Eltern gegen Genderfuid?

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Hi,

oh man, das ist echt ne Menge Zeug, also ich versuche mal alle Fragen zu beantworten und ein paar Gedanken beizusteuern.

Gender

also erst mal zu Gender allgemein. Im Englischen gibt es die Unterscheidung zwischen sex und gender, was ganz wichtig ist. Man wird mit beidem geboren, bei den meisten Menschen überschneiden sie sich oder sind völlig gleich, aber eben nicht immer.

Sex ist das biologische Geschlecht (also ein Mann hat einen Penis usw). Da gibt es die Unterscheidung zwischen männlichm, weiblich und intersexuell (Menschen, die Merkmale beider Geschlechter besitzen, die man also nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen kann).

Gender ist viel komplizierter. Das ist nämlich das soziale Geschlecht. Gender kann definiert werden als "the state of being a man, a woman, both, neither, somewhere in between, or something entirely different."

So viel dazu. Kommen wir also zum Konkreten

Genderfluid

Nach der Definition bedeutet es, dass man, wenn man genderfluid ist, "ein Geschlecht hat, das sich ändert". Das kann einen Wechsel zwischen den binären, aber auch anderen Geschlechtern bedeuten (z.B. agender, non-binary, demigirl, ...). Man "hüpft" also zwischen den Geschlechtern hin und her.

Das verursacht oft eine ziemliche Dysphorie, also ein Unwohlsein, wenn Gender und Sex gerade nicht übereinstimmen (also wenn man biologisch ein Mädchen ist, sich aber gerade als Mann fühlt, dann hat man Probleme mit seinen weiblichen Geschlechtsteilen, dem Aussehen, den Pronomen und der Art, wie man angesprochen / von anderen gesehen wird, also so als wäre man transsexuell, aber halt temporär).

"Eigendiagnose"

Wie erkennt man nun, dass man Genderfluid ist? Naja, das ist nicht so ganz einfach, aber ein paar Gedanken dazu: Es gibt einen Unterschied zwischen z.B. "sich männlich fühlen" und "gerne Männersachen" tragen und "sich tatsächlich wie ein Mann fühlen". Ich kleide mich an manchen Tagen sehr "weiblich" (Schminke, Kleid, usw), an anderen Tagen wiederum ziemlich "männlich" (Hemd und Krawatte/Fliege). Trotzdem fühle ich mich als Frau. Ich bin zufrieden damit, als "sie" bezeichnet zu werden. Ich bin weiblich und finde das auch voll ok so. Gender expression und Gender müssen nichts miteinander zu tun haben. Sie können es aber.

Was "männlich" ist und was "weiblich" ist, ist von der Gesellschaft ziemlich normiert. Aber man muss sich als Frau nicht immer besonders weiblich geben und fühlen. Das ist ganz normal. Manchmal fühlt man sich in seiner "Rolle" als Frau nicht wohl. Das gilt auch für Männer! Dieses Unwohlsein kann ganz schön stressen und einen runterziehen. Wenn man auf der Suche nach seiner "wahren Identität ist", ist das verwirrend. Wenn man dann etwas findet, was seinen Zustand erklärt und beschreibt, ein Wort dafür bietet, was man vorher für "unnormal" gehalten hat, kann das befreiend sein.

Welcher Begriff passt aber für dich? Das kannst nur du sagen. Nur du selbst kannst wirklich sagen, was du bist. Fühlst du dich genderfluid? Dann bist du es wahrscheinlich. Nicht sicher? Dann solltest du noch etwas warten, nachdenken, Berichte von (anderen) Genderfluids anhören oder lesen und gucken, ob du vielleicht ähnliche Erfahrungen machst. Auf YouTube gibt es eine ganze Menge Videos von Menschen, die sich als genderfluid bezeichnen und/oder darüber reden. Guck doch einfach mal rein.

Und wenn du meinst, dass du genderfluid bist, dann ist das eben so!

Du bist dir sicher und willst weiter gehen?

Zuerst solltest du deine Gedanken klar formulieren, das hilft. Vielleicht schreibst du auf, was du fühlst und warum du überzeugt bist, dass du trans* bzw genderfluid bist. Ordne, sortiere deine Gedanken und "Argumente". Das ist dann auch eine bessere Grundlage für ein Gespräch.

Wenn ihr z.B. einen ruhigen Nachmittag habt und ein Elternteil Zeit hat, setz dich mit ihm/ihr hin. Sag, dass du etwas wichtiges besprechen willst. Bitte darum, dass du ausreden kannst und nicht unterbrochen wirst, weil es dir wichtig ist, was du zu sagen hast und dass du willst, dass sie es verstehen, weil sie dir wichtig sind. Erkläre ihnen, dass es dich sehr verletzt, dass sie dir deine eigenen Gefühle nicht glauben. Sage klar, was genau du fühlst! Vor allem: Hab Geduld. Transsexualität ist meistens ein großer Schock, die Eltern wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen, verstehen es nicht, suchen "Schuld" und "Erklärungen" und "Gründe, warum das vielleicht doch nicht so ist" - sie werden etwas Zeit brauchen.

Man kann das natürlich als "special snowflake Gehabe" abtun, man kann aber auch einfach akzeptieren, dass sich manche Menschen eben nicht als Mann oder Frau fühlen und dass es sie extrem belastet, wenn sie einem Geschlecht zugeordnet werden, wenn es ihnen aufgezwungen wird, obwohl sie sich ihm selbst nicht zugehörig fühlen. Und man kann nicht beweisen, dass sie es sich nur einbilden. Nur weil man selbst nicht so fühlt, soll das heißen, dass niemand sich so fühlt? Und warum will man die Leute nicht einfach glücklich lassen, sondern will ihnen einreden, wie und was sie zu sein haben?

