Charakter von Richard Wagner
Welche Charakterzüge hat Richard Wagner. Egal was man googlt. Es kommt immer nur die Biographie von Richard Wagner. Ich suche jetzt schon Stunden danach und hab noch nichts gefunden. Ihr müsst mir ja nicht Antwort sagen aber wonach man suchen muss oder wo man es finden könnte :) Vielen Dank im voraus!
4 Antworten
Wagner war hoch intelligent, feinfühlig, zum Schalk aufgelegt, nachdenklich, politisch kritisch, ein leidenschaftlicher Familienmensch, der seine Kinder liebte, ein Hunde-und Katzen- Narr , ein Gegner der Vivisektion, er liebte anspruchsvolle und luxuriöse Lebensverhältnisse, war ständig in Geldnöten und verschuldet bis Bayern -König Ludwig II. ihn 1864 seiner Nöte enthob, er war ein Arbeitsmensch, der trotz ständig auftretender Krankheiten, die ihn immer wieder in Kuranstalten trieben, zurückgezogen unentwegt an seinen Werken arbeitete, er liebte kostspielige Düfte und die Frauen, reiste sehr oft nach Italien und starb schließlich am 13. Februar 1883 in Venedig.
Danke für den Stern. Etwas möchte ich noch hinzu fügen : Wenn wir alle Charaktere der großen Künstler, deren Werke wir so schätzen, unter die Lupe nehmen würden, erführen wir so manches, was uns Staunen machen würde. Beethoven war ein Chaot, Schubert ein Schmuddel bis zur Peinlichkeit, der große Maler Caravaggio gar ein Mörder und übler Raufbold, aber was ist von ihnen geblieben - ihre unvergänglichen, genialen Werke. Die sollten uns genügen, um sie zu ehren und um Charakterfehler zu suchen, sollten wir uns auf uns selbst besinnen.
Es gibt ein interessantes Buch, das die Komplexität der Genies beleuchtet mit der Untersuchung "Wer beurteilt Sieger und Genies?"
"Die Sieger. Wodurch Genies, Phantasten und Verbrecher berühmt geworden sind." von Wolf Schneider
ciao, Vernichter235! Richard Wagner war ein Egoman, bekannt als äusserst arrogant, war leicht zu verärgern, unhöflich - und ein Antisemit. Er beliebte generell nur "vom Juden" zu sprechen, unfähig, zu unterscheiden. Seine Unzulänglichkeiten kann man nur unmittelbar auf seine Bürgerlichkeit und bildungsbürgerliche Pedanterie zurückführen.
Er wollte über alles vollständige und totale Kontrolle, war ein politischer Dissident.
Mit Geld umzugehen war nicht seines, er lieh sogar von Orchestermitgliedern Geld, wenn diese es zurückforderten, entliess er sie einfach.
Kein angenehmer Zeitgenosse!
Wie sagte Liszt über ihn?
"Die Opposition, welche Wagner bis jetzt erfahren mußte, ist in vorübergehenden Ursachen, in künstlerischen, um nicht zu sagen künstlichen Gewohnheiten begründet. Die Sympathien, welche er erweckte, sind wesentlich deutsch und national..."
Eine gute Schilderung gibt dir das Buch: Ulrich Drüner: Schöpfer und Zerstörer. Richard Wagner als Künstler. Böhlau Verlag
Mit gängigen Klischees und maßloser Übertreibung kann man das größte Genie klein reden. Welch oberflächliche Beschreibung, die jeden, der sich ausgiebig jahrzehntelang mit Wagner beschäftigt, den Kopf schütteln lässt. Die Aussage Franz Liszt`s , hier willkürlich aus dem Zusammenhang erwähnt, diffamiert Wagner in keiner Weise. Liszt war Wagners lebenslanger Freund. Wagner hatte überdies jüdische Freunde und der Dirigent der Uraufführung des Parsifal 1882 war Hermann Levi, ein Jude.
Wir haben nicht erst nötig, die Verjüdung der modernen Kunst zu bestätigen; sie springt in die Augen und bestätigt sich den Sinnen von selbst. Viel zu weit ausholend würden wir auch verfahren müssen, wollten wir uns aus dem Charakter unsrer Kunstgeschichte selbst diese Erscheinung nachweislich zu erklären unternehmen. Dünkt uns aber das Notwendigste die Emanzipation von dem Drucke des Judentumes, so müssen wir es vor Allem für wichtig erachten, unsre Kräfte zu diesem Befreiungskampfe zu prüfen.
Richard Wagner in seinem Brief an Marie Muchanoff, geborene Gräfin Nesselrode.
P.S. selbst A. Hit.ler hatte jüdische Freunde - und einige von ihnen waren direkt in seinem engstem Stabe. Wie man wissen sollte.
Damit ist diese Debatte für mich beendet.
Aufgrund des Rates von andreasolar habe ich mir das von ihr vorgeschlagene Buch zu Gemüte geführt, und - interessiert - dann auch noch das von Egon Voss, Wagner-Forscher und Musikwissenschafter - besorgt und gelesen:
http://www.chbeck.de/Voss-Richard-Wagner/productview.aspx?product=10250082
und - festgestellt, dass meine Einschätzung Wagners weder unrichtig, noch übertrieben oder einem gängigen Klischee folgend war.
Vielleicht sah ich seinen Charakter nur etwas weniger "voreingenommen" denn ein - scheins - absoluter Wagner-Fan.
LG
Ich denke ihr habt beide in gewisser weiße Recht :)
Wenn man Richard Wagner nicht so gut kannte, kam er einem vielleicht arrogant und egozentrisch vor. Das was ich bis jetzt über ihn gelesen hab spricht sehr dafür das er antisemitistisch war in gewissen Zügen, da er ein 'sympathisant' von Hitler war.
Was ihr beide sagtet 'Er ist jemand gewesen der gern im Luxus gelebt hat'.
Wenn man ihn aber besser kennen lernt oder ein guter Freund von im war wie Franz Liszt kennt man ihn besser und weiß das er ein absoluter Familienmensch und Tierliebhaber war. Man weiß auch das er im privaten sich feinfühliger, scherzhafter und liebvoller zeigte.
Ich hoffe ich hab eure Beiträge richtig interpretiert und richtig zusammengefasst :)
bitte lies das:
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Judenthum_in_der_Musik
Typisch für Wagner war meiner Ansicht nach seine Doppelseitigkeit - als Beispiel diene, dass er Ludwig geradezu nachlief - um ihn andererseits als "unmusikalischen Despoten" zu titulieren....
Ich darf dir zum Antisemitismus der Familie Wagner noch ein Buch empfehlen, ein Interview mit dem Autor findest du anbei.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1008575/
Als egozentