Das Schulsystem: Schrecklich oder eigentlich in Ordnung?


10.08.2021, 19:56

Noch ein Video, was auch sehr aufschlussreich ist (danke an AusMeinemAlltag :)):

https://www.youtube.com/watch?v=-q0Sm8Kldn0&t=110s


10.08.2021, 20:20

11.08.2021, 23:14

Das Ergebnis basiert auf 43 Abstimmungen

Schrecklich :( 67%
Eigentlich in Ordnung (Verbesserungen möglich/wichtig) :/ 28%
Super duper :) 2%
Unentschlossen :0 2%

13 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Schrecklich :(

Die kreativsten und intelligentesten Schüler werden in unserem Schulsystem zu ahnungslosen, nichtshinterfragenden Robotern erzogen, die völlig veraltetes, irrelevantes, lückenhaftes Wissen auf Abruf haben und den Großteil davon noch nicht einmal logisch nachvollziehen können. Ich dachte immer, wir haben Bücher, Google, Wikipedia und Co. um Wissen aufzubewahren und Menschen sollten lernen, wie man dieses Wissen sinnvoll für sich und andere nutzt und erweitert. Das gesamte System und die Art der Wissensvermittlung sind das Problem, und da helfen auch Tablets und Smartboards mit Internetzugang nicht, wenn wir das Internet nicht endlich als eine sinnvolle Möglichkeit sehen, die Schülern zumindest das Auswendiglernen und die Reproduktion von Fakten erspart. Bildung kann man durch das Internet nicht erwerben, reines Wissen, also das, was in den meisten Schulen vermittelt und abgefragt wird, hingegen schon. Wir müssen uns endlich von der absurden Vorstellung verabschieden, dass diese Unterrichtvollzugsanstalten, die wir vollkommen irreführend Schulen nennen, Wissen vermitteln müssten. Alles Wissen der Menschheit kann man heute in sekundenschnelle einsehen. Die Schule sollte Kindern a) Dinge beibringen, die man nicht im Internet nachlesen kann (kritisches Denken schulen, Kreativität fördern, Schüler dazu motivieren, ihre Individualitäten und Stärken in sich zu entdecken, beibringen, woran man seriöse Quellen erkennt etc.) und b) beibringen, wie man Informationen sinnvoll für sich nutzen kann. Zu wissen, wie ein Querschnitt des Auges aussieht oder was vor 5000 Jahren irgendwo in Ägypten passiert ist, bringt, besonders in Zeiten der schnellen Informationsbeschaffung durch das Internet, niemandem (mehr) irgendetwas, und dürfte aufgrund fehlender Interesse und Anwendungsmöglichkeiten bei den meisten Schülern einfach nur in Bulimielernen ausarten. Es tut mir einfach weh, sehen zu müssen, wie es die Schule schafft, selbst die spannendsten Themen auf das Auswendiglernen von ein paar unnützen Trivialfakten, mit denen man höchstens noch in Quizshows punkten kann, zu reduzieren. Und dann wird sich noch darüber beschwert, die Schüler wären "faul" und "wollten nichts lernen". Kein Wunder, wenn sie im Unterricht nur Probleme lösen, die es ohne ihn gar nicht gäbe und ihnen jede Stunde eingeredet wird, sie wären "zu langsam", wenn sie eine Aufgabe nicht in der vorgegebenen Zeit abgeschlossen haben. Jedes Kind wird mit der Lust am Lernen und Entdecken geboren. Diese für das 21. Jahrhundert unglaublich wichtige Eigenschaft wird ihm jedoch wenn es in die Schule kommt nach und nach ausgetrieben, indem es konsequent als Objekt wahrgenommen und behandelt und ihm ständig genau vorgeschrieben wird, was es wie, wann, wo und mit wem zu tun hat. Wann verstehen die Lehrplanersteller, Lehrer und Kultusminister endlich, dass das Gehirn kein Muskel ist, der trainiert werden muss, sondern ein neuronales Netzwerk, bei dem Dinge, die es als nicht wichtig genug empfindet, zum GLÜCK nicht im Langzeitgedächtnis landen?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Middleground 
Fragesteller
 14.08.2021, 10:28

Ich danke dir von Herzen, du bringst es auf den Punkt. Ich stimme dir vollkommen zu, eine super gute Antwort. :)

1
Schrecklich :(
und das es  nicht das bewirkt, was es sollte.

Was soll es denn bewirken?

