Darf man beim Thema "Existenzrecht Israel" objektiv eine andere Meinung haben, oder ist man automatisch "Antisemit"?

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Objektiv eine andere Meinung 🤣

Made may Day

Packen wir das aus:

Zu sagen, dass Israel zB nicht existieren sollte (einige Leute bezeichnen diesen Standpunkt als "Antizionismus"), argumentiert, dass das jüdische Volk kein Heimatland haben sollte, d. H. Den Juden das Recht auf Selbstbestimmung verweigern sollte.

Eine lehrreiche Folgefrage zu dieser Aussage lautet: "Warum verdienen Juden deiner Meinung nach keine Selbstbestimmung gegenüber anderen Völkern der Welt?"

Warum sagst du zum Beispiel nicht, dass Südafrika nicht existieren sollte? Oder Australien? Oder Pakistan? Warum die Doppelmoral?

Für viele Menschen, auch für mich, ist diese Doppelmoral Antisemitismus.

Nayes2020  20.05.2021, 09:38

Moment deine Argumentation beruht auf eine Annahme.

Wenn jemand behauptet Israel soll garnicht existieren mag das soweit zutreffen.

Aber es sagt ja keiner dass man Israel gänzlich falsch sieht. Sondern vielleicht simpel der Standort oder die Grenzführung.

Da kann man zumindest nicht automatisch von Antisemitismus sprechen

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muecke44  20.05.2021, 09:39

hier geht es offenbar um die Staatengründung ratifiziert durch die UNO von Israel. Es wurde in der Präambel auch vereinbart, dass es einen Staat Palästina geben soll, dieser Passus wurde bis heute leider nicht ratifiziert. Ergo, es gibt durch die Völkergemeinschaft den Staat Israel und so wird es auch bleiben. Ob das nun der eine gut oder schlecht findet, bleibt denen ihre Meinung!

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BeviBaby  20.05.2021, 09:39
argumentiert, dass das jüdische Volk kein Heimatland haben sollte, d. H. Den Juden das Recht auf Selbstbestimmung verweigern sollte.

Muss nicht sein.

Es wäre genauso angemessen zu sagen 'Die Briten waren im Unrecht, als sie dieses Stückchen Land erobert haben, das sie dann später den Juden zur Gründung eines eigenen Staates gegeben haben, wie sie bereits in der Balfour-Deklaration festgehalten haben'.

Damit kritisiere ich im Endeffekt nicht die Verwendung, sondern die Eroberung... und von heutigem Standpunkt aus ist imperialistische Expansion und Eroberung eher zu verurteilen.

Nebenbei: Dass ich dieses konkrete Land anspreche heißt NICHT, dass ich Imperialismus etc. etc. nicht auch grundsätzlich verurteile. Ich spreche halt ein konkretes Land an. Das heißt aber nicht, dass ich den USA oder Indien oder Ägypten mehr 'Existenzrecht' zubilligen würde.

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GeriDerWolf  20.05.2021, 09:44

Klären wir das auf :

Es war unnötig einen ZWEITEN Staat für Juden zu gründen, es gab bereits seit 1934 das jüdische Oblast der damaligen SU.

Es ist auch nicht anti - semitisch festzustellen das es kein "jüdisches Volk" gibt. Es gibt auch kein hinduistisches Volk, kein muselmanisches Volk und kein Evangelisches. JUDENTUM ist eine monotheistische. "Religion" und mehr nicht. Irgendeine "Religion" ist kein Volk das einen Staat bräuchte.

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Abwehrer  20.05.2021, 09:48
@GeriDerWolf

Die jüdische autonome Oblast (Region) war 1939 zu 16% jüdisch. Ich denke, das war der größte Anteil Juden den es dort je gab. Es ist heute weniger als 1% jüdisch. In der Nachkriegszeit vor dem Fall der Sowjetunion lag sie zwischen 4% und 9%. Und der Prozentsatz sank stetig.

