Goethe gedichte epoche?

2 Antworten

Wenn du mit „romantisch“ gefühlsbetont, emotional meinst (= romantisch als Allerweltsbegriff), dann hat Goethe sicher viele solcher „romantischen“ Gedichte geschrieben. „Romantik“ ist aber auch ein Epochenbegriff. Hauptmerkmale sind Sehnsucht nach dem Irrationalen, Unerreichbaren; Darstellung des Geheimnisvollen hinter den platten Gegenständen des Alltags und der Natur, Verwandlung der Wirklichkeit ins Traumhafte. Diese Romantik hat Goethe abgelehnt, er sah in ihr etwas Krankhaftes. Ganz selten hat er aber auch einmal im romantischen Ton gedichtet, z.B. in dem Gedicht „Mignon“ (aber auch nur, um in dem Roman „Wilhelm Meister“ die Repräsentantin des Romantisch-Krankhaften, Mignon, vorzuführen): „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn....“ Die Gedichte Goethes in der Sturm-und-Drang-Phase (bis ca. 1786) sind zwar auch gefühlsbetont, aber die Gefühle „fließen“ hier nicht wie z.B. in den romantischen Gedichten eines Eichendorff, sondern sie stürmen, rasen, brausen (s. „Mailied“ oder „Willkommen und Abschied“) oder sind jedenfalls intensiver, eindringlicher als die romantischen Gedichte eines Brentano oder Chamisso. Da der Sturm und Drang und die Epoche der „Empfindsamkeit“ ineinander übergehen, hat Goethe auch im Stile der Empfindsamkeit „ruhigere“, gleichwohl gefühlvolle Gedichte verfasst (s. die Lili-Gedichte, die eher zur Empfindsamkeit gehören; es fehlen allerdings die typisch romantischen Motive des Geheimnisvollen, Irrationalen). Nach 1786 hat Goethe Gedichte geschrieben, die man zur Epoche der Klassik zählt. Die Gefühle haben sich unter dem Einfluss der Frau von Stein beruhigt, die Vernunft tritt in den Vordergrund. Im Sinne des Weimarer Klassik wird ein Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl angestrebt. Die Reime und die metrischen Formen der Gedichte drücken durch Regelmäßigkeit diesen Ausgleich zusätzlich aus. Siehe z.B. „Nähe des Geliebten“. Dreimal heißt es „Ich denke“, die Gegenstände der Natur werden nicht mehr gefühlsmäßig „aufgeladen“, sondern lediglich betrachtet: „Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne....“ Aber die Gefühle sind noch da, wenn auch verhalten: „O wärst du da!“ Die Form zeichnet sich durch auffällige Regelmäßigkeit aus. Deutlich wird auch in „Um Mitternacht“ das eher Reflektorische, Betrachtende als das unmittelbar Erlebte: „Bis dann zuletzt des vollen Mondes Helle so klar und deutlich mir ins Finstere drang...“ D.H die Helle der Vernunft überwindet das „Finstere“, Unkontrollierte im Seelenabgrund. In der 2. Strophe werden die früheren Wallungen des Gefühls abgeklärt betrachtet: „Wenn ich..... zur Liebsten musste, musste, weil sie zog, Gestirn und Nordschein über mir im Streite, ich gehend, kommend Seligkeiten zog...“

Die Antwort, falls du mit romantisch die Epochenbezeichnung meinst: Goethe gehört zur Weimarer Klassik, die Romantik spielt bei ihm nur eine sehr untergeordnete Rolle. Die Antwort, falls du mit romantisch Liebesgedichte meinst: Goethe hat über alles Mögliche Gedichte geschrieben, auch z.B. lustige Gedichte.