Findet ihr, dass man angesichts des reformatorischen Rechtfertigungsgedankes überhaupt noch von Hölle und Gericht sprechen kann?
Welche Position vertretet ihr ?
6 Antworten
Der reformatorische Rechtfertigungsglaube setzt die Möglichkeit von Hölle und Gericht nicht ausser Kraft.
Sie spricht sich nur dafür aus, dass man sich das Himmelreich/das Paradies erarbeiten oder erkaufen kann. Vor allem der Ablasshandel waren den Reformatoren "ein Dorn im Auge". Ebenso der Gedanke, dass man mit möglichst vielen Gebeten, guten Taten und Werken Punkte für den Einzug ins Paradies sammeln kann.
Was bleibt ist, dass sich eine Person entscheiden muss, ob sie Jesus als Retter und Erlöser sieht. Ob jemand Jesus nachfolgen möchte oder nicht.
Das ist Wortklauberei.
Man muss keine guten Werke tun, um in den Himmel zu kommen, aber man muss sie trotzdem tun.
Das hat nichts mit Wortklauberei zu tun. Gemäss Bibel hat der Verbrecher neben Jesus diesen als den Messias gesehen und wurde gerettet. Gute Taten und Werke konnte er keine mehr tun.
Nun gibt es Schlaumeier, die denken, es ginge einfach darum ein Uebergabegebet zu sprechen und man wäre gerettet. Sie schieben diesen Termin so weit wie möglich gegen das Lebensende. So etwas wäre dann ein Lippenbekenntnis.
Ich halte das insgesamt nicht für besonders sinnvolle Vorstellungen.
Ich vertrete die Position, daß es Menschen immer gelingen wird, ein ganz normales Geschehen in irgend etwas Mystisches umzudefinieren und dann zusätzlich alles mögliche hineinzuglauben.
Ich meine, die Sache von Hölle und Gericht im Sinne des Kirchenglaubens erübrigt sich, wenn man davon ausgeht, daß z.B. mit "jenseitigem Reich" oder entsprechenden Bezeichnungen ledig jenseits der Gegenwart, also die Zukunft im Sinne von irgendwelcher späteren Generationen gemeint ist.
Das Gericht wäre dann nichts weiter als die Erkenntnis, daß all der verzapfte Unsinn der Menschheit ab einem bestimmten Zeitpunkt irreparable Folgen hat, und die Hölle wäre dann ein äußerst unangenehmes Dasein für diejenigen, die dann alles aushalten müssen.
Alternativ kann ich es auch so sehen, daß die Hölle dann beginnt, wenn der geistige Verfall der Menschheit so weit vorangeschritten ist, daß sie ihr Heil nur noch im Anrichten von immer neuem Unheil sieht und sich einbildet, daß derartige Unvernunft das Höchstmaß an Vernunft wäre.
Rechtfertigung heißt, jemand hat für mich meine Schuld bezahlt. Wenn ich dass für mich entdecke und anerkenne, dann gilt das auch für mich und ich darf in der Gemeinschaft mit Gott leben – schon jetzt!
Wer das für sich nicht entdeckt, der hat daran keinen Anteil. Der muss selbst für seine Schuld geradestehen vor Gott. Und das bedeutet Gericht und Verderben.
Jesus lädt ein: Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid (schuldig seid) … ich will euch erquicken.
In der heutigen Zeit, leben wir bereits in der Hölle...
...und vor Gericht stehen wir im jetzt und heute, stets und ständig irgendwo...
...nicht unschuldig, bis die Schuld bewiesen ist...sondern schuldig, bis die Unschuld bewiesen ist.
😊
"Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist" (Matthäus 7: 21)