Und wenn aufeinmal millionen von Juden dorthin ziehen würden, würde die Regierung es sicher nicht unterstützen. Außerdem bringt dieses Gebiet ihnen nichts, weil Juden eine besondere Beziehung zu der Region haben, die wir jetzt Israel nennen.

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Nayes2020  20.05.2021, 10:04
@Abwehrer

Genau so wie alle anderen Monotheisirischen Weltreligionen auch. Der Islam eingeschlossen

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GeriDerWolf  20.05.2021, 10:32
@Abwehrer

Das berechtigt Angehörige einer "Religion" Deiner Aussage nach also dazu in einem Gebiet das NICHT das Ihre ist einen Staat zu gründen, weil sie "eine besondere Beziehung dazu haben" ?

Na dann befürwrtest Du doch bestimmt wenn sich Deutschland Lotharingen und den Elsass, Eupen/Malmedy Nordschleswig, Pommern, Ostpreußen und Posen - die Liste lässt sich fortsetzen - zurück nimmt ohne die heutigen Bewohner zu fragen. Wir sagen ihnen dann das wir "eine besondere Beziehung" zu diesen Gebieten haben, nach Deiner Aussage genügt das.?

Und bitte beantworte inwiefern irgendeine "Religion" ein Volk sei das einen Staat bräuchte ?

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Man darf zu allem eine Meinung haben. Wie diese von außen bewertet wird, liegt nicht in der Hand dessen, der diese Meinung vertritt. Unabhängig mal von deiner Frage in Verbindung mit dem Thema "Israel" tendiert seit einigen Jahren unsere Gesellschaft dazu, mahnende, nachdenkenswerte und nicht immer mehrheitskonforme Ansichten mit Ausschlüssen und öffentlichen Unterstellungen zu begegnen. Viele Menschen tröten einfach mit der Mehrheit mit, ohne eigene Gedanken oder Recherchen zuzulassen. Diese Entwicklung ist sehr bedenklich und hat mit Meinungsdiversität so gar nichts gemeinsam. Aber Hauptsache, es wird vorschriftsmässig gegendert!!! Unsere, vor allem jüngere, Gesellschaft hält sich für hochgradig offen und aufgeschlossen. Aber bitte immer mehrheitskonform!

Meinungen sind subjektiv und die Frage nach dem Existenzrecht Israels (wenn man es denn so nennen möchte... ich würde es anders bezweichnen) ist in erster Linie eine historische und bezieht sich vermutlich auf die Eroberung durch die Briten vom Osmanischen Reich, in erster Linie.

Damit haben die Juden ERSTMAL nicht wirklich was zu schaffen und eine entsprechende Verneinung ginge in meinen Augen auch nicht gegen Juden, sondern würde halt die britische Eroberungspolitik kritisieren. Wozu sie das Gebiet erobert haben ist wiederum ein anderer Aspekt, doch ich denke das wäre in meinen Augen der valideste Diskussionspunkt.

Ich habe mich allerdings mit Geschichte auseinandergesetzt (wenn auch nicht, speziell, mit diesem Teil der Geschichte, aber ich denke da gibt es verschiedene Herangehensweisen und ich würde von mir schon sagen, dass ich an solche geschichtlichen Fragestellungen etwas anders herangehe, als manch anderer). Das kann man allerdings nicht von jedem verlangen. Dementsprechend kann es durchaus sein, dass andere Leute sowas als antisemitisch wahrnehmen, obwohl du es nicht so gemeint hast. Und im Endeffekt kommt es ja vorwiegend auf die Außenwahrnehmung an, weniger darauf, was du nun wirklich 'bist' oder nicht?

Kurzum... das sind Fragen, die man diskutieren kann und darf. Doch ich würde es anders ausdrücken und vielleicht anstatt zu sagen 'Existenzrecht Israel' die konkrete Problematik nennen, die du ansprechen bzw. diskutieren möchtest.

dermarkus123 
Fragesteller
 20.05.2021, 09:42

Die Frage kommt daher: Nach dem Krieg haben die Siegermächte einfach so diesen Staat ausgerufen. Das bringt mich schon zu dem Punkt, ob das überhaupt gerechtfertigt war?

