Denkt ihr an Zufall oder Schicksal?

17 Antworten

Ich sage definitiv Schicksal, eine ganz einfache Begründung:
Wenn du einfach jetzt an dieser Stelle eine exakte Kopie unseres gesamten Universums erstellen würdest und dann beide Versionen beobachtest, werden diese nach 100 Jahren (wahrscheinlich) immernoch exakt ähneln. Wieso? Naja, was sollte denn anders sein? Alles was du tust hat eine Ursache, so klein wie diese auch sein mag. Da in der exakten Kopie alle Ursachen gleich bleiben, werden auch alle Folgen gleich bleiben, welche die gleichen neuen Ursachen bringen und so weiter und so fort.

Anderes Beispiel: Du bekommst einen Kuchen vor die Nase gestellt. Isst du ihn? Deine Entscheidung beruht nun auf verschiedensten Ursachen: Hast du hunger? Magst du Kuchen bzw. diese Sorte Kuchen überhaupt? Wäre es unhöflich ihn jetzt nicht zu essen? Hast du an dem Tag schonmal Kuchen gegessen und willst wenigstens ansatzweise auf deine Ernährung achten? Alles mögliche. Diese Ursachen sind auch immer gleich und somit wirst du wohl sowohl hier als auch in unserer "Kopie des Universums" die selbe Entscheidung treffen.

Und wenn du jetzt so denkst: "Aber was ist wenn ich keinen Bock auf Kuchen habe, aber einfach um das Schicksal auszutricksen den Kuchen trotzdem esse?" Dann war es bereits vorher bestimmt, dass du über Schicksal nachgedacht hast und aufgrund dieser Tatsache den Kuchen nicht isst. In beiden Versionen.

Somit ist es meiner Meinung nach vollkommen unmöglich, dass soetwas wie ein freier Wille existiert, ich bin jedoch für Diskussionen offen.

Wrakas  14.09.2016, 19:02

Du hast recht, man kann das auch noch andere betrachten...
Ein Beobachter aus der Zukunft "könnte" uns genau sagen was passieren wird. Also ist alles zu jeder Zeit schon passiert und nicht passiert. Das und wie es passiert, steht schon fest, die Frage ist nur wann?!  
Selbst ein zeitparadoxon würde nichts ändern denn noch weiter in der Zukunft, wäre dies auch schon passiert.

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MaggieundSue  14.09.2016, 19:05
@Wrakas

Kennst du jemand der aus der Zukunft kommt? Warum sollte dies dann so sein? Könnte ja auch gut sein, dass man was ändern kann....wir wissen es nicht....

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TomatenToaster  14.09.2016, 19:06
@Wrakas

Achja, noch weiter dazu: Selbst durch Zeitreise etwas an der Vergangenheit zu ändern oder in die Zukunft zu reisen und uns dann Informationen geben um unsere Zukunft zu ändern, ändert nichts am Schicksal, da auch diese Zeitreisen bereits "eingeplant" sind.

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Wrakas  14.09.2016, 19:08

Ja so meinte Ich das auch.

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Lilo626 
Fragesteller
 14.09.2016, 19:49

echt interessante Theorie! ich finde das super, wie du versuchst beispiele zu finden so wird das Verständnis erleichtert! danke dafür

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also philosophisch gesprochen ist Zufall/Schicksal eine einzige Münze mit Vorder- und Rückseite des existentiellen menschlichen Problems, nämlich Leben und dessen Ereignisse nicht oder nur sehr unzureichend erkennen, steuern und regeln zu können, also das Ausgeliefertsein an unerkennbare Mächte und die mangelhafte Selbstverfügung. Ein tödlicher Autounfall: Schicksal, Zufall? Um solche Ereignissen erträglicher zu gestalten, schreibt man ihnen dann Sinn zu.

Schicksal wäre dann eine Gesetzmässigkeit, der ich nichts entgegenzusetzen habe, und Zufall wäre ein nicht-deterministisches Zusammentreffen zweier Kausalitäten.

In der Informatik ist das übrigens eine höchst schwierige Angelegenheit, zu entscheiden, ob ich zb eine echte Zufallsreihe oder etwa eine Kette von Pseudozufallszahlen vor mir habe. Und im Alltag ist eine solche Entscheidung nahezu unmöglich, und sinnvoll überhaupt nicht.

Maarduck  15.09.2016, 19:59

Wie beurteilst du die Zufallszahlen von Excel? Wenn ich z.B. ein Roulettesystem habe, das auf Excel prima funzt, habe ich dann auch in Wirklichkeit gute Chancen?

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eleteroj2  15.09.2016, 20:03
@Maarduck

das sind durchweg sog. Pseudozufallszahlen, auch die Randomize-Funktionen bei VisualBasic oder der Visualstudio-Entwicklerumgebung für C++ oder C#. Um an wirkliche zu kommen, muss man sehr trickreiche Algorithmen verwenden, zb Spannungsschwankungen als Random-Seed.

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Aus der Systemtheorie heraus sehe ich drei entitäre (Seins) Entwicklungsfaktoren die zu Ergebnissen in "unendlichen" Ketten von Selbstorganisationsdynamiken federführend sind:

stochastische (zufällige) probalistische (wahrscheinliche - aufgrund bestehender Vorbedingungen und Rückkopplungen) und intentionale (i.B. durch menschliche Intentionshandlungen) Parameter.

Da es noch Ferien sind (wenn du Studierender bist) empfehle ich dir dieses Reklamheftchen zu lesen:

»Apologie des Zufälligen« —Odo Marquard.

(Siehe auch fj-witsch-rothmund.de/index.php/hauptmenue/227-apologie-des-zufaelligen für eine Rezension.)

Ich glaube an den Zufall und hoffe auch, dass er existiert. Wäre alles schon durch Schicksal vorherbestimmt, dann wäre das Leben nicht so lebenswert. Man könnte sich für etwas die Arme ausreißen und wäre trotzdem letzten Endes Sklave der Vorherbestimmung.

Freiheit ist ein wichtiger Lebensfaktor. Freiheit gibt es nur dann, wenn man nicht an etwas, wie beispielsweise Schicksal, gebunden ist.

CHICAGO - "Free"

https://youtube.com/watch?v=ZvX3M9DW8nE