Hat Faust I von Goethe auch heute noch Aktualität,was meint ihr? :

6 Antworten

Faust, als selbstzweifelnder Mensch, an einem Scheitelpunkt in seinem Leben angekommen, erhofft sich durch das Verkaufen seiner Seele an den Teufel, einen Sinn im Leben "geschenkt" zu bekommen. Ich denke schon, dass man das in der heutigen Gesellschaft wiederfindet. Setze für "Seele" ein anderes Wort ein wie "Gesundheit" oder "Rechtschaffenheit" ... für den "Teufel" die Verführungen in unserer heutigen Zeit... Mach dir klar, welchen Preis Faust am Ende für seinen Tausch bezaheln muss, wer darunter leidet. Frag dich, ob Faust nach dieser Erfahrung zufriedener oder glücklicher ist. Ob ein junger Mensch zufriedener oder glücklicher wäre, wäre er im Heute diesen Tausch eingegangen. Ob man nicht, damals wie heute, für sein Glück und seinen Erfolg kämpfen muss, kritisch beäugen muss, was um einen herum geschieht, auf Anzeichen achten sollte, Anteil am Schicksal anderer nehmen sollte.

Ein wunderbares Literaturstück - und eine gute Frage!

Klar, „Faust“ ist auch heute noch hochaktuell. Jeder steht vor der Frage, ob er zu einem Individuum verspießern will, das nur noch im sinnlichen Genuss, im Genuss der materiellen Güter sein alleiniges Genügen findet (Faust: „Werd‘ ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen, kannst du mich mit Genuss betrügen…“; oder Mephisto: „Staub soll er fressen und mit Lust!“) oder ob er sich weiterbilden, mehr noch, bis zu den Grenzen des Wissens vordringen möchte (Faust: „Zwar weiß ich viel, doch möcht‘ ich alles wissen!“ Vor allem: „… was die Welt im Innersten zusammenhält!“).

Faust ist keinen Augenblick im Zweifel, dass er die Wette mit Mephisto gewinnen wird, weil für ihn das Ziel, nur für den Augenblicksgenuss zu leben und für sonst nichts, niemals in Frage kommt. So lässt er sich zunächst durch die Erlebniswelten der engeren, bürgerlichen Bereiche des Lebens, im 2. Teil dann durch die größeren Dimensionen der Politik führen, ja, Mephisto führt ihn sogar in die griechische Antike zurück, wo er die schönste aller Frauen, Helena, kennen lernen möchte. Alles dient nur dem großen Ziel Fausts, das in Erfahrung zu bringen, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Fausts „Weisheit letzter Schluss“ (am Ende seines Lebens) gilt für jeden von uns, heute und in der Zukunft: „Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sei erobern muss!“ (Faust II, 5. Akt). Wer dieses „Erobern“ sein lässt und nur noch „auf dem „Faulbett herumliegt“, ist verloren.  

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Solche Dichtungen, wie "Faust", sind in gewisser Weise zeitlos - allerdings sollte auch nicht zu viele Dinge "hineingelegt" werden ... : - )

Denke es ist auch noch heute relevant. Zentrale Motive sind der Durst nach Wissen, ewiger Jugend und auch Liebe. Musste als Schullektüre lesen, fand es gar nicht mal so schlecht.

JAAA! Goethes „Faust II“ – Gutes wollen, Böses tun

In „Faust I“ hatte der Wissenschaftler Heinrich Faust seine Studierstube verlassen, um mithilfe des Teufels Mephisto den perfekten Augenblick und die letzte Erfüllung zu finden. In „Faust II“ nun zieht es die beiden in Politik und Wirtschaft. Faust will das Meer bezwingen und lässt einen ganzen Küstenstreifen kolonisieren. Er will Gutes – und schafft viel Böses. Goethe thematisiert hier den materialistischen Umgang mit der Welt und den Eingriff ins ökologische Gleichgewicht. Für den Fortschritt sterben zahllose Menschen, und mit der Naturzerstörung gehen alte Werte der abendländischen Kultur und Zivilisation zugrunde.

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Goethes „Faust II“ – Gutes wollen, Böses tun