Delphine - Rainer Maria Rilke (Gedicht) Inhalt?
Ich muss in der Schule einen Vortrag über das Gedicht halten und ich verstehe einfach nicht, worum es geht und finde nirgendwo eine Interpretation... Bin für jede Hilfe dankbar!!
LG Aliyah
2 Antworten
Das Gedicht kann man nur verstehen, wenn man einige griechisch-römische Sagen und Vorstellungen kennt. Rilke verwendet manchmal nur ein einziges Wort, um einen solchen Hinweis zu setzen.
Die erste Strophe ist für mich schwierig. Ein wichtiges Thema der griechischen Mythologie ist der Übergang, die Verwandlung, vom Tierischen zum Menschlichen. Die Götter, "Jene Wirklichen" lassen die Menschen, die "Gleichen", "wachsen". Delphine sind keine Fische, sondern "von fern dem Menschen zugeneigt", "Blut vom Blute" Tritone sind götterähnliche Mischwesen, halb Mensch, halb Fisch. Da müssen wir beide noch etwas nachdenken.
Die zweite Strophe beschreibt das Spiel der Delphine um die Schiffe herum, wie man es schon in der Antike auf griechisch-römischen Vasen ("Vase Rumpf und Rundung") dargestellt hat, siehe dazu die zwei Bilder, auch auf Youtube kannst du dazu Filme sehen, wie Delphine die Schiffe umspielen und in die Luft springen.
Die dritte Strophe spielt an auf die griechisch-römischen Legenden, daß man auf dem Rücken der Delphine reiten kann z.B. beim einem Schiffsunglück ( "einsame Gefahr" ) oder auch gefallene Helden, die auf dem Rücken der Delphine in das Jenseits ("Götter, Gärten") reiten. Schon in der Antike gab es das Sternbild "Delphin", welches auf eine Geschichte deutet, wo ein Sänger (Arion) von Piraten ins Meer geworfen wurde und von einem Delphin, durch den Gesang angelockt, gerettet wurde. ("Töne, Sternenjahr") Siehe Bild
Das ist übrigens das Gedicht :)
Jene Wirklichen, die ihrem Gleichen
überall zu wachsen und zu wohnen
gaben, fühlten an verwandten Zeichen
Gleiche in den aufgelösten Reichen,
die der Gott, mit triefenden Tritonen,
überströmt bisweilen übersteigt;
denn da hatte sich das Tier gezeigt:
anders als die stumme, stumpfgemute
Zucht der Fische, Blut von ihrem Blute
und von fern dem Menschlichen geneigt.
Eine Schar kam, die sich überschlug,
froh, als fühlte sie die Fluten glänzend:
Warme, Zugetane, deren Zug
wie mit Zuversicht die Fahrt bekränzend,
leichtgebunden um den runden Bug
wie um einer Vase Rumpf und Rundung,
selig, sorglos, sicher vor Verwundung,
aufgerichtet, hingerissen, rauschend
und im Tauchen mit den Wellen tauschend
die Trireme heiter weitertrug.
Und der Schiffer nahm den neugewährten
Freund in seine einsame Gefahr
und ersann für ihn, für den Gefährten,
dankbar eine Welt und hielt für wahr,
dass er Töne liebte, Götter, Gärten
und das tiefe, stille Sternenjahr.