Ich glaube, dass Schulsystem tut genau das, was es soll: Es indoktriniert, es erzieht zur Gehorsamkeit, erzeugt bei manchen Menschen Angst, es belehrt und entlässt (bis auf wenige Aufnahmen) unselbstständige Menschen. Und das ist natürlich schrecklich
Das Problem ist, dass die meisten Menschen etwas anderes vom Schulsystem erwarten.

https://youtu.be/VXbsayf2ZmY

Bild zum Beitrag

Gruß Matti

 - (Schule, Mathematik, Deutsch)
Middleground 
Fragesteller
 11.08.2021, 23:33

Du hast vollkommen Recht. "Bewirken sollte" bezog sich auf meine Meinung. Ich denke, dass es nicht das bewirbt, was Schule bewirken sollte. Doch natürlich tut es das, was die Erfinder dieses Systems damit bezwecken wollten. Damit bin ich aber nicht einverstanden, Kindern sollten nicht Gehorsam und Unselbstständigkeit "antrainiert" werden.

Man sollte den Kinder denken und lernen (sprich Verknüpfen von Informationen, Vorgänge verstehen, etc.) beibringen, sie für Die Welt begeistern, ihre Talente und Kreativität fördern, über den Tellerrand hinausblicken, aktuelle Themen behandeln, sie motivieren, ... doch das alles passiert nicht, oder nur sehr selten.

Potenzial verkümmert am fließenden Laufband. Es passiert das, was du geschrieben hast. Was die Schule bewirken sollte, sieht am Ende wahrscheinlich immer irgendwer anders, aber so wie es jetzt läuft, finde ich es nicht in Ordnung.

VG

Middleground

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Kuhlmann26  12.08.2021, 08:45
@Middleground

Was Du beschreibst, ist nicht Aufgabe der Schule. Hier irren die meisten Menschen, die der Schule diese Aufgabe(n) andichten.

Menschen lernen, denken, verknüpfen, begeistern sich, entdecken ihr Talent usw. ganz von allein. Dazu muss man sie einfach nur in Ruhe lassen oder, wenn sie Fragen oder Anliegen haben, diese so gut wie möglich zu beantworten.

Es gibt Schulen, da werden Deine Vorstellungen umgesetzt. Das geschieht genau auf die Art und Weise, wie ich es geschrieben habe. Man lässt die Kinder/Jugendlichen selbst entscheiden. An welcher Regelschule kann ein Junge fünf Jahre lang jeden Tag angeln gehen?

https://www.gutefrage.net/frage/wie-kann-ich-meine-faulheit-ueberwinden-und-alle-hausaufgaben-machen#answer-384167354

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Schrecklich :(

Methoden aus der Vergangenheit sollen für die Zukunft vorbereiten. Sagt eigentlich schon alles. Vielleicht sollten sich Schüler und Eltern mobilisieren, ähnlich wie FFF. Das hatte ja auch zu einem medialen Erfolg geführt. Vielleicht schafft man dann sogar eine tatsächliche Veränderung.

Schrecklich :(

Ein Professor einer Freiburger Universität (ich weiß jetzt nicht mehr, welcher Fakultät der Herr angehörte), beschrieb das deutsche Schulsystem sinnbildlich so:

»Deutsche Schüler lernen in der Schule, wie man den Öffnungswinkel eines Mülleimerdeckels berechnet. Aber welche Art von Abfall in die Tonne darf, das lernen sie nicht.«

Gerade in Mathe könnte man durchaus etwas weniger abstrakten und dafür etwas mehr praxisorientierten Stoff durchnehmen. Die meisten Schüler wissen nach der 10. Klasse nicht, wie eine Banküberweisung oder eine Steuererklärung funktioniert. Dafür lernt man Sinus- und Cosinus-Funktionen, die allerdings bei den wenigsten Berufsausbildungen eine Rolle spielen ...

Außerdem gehören die Zugangsberechtigungen für Hochschulen bundesweit einheitlich geregelt. Es kann nicht sein, dass manche Schulabschlüsse, die man über den zweiten Bildungsweg erlangt, in manchen Bundesländern gar nicht vollständig anerkannt werden.

Unsere Ideologie bietet die Möglichkeit, das Schulsystem zeitnah weiter zu entwickeln. Leider gibt es zuviele Kräfte, die den Status Quo konservieren wollen.

Middleground 
Fragesteller
 11.08.2021, 23:06

Du bringst es auf den Punkt. Ich meinte in meiner Frage damit nur, dass im aktuellen Schulsystem die Ideologien vergangener Zeiten verfolgt werden. Mit den heutigen Ideologien sähe es ganz anders aus. Doch leider ist dem nicht so.

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luibrand  11.08.2021, 23:08
@Middleground

Du verwechselst hier was. Die Ideologie hat sich hier seit 1946 nicht geändert. Es ist ein Problem mit der Umsetzung von Erkenntnisgewinn.

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