Gottfried Benn - Gesänge - Metrische Analyse
Hallo ihr lieben,
ich muss für den Kurs Politische Lyrik das Gedicht Gesänge von Gottfried Benn analysieren. Die inhaltliche Interpretation habe ich bereits fertig, jedoch tue ich mich schwer mit der Kadenz und dem Metrum (hatte zwar Deutsch LK aber das hat irgendwie nicht geholfen). Es wäre super wenn mir da jemand aushelfen könnte :)
Hier das Gedicht:
O daß wir unsere Ururahnen wären. Ein Klümpchen Schleim in einem warmen Moor. Leben und Tod, Befruchten und Gebären glitte aus unseren stummen Säften vor.
Ein Algenblatt oder ein Dünenhügel, vom Wind Geformtes und nach unten schwer. Schon ein Libellenkopf, ein Möwenflügel wäre zu weit und litte schon zu sehr.
Verächtlich sind die Liebenden, die Spötter, alles Verzweifeln, Sehnsucht, und wer hofft. Wir sind so schmerzliche durchseuchte Götter und dennoch denken wir des Gottes oft.
Die weiche Bucht. Die dunklen Wälderträume. Die Sterne, schneeballblütengroß und schwer. Die Panther springen lautlos durch die Bäume. Alles ist Ufer. Ewig ruft das Meer -
Vielen lieben Dank schonmal :)
2 Antworten
Die Kadenz ist doch offensichtlich: In Vers 1 und 3 Strophe weiblich, in Vers 2 und 4 männlich.
Benn schreibt zwar "unsere Ururahnen", aber m. E. kann er nur die Aussprache "unsre Ururahnen" meinen, denn dann hat jeder Vers mit weiblicher Kadenz 11 Silben und jeder Vers mit männlicher Kadenz 10 Silben. Im Prinzip handelt es sich um jambische Fünfheber:ganz regelmäßig in Vers 2, 6, 9, 11, 12, 13, 14, 15; in den übrigen Versen gibt es "Störungen" dieses Schemas, am häufigsten dadurch, dassam Versbeginn ein Trochäus statt eines Jambus zu sprechen ist (Vers 1, 3, 4, 7, 8, 16). Der Effekt ist wie der einer Synkope in der Musik, bei der eigentlich unbetonte Schläge betont werden: Es wird eine rhythmische Spannung erzeugt.
Es gibt einfach kein regelmäßiges Metrum.