, in denen ich an sehr schweren Depressionen litt, das ist aber überwunden und ich bin schon sehr weit fortgeschritten in meiner Therapie. 

Weil ich so viel Positives von diesem Buch gehört habe und mich eigentlich relativ gefestigt und reflektiert fühle, dachte ich, dass das Buch ja für mich nur eine Bereicherung sein könnte.

Ich bin bis Seite 25 gekommen, dann habe ich es heulend und völlig entkräftet zur Seite gelegt. Wenn ich schon dieses Buch nur anschaue, empfinde ich grenzenlose Wut und Fassungslosigkeit, wie man leichtfertig und vor allem _____ohne Triggerwarnung___ sowas veröffentlichen kann, denn für Menschen mit TIEFGEHENDEN psychischen Problemen, Persönlichkeitsstörungen und Traumata ist das wirklich absolutes Gift. 

Da ich wie gesagt schon sehr weit in meiner Therapie bin, KENNE Ich die Mechanismen und die Strukturen in mir bereits sehr gut. Ich hatte mir von dem Buch eher eine Hilfe erhofft, wie ich noch besser lernen kann, diese Strukturen zu durchbrechen. Das Buch macht aber das absolute Gegenteil. Gleich zu Anfang wird man gezwungen sich abermals mit der ganzen Negativität auseinander zu setzen, die man in seiner Kindheit erlebt hat, was ich wirklich sehr destruktiv für eine gesunde Auseinandersetzung mit sich selbst finde. 

Tatsächlich wird man sogar dazu gezwungen, sich körperlich und emotional in die Situationen und Gefühle zum Zeitpunkt der Traumatisierung zu versetzen und das ist wahnsinnig gefährlich, denn gerade Borderliner, für die dieses Buch ja eigentlich "etwas sein" sollte, eben weil sie diese gestörten Bindungserfahrungen in ihrem Leben machen mussten, könnten sich durch so etwas, vor allem, wenn sie noch nicht weit therapiert sind, so massiv getriggert fühlen, dass sie in dissoziative Zustände oder selbstverletzendes Verhalten fallen. Und da hat die Autorin einfach eine verdammte Verantwortung eine Triggerwarnung einzufügen, es sei denn sie will nur die breite Masse nicht abschrecken, was ehrlich gesagt nicht gerade für sie spricht. Dann verdient man ja nur weniger Geld im Zweifelsfall.

 Gerade wenn die Autorin doch angeblich Therapeutin ist, sollte sie sowas wissen, es sei denn, sie hat so ziemlich null Ahnung von Persönlichkeitsstörungen und Traumaverarbeitung. Aber genau auf Menschen mit solchen Diagnosen zielt das Buch doch irgendwie ab, soweit ich das verstanden hatte. Wenn nicht sollte das schon auf dem Buchrücken oder in einem Vorwort klarer kommuniziert werden

Die Autorin scheint in keinster Weise davon auszugehen, dass auch Menschen mit dem Hintergrund von sexuellem Missbrauch, körperlicher und seelischer Gewalt, Gaslighting etc. so etwas zur Hand nehmen und das ist für eine Psychologin enorm unprofessionell. Da habe ich in meiner Klinikzeit PFLEGER erlebt, die einfühlsamer und professioneller mit mir umgegangen sind, als diese Frau es in ihrem Buch mit mir getan hat.

Ich habe mir auch ein paar Dinge notiert, dich ich persönlich für absolut nicht stimmig befinde und auf die ich hier nochmal im Detail eingehen möchte: 

Hier wird einmal von der Prägung bis zum sechsten Lebensjahr gesprochen. Mein Trauma erlitt ich jedoch erst ab einem Alter von ca. 12 Jahren und das war auch bei den meisten anderen Mitpatienten so, die ich kenne, dass war es eher selten war, dass so etwas VOR dem sechsten Lebensjahr passiert ist. 

->Mich stört, dass die Autorin davon ausgeht, dass wir also alle in einem Alter von 0-6 negativ geprägt wurden, wo mir einfach die Grundlage fehlt, denn die lebendige Erfahrung zeigt dass es dafür einfach keine allgemeingültigen Aussagen gibt (zB kenne ich selbst sehr viele Betroffene und bei allen geschah die Traumatisierung eben erst nach dem sechsten Lebensjahr).

Seite 16: "Lerne dein Schattenkind kennen" Hier stört mich vor allem die Aufgabe

[...]Auf einer Skala von 1-10, wie gut haben deine Eltern deine Bedürfnisse nach Bindung und Fürsorge erfüllt.[...]