Erkläre ihnen auch, dass Homosexualität ebenso "normal" ist wie Heterosexualität. Es gibt homosexuelle Menschen, ebenso wie homosexuelle Tiere. Warum lehnen sie denn Homosexualität ab? Hatten sie vor deinem Coming Out als genderfluid schon etwas gegen deine Beziehung bzw Homosexualität allgemein? Erkläre ihnen auch, dass du in deiner Beziehung glücklich bist und das wollen sie doch sicher, dass du glücklich bist.

Such dir Beratung und Hilfe von Auswärts. Online-Beratung und Seelsorge sind meiner Meinung nach eine gute Sache. Du findest sie z.B. hier: https://www.diakonie-emailberatung.de/ oder hier: http://www.telefonseelsorge.de/ oder hier: https://www.nummergegenkummer.de/kinder-und-jugendtelefon.html#log_in Hier findest du Beratungsstellen für trans* Menschen: https://transintersektionalitaet.org/?page_id=261 Suche dir einen Arzt oder Therapeuten, dem du vertrauen kannst!

Ich wünsche dir, dass du deinen Weg findest! Was auch immer es ist: Es ist ok. Du bist ok! Und: Es sind deine Gefühle, und du musst dich auch nicht in eine Schublade stecken!! Das Wichtigste ist, dass DU dich wohl fühlst und glücklich bist.

Alles Gute für deinen Weg und viel Erfolg bei den Gesprächen mit deinen Eltern! Sie sollten dich Ernst nehmen, es ist dein Körper, dein Leben! Außer reden kannst du leider nicht wirklich etwas tun, denn es akzeptieren müssen sie selbst...

Liebe Grüße

Incognito88  03.04.2018, 19:28

Lange Antwort.

Und sehr gute Antwort.

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Was du bist, das kannst nur du herausfinden, sonst niemand. Keiner hat das Recht, dir etwas einzureden oder das Wissen über dein eigenes Geschlecht als Unsinn zu erklären.

Deine Eltern zur Akzeptanz "zwingen" kannst du zwar nicht, sie dich aber ebenso wenig in eine Schublade pressen, die ihren Vorstellungen entspricht.

Insofern können sie nicht "dagegen" sein, dass du genderfluid bist oder es dir ausreden/verbieten. Sie können sich weigern, es zu akzeptieren - das ändert aber nichts an dem, was du bist, denn das kannst nur du selbst objektiv beurteilen.

Du kannst versuchen, sie an das Thema heranzuführen und es ihnen noch einmal in Ruhe zu erklären - wenn sie sich weiterhin weigern, das zu akzeptieren, steh drüber und mach dein Ding. Geh deinen Weg so, wie er für dich richtig aussieht.

Auf wen du stehst ist im Übrigen nicht weniger deine ganz persönliche Sache - und auch da haben deine Eltern sich nicht einzumischen.

Der beste Tipp, den man dir geben kann, ist: Lass dich nicht unterkriegen und sei einfach so, wie du bist. Das geht einzig und allein dich etwas an, sonst niemanden.

hallo erstmal also ich kann dein Problem verstehen ich habe auch herausgefunden das ich Genderfluid bin allerdings habe ich es weder meinem festen freund noch meiner Fam gesagt ( ich bin übrigens biologisch ein Mädchen ) es wissen bloß 3 Freundinnen und die haben es sehr gut aufgefangen ( eine von ihnen ist auch Genderdfluid) ich führe im Moment ein ziemlich krasses Doppelleben, immer wenn ich alleine bin werde ich zu "Aidyn" und wenn ich nicht alleine bin bleibe ich nach wie vor ich. traurig finde ich bloß diese Kommentare wie " das gibt es nicht " oder " da ist dies und das dran schuld" ich kann verstehen wie schwer das für dich ist, aber du kannst das denken einer anderen Person nicht so einfach beeinflussen... das einzige was hilft ist mit deinen Eltern darüber zu reden und zu versuchen ihnen klar zu machen das es eben nicht einfach nur eine Phase ist ( solange dir du darüber im klaren bist)

sag ihnen offen und ehrlich was du denkst/wie du dich fühlst und das du dir wünscht das sie dich bei deinem weg unterstützen oder wenigstens deine Lebensform so akzeptieren. sag ihnen klipp und klar das du es verletzend findest wie sie darüber reden und das du dir mehr Verständnis ihrerseits wünscht. du könntest beispielsweise mit ihnen im Internet Informationen bzw Videos anschauen in denen sachlich erklärt wird was ein Genderfluid ist. vielleicht verstehen sie es dann besser. zur not geh mit ihnen zu einer Familienberatung da könnt ihr sachlich und mit einer neutralen Person versuchen eine Lösung dafür zu finden.

ich hoffe ich konnte dir helfen :-)

Lg, storywriter1510

Bei Genderfluid wechselst du dein Geschlecht , oft auch mehrere Male ,das was du schilderst, ist eher Homosexualität, du scheinst lesbisch zu sein.

Du kannst sicher gar nichts tun, dass deine Eltern diesen Fakt akzeptieren. Bestenfalls kannst du ihnen einmal Lektüre über die Liebe zu Gleichgeschlechtlichen zukommen lassen - vielleicht glauben sie noch, du wärest wegen eine sErziehungsfehler lesbisch.