Goethe Symbolum

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Hallo, naturell.

Dieses Gedicht ist vor dem Hintergrund Goethes Erleben in der Freimaurerei zu deuten. Nach einer besonders beeindruckenden Meister-Erhebung fühlte Goethe den Drang, diese Zeilen niederzuschreiben.

Für zukünftige Suchende bei GuteFrage.net werde ich mich an diesem Gedicht einmal versuchen. Jeder Freimaurer wird wohl - analog seinem eigenen Erleben - die Inhalte in Details unterschiedlich deuten... da der Text sehr poetisch - und leicht mystisch - angehaucht ist, weckt er Assoziationen bei dem Leser.

Symbolum

Des Maurers Wandeln,
Es gleicht dem Leben,
Und sein Bestreben,
Es gleicht dem Handeln
Der Menschen auf Erden
.

Freimaurer sind haben andere, höhere Ansprüche an sich selbst - sind jedoch im Kern gewöhnliche Menschen mit alltäglichen Motiven und ähnlichem Handeln.

Die Zukunft decket
Schmerzen und Glücke
Schrittweis dem Blicke;
Doch ungeschrecket
Dringen wir vorwärts

Schmerz und Glück, das man erfährt, wird sich in der Zukunft relativieren. Glückliche wie schmerzhafte Momente werden verblassen. Trotzdem strebt ein Freimaurer ohne Furcht voran, sein Leben zu bestreiten.

Und schwer und ferne
Hängt eine Hülle,
Mit Ehrfurcht, stille
Ruhn oben die Sterne
Und unten die Gräber.

Der Mensch lebt im Spannungsfeld zwischen Körper und Geist, zwischen Materie und Transzendenz. Blickt der Mensch nach oben, sieht er die Sterne als Sinnbild des Transzendenten. Blickt er zur Erde, erkennt er seine Sterblichkeit.

Betracht' sie genauer
Und siehe, so melden
Im Busen der Helden
Sich wandelnde Schauer
Und ernste Gefühle.

Im Zuge der Bewusstmachung der eigenen Sterblichkeit werden selbst heldenhafte Menschen schaudern und sich überlegen, welche Konsequenzen diese Erkenntnis für sie haben muss.

Doch rufen von drüben
Die Stimmen der Geister,
Die Stimmen der Meister:
Versäumt nicht zu üben,
Die Kräfte des Guten!

Doch diejenigen, die ihnen Vorangegangen und den Lebensweg vor ihnen vollendet haben, rufen ihnen zu, sie sollen nicht nachlassen, ein moralisch anspruchsvolles Leben zu führen.

Hier winden sich Kronen
In ewiger Stille,
Die sollen mit Fülle
Die Tätigen lohnen!
Wir heißen euch hoffen.

Denn - nach religiösem Verständnis - wird ein tugendhaftes Leben im Jenseits belohnt.

Herzliche Grüße

krato333

Das Gedicht entstand anlässlich der Aufnahme von Goethes Sohn August in die Loge.

Das Gedicht gehört zu Goethes Freimaurer-Gedichten ...