-> Was genau soll ich da eintragen, wenn bis zum meinem 12 Lebensjahr alles perfekt war mit meiner Mama, aber mein narzisstischer Stiefvater danach unsere Beziehung und unser Leben zerstört hat? Und warum ist da und später bei der Beschreibung der "Pflegepersonen" kein Platz für eine dritte Bezugsperson? Denn mein leiblicher Vater hat ja auch Schaden angerichtet mit seinem nicht vorhanden sein und sich nicht kümmern und noch anderen Dingen. Ich war erstmal überfordert, wen ich da nun alles eintragen soll. Finde ich etwas zu oberflächlich gedacht von der Autorin.

Auf Seite 26 heißt es, Zitat: 

[...]Falls deine Eltern dich zu sehr verwöhnt haben, dürfte es dir schwerfallen, dich gut an die Gemeinschaft anzupassen. Wenn dir nicht etwas auf Anhieb gelingt, bist du schnell frustriert, weil du nicht gelernt hast, zu kämpfen.[...]

-> Ja, ich bin in der Tat schnell frustriert, wenn mir was nicht auf Anhieb gelingt, das ist auch ein Problem, dessen ich mir voll und ganz bewusst bin. Aber ich bin NIEMALS irgendwie übermäßig verwöhnt worden, nicht in meiner Kindheit vor 12 J. noch danach: Also danach schon gar nicht, danach wurde ich massiv entwertet, seelisch misshandelt und gegaslightet. Ich bin schnell frustriert, weil ich das Gefühl habe, wertlos zu sein, wenn ich nicht alles perfekt mache. Dass ich Leistung für Liebe bringen muss. Wie diese Autorin also zu dieser Aussage kommt, man wäre verwöhnt worden, wenn man eine geringe Frustrationsgrenze hat, erschließt sich mir absolut nicht und klingt ein bisschen wie platt aus dem Lehrbuch abgelesen. Es ist mir einfach alles zu verallgemeinert.

Wie gesagt bin ich nur bis Seite 25 gekommen. Ich wollte dem Buch wirklich eine Chance geben, mich zu überzeugen, auch um zu wissen, ob ich es guten Gewissens an Freunde oder Bekannte weiterempfehlen kann, aber alles in mir sträubt sich, es auch nur noch einmal mit spitzen Fingern anzufassen. Da bleibe ich doch lieber bei meinen Therapiestunden, die mich WIRKLICH stärken.

Mein Fazit ist also: Ich will natürlich niemandem missgönnen, wenn er in diesem Buch Hilfe gefunden hat. Die Menschen sind unterschiedlich und so mag natürlich jeder einen unterschiedlichen Zugang zu diesem Buch haben. Es scheint mir nur irgendwie mehr für Leute gedacht, die eher einfacher zu lösende Probleme und keine tiefergehenden Traumata erlitten haben, nicht für Leute, die wirklich an psychischen Krankheiten leiden. Ich kann es einfach nicht guten Gewissens so jemandem empfehlen. 

Dieses Buch kann auf keinen Fall die langwierige und tiefgehende Arbeit mit einem Therapeuten ersetzen, da sollte man sich echt keine Illusionen machen, auch wenn der Spiegel meint, dazu eine professionelle Meinung haben zu können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hallo Buddhisi,

warum liest Du nicht die Rezensionen bei amazon?

LG, Hourriyah

Buddhishi 
Fragesteller
 16.11.2016, 23:36

Weil die nicht immer objektiv sind und mich Eure Meinung interessiert :)

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KatzenEngel  18.11.2016, 11:26
@Buddhishi

@Buddhishi:
Weil die nicht immer objektiv sind...  Achso...und hier denkst Du bekommst Du objektive Antworten ...?

4
LokiRockOfAges  05.06.2021, 23:14
@Buddhishi

Aber eine Rezension ist doch IMMER subjektiv. Wir können ja nicht alle eine einheitliche Meinung haben, oder?

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Alle Bücher von ihr sind sehr empfehlenswert .

Dieses besonders - es lässt sich damit viel aufarbeiten, was in der Kindheit nicht so rund gelaufen ist.

Dieses Buch ist seit seinem erscheinen im November 2015 auf Amazon zum Nr. 1 Bestseller geworden, und das wundert mich gar nicht. Ein wirklich umfassendes und sehr verständlich geschriebenes Buch zum Thema. Ich habe es inzwischen schon vielfach empfohlen.
LG