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BeviBaby  20.05.2021, 09:48
@dermarkus123

Sagen wirs so: Ich persönlich finde an der tatsächlichen Unabhängigkeit Israels jetzt kein nennenswertes Problem. Die waren Britisch kontrolliertes Gebiet und das ist in meinen Augen eher eine Sache GBs.

Wenn es jetzt um die Grenzen geht, die sich halt radikal nicht an den UN Teilungsbeschluss gehalten haben... da könnte man debattieren, ob Israel in diesen Grenzen, existieren sollte. Aber das bezieht sich ja nicht auf Israel im Allgemeinen.

Und auch wenn man die Grenzen kritisiert oder die Ausarbeitung der tatsächlichen Unabhängigkeitserklärung, dann kritisiert man in meinen Augen nicht Juden im Allgemeinen, sondern konkrete Juden, die eine entsprechende Expansion über die festgelegten Grenzen hinaus betrieben haben. Und diese Expansion an sich halte ich persönlich auch für kritisch... aber das ist in meinen Augen nicht antisemitisch, denn es geht ja nicht gegen Juden schlicht und einfach aus dem Grund, DASS sie Juden sind.

Das ist, als hättest du einen Laden und ein Kunde, der zufällig Jude ist, klaut irgendwas. Du hältst ihn fest, du zeigst ihn an... das richtet sich dann aber gegen diesen einen konkreten Kunden und auch nicht in seiner Eigenschaft als Jude, sondern in seiner Eigenschaft als Ladendieb. Würdest du jetzt allerdings sagen 'alle Juden sind raffgierige Kriminelle', dann wäre das antisemitisch.

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Haiyang  20.05.2021, 10:20
@BeviBaby

Die Siegermächte sollen nach dem Kriegsende "einfach so" den Staat (Israel) ausgerufen haben ?

Wer sagt das, bzw. wo steht das ?

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Haiyang  20.05.2021, 10:30
@dermarkus123

Die Siegermächte sollen nach dem Kriegsende "einfach so" den Staat (Israel) ausgerufen haben ?

Wer sagt das, bzw. wo steht das ?

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Haiyang  20.05.2021, 10:37
@dermarkus123

Ich kenne die Geschichte um die Abstimmung in der UN zur Teilung von Palästina schon. Die Briten haben sich enthalten.

Also besser Vorsicht mit saloppen Aussagen, gerade zu diesem Thema. Sonst gilt man schnell als Lügner, als Kriegstreiber bla blubb ...

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Beim Existenzrecht zählen keine Meinungen, sondern Fakten. Wikipedia schreibt:

Von einem Existenzrecht spricht kodifiziertes Völkerrecht analog zum grundlegenden Recht auf Leben seit dem 19. Jahrhundert meist in Bezug auf Nationen. Es beinhaltet dann ihre gemeinsame Sprache und Kultur. Sofern sie sich gemäß dem Selbstbestimmungsrecht der Völker in Nationalstaaten organisieren, bezieht sich der Begriff auf die staatliche Souveränität, die unter anderem ein abgegrenztes Staatsgebiet, eine gemeinsame Staatsangehörigkeit der Bürger und eine mit einem Gewaltmonopol ausgerüstete Staatsverwaltung voraussetzt und deren Selbstverteidigungsrecht beinhaltet.

Der UN-Teilungsplan von 1947 sieht unter anderem einen Staat Israel vor:

Die Resolution 181 sah einen israelischen und einen arabischen Staat in Palästina sowie einen exterritorialen, von mehren UN-Staaten verwalteten Bezirk um Jerusalem vor.

Wer Israels Existenzrecht nicht anerkennt, stellt sich gegen diese UN-Resolution und gegen das Völkerrecht.

Wer den Staat Israel ablehnt und seine Existenz anzweifelt, der spricht sich gegen eine Heimstätte für Juden aus. Ob dies nun antisemitisch ist, hängt vom Motiv ab.

Leugnet man die Existenz Israels, weil es sich um einen jüdischen Staat handelt? Dieses Motiv wäre eindeutig antisemitisch.