Faust - ein moderner Mensch?

2 Antworten

Goethe hat mit dem „Faust“ insofern einen modernen Menschen geschaffen, als er das typisch Menschliche bzw. Menschlich- Grundsätzliche an der Existenz Fausts darstellte, das auch den heutigern Menschen interessiert, ja interessieren muss. Goethe war kein „Zeitgeist-Poet“, er wollte im Sinne der Kunst das Zeitlos- Gültige an seinen Roman- und Dramenfiguren verdeutlichen. Dafür musste er in Kauf nehmen, dass er – nach dem Geniestreich mit dem Werther-Roman – von der Öffentlichkeit nicht mehr in der gleichen Weise ästimiert wurde wie die Mainstream-Dichter seiner Zeit. Er hat sich darüber geärgert und sah sich veranlasst, sich zu rechtfertigen (s. Gespräche mit Eckermann).

Das Überzeitliche, Menschlich-Grundsätzliche an der Faustfigur wird mit dem Satz „Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust“ ausgedrückt. Auch die Wette mit Mephisto zeigt uns die allgemeine Problematik der menschlichen Existenz an: Soll der Mensch „Staub fressen“ und nur noch dem Augenblick leben oder nach Weisheit, letzter Erkenntnis streben und das immerfort, ohne in ein Dasein des Stillstandes, das nur noch dem materiellen Genuss huldigt, abzustürzen, also z.B. ein genusssüchtiger Spießer zu werden? Auch am Ende von Faust II wird die Rastlosigkeit Fausts deutlich: „Im Weiterschreiten find er Qual und Glück, er, unbefriedigt jeden Augenblick!“ Oder: „Das ist der Weisheit letzter Schluss: Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss!“ Also auch hier das Bemühen Fausts, von dem er nie abgelassen hat: dass er ständig tätig ist, ständig um etwas kämpft, nie zum Stillstand kommt. Damit wird das Schicksal eines jeden Menschen, auch des heutigen, modernen Menschen, ausgedrückt: immer muss er um etwas kämpfen; wer aufhört zu kämpfen, verdient sich weder Freiheit noch das Leben, m.a.W.: der geht unter.

Man kann die Modernität Fausts auch in seinem Beruf sehen, den er im 5. Akt von Faust II ausübt, den Beruf des Unternehmers, des Kapitalisten. Durch Trockenlegen einer Sumpfgegend eröffnet er „Räume vielen Millionen, nicht sicher zwar, doch tätig-frei zu wohnen.“ Auch hier also Fausts Ehrgeiz, durch sein Großprojekt Millionen Menschen ein tätig-freies Leben zu ermöglichen: „Solch ein Gewimmel möchte ich sehn: auf freiem Grund mit freiem Volke stehn!“ Diesem Augenblick, in dem er das Gewimmel der Menschen im Geiste vor sich sieht, denen er eine freie Existenz ermöglicht hat, möchte er Dauer verleihen („Verweile doch, du bist so schön!“). Jedoch ist das nicht der Augenblick des absoluten Stillstandes; dem nämlich hat Faust - wie gesagt – ein für alle Mal abgeschworen. Deshalb wird Faust auch erlöst und gerettet. [Die Engel, Faustens Unsterbliches tragend: „Gerettet ist das edle Glied der Geisterwelt vom Bösen; wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen!“]

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Würde sich ein moderner Mensch um des Erlebnis willens mit dem Teufel einlassen- das ist die Gretchenfrade


Vsbdbsjs 
Fragesteller
 16.06.2020, 17:49

nein, oder? Und wenn, warum?

1
woborexei782  16.06.2020, 18:28
@Vsbdbsjs

Alle Partner, alles Gold, alle Wünsche ... und Du bleibst standhaft -Respekt

0