Fremde Kultur einmischen?

8 Antworten

Ja. Wer nämlich fordert, man sollte sich nicht in andere Kulturen einmischen, wenn diese unethisch sind, der kann das nie logisch richtig begründen.

Entweder formuliert er das als Imperativ einer universellen Ethik- das ist in sich widersprüchlich, da es in einer universellen Ethik immer Forderungen geben wird, die von irgendeiner Kultur verletzt werden.

Oder er begründet diese Haltung relativistisch- dann verwickelt er sich aber in Widersprüche, da in diesem Fall auch die Nichteinmischung in andere Kulturen nicht absolut gefordert werden kann.

Oder, dritte Möglichkeit, er postuliert ein Recht jedes Menschen, entsprechend der eigenen Kultur zu handeln. Da dieses Recht dann aber auch für uns Westeuropäer gilt, folgt daraus ebenfalls kein Verbot, sich in andere Kulturen einzumischen.

Also, kurz gesagt: Ein Verbot der Einmischung in andere Kulturen lässt sich nicht logisch begründen. Die Einmischung in eine andere Kultur hingegen schon, und zwar immer dann, wenn die konkreten Praktiken dieser Kultur ethisch falsch sind. 

Meines Erachtens nach ja. Menschenrechte sind wichtiger als kulturelle Eigenheiten.

Ja, alle Menschen dürfen sich äußern wenn andere Menschen aus Tradition verstümmelt werden, oder schlimmeres geschieht. Das Beschneiden junger Mädchen ist ein graul, das bandagieren von Kinderfüßen auch. Die Menschenrechte gelten für alle Menschen gleich.

Spontan würde ich sagen: Ja klar! Man muss sich sogar einmischen!... Andererseits...wenn man es innerhalb der Bevölkerung gar nicht anders kennt und vielleicht gar nichts hält von dieser Zwangsbeglückung...  da bin ich mir meiner Antwort nicht mehr so sicher.

Ja.

Ich gebe zu, daß dies ein Feld voller Tretminen ist, und viele tun sich damit schwer. Aber im Grunde denke ich: Was im Kleinen gilt, muss auch im Großen gelten. Und daher: ja.

Ein Beispiel:

Dein Nachbar schlägt sein Kind halbtot, mit der Begründung, es sei sein Kind, und er hätte das alleinige Erziehungsrecht. Er könne mit ihm machen, was er will.
Dann ist der "Erzieher" unfähig, und es muß ihm zum Wohle des Kindes dieses "Recht" genommen werden, falls er uneinsichtig ist.
(wem das nicht reicht, der ersetze "halbtot" durch "tot")

Und im Großen:

Eine ganze Kultur geht so mit ihren Kindern um.
Warum sollten diese Kinder nicht auch ein Recht auf Schutz vor körperlicher Unversehrtheit haben.


Es kann eigentlich nicht moralisch korrekt sein, daß Unrecht nur dadurch zu Recht wird, weil es alle (viele) tun. Oder?

Die selbe Argumentation kann man für Hexenverbrennung, Menschenopfer usw. anbringen. Und keiner wird hier widersprechen (vermute ich mal).

Kritischer wird es im Grenzbereich (und schon da scheint die konsequente Moral unserer Gesellschaft etwas zu schwächeln).

Was ist bei Beschneidung? Oder Dummhalten der Kinder (Schulverweigerung)?
Verweigerung von medizinischer Versorgung (fanatische Esotheriker, die meinen mit Globuli ernsthaft Krankheiten zu heilen; fanatische Christen, die lieber beten statt zum Arzt zu gehen).

Und ganz kritisch wird es, wenn es um Ansichten, Erziehung geht:
was wenn die Eltern den Kindern falsche Informationen geben. Sie zu Homophobie erziehen? Ihnen einhämmern, daß Juden Untermenschen sind? Ihnen einhämmern, daß Andersgläubige Untermenschen sind? Ihnen einhämmern, daß man Hände abhacken muss, wenn einer was klaut.

Und man sieht: hier scheiden sich die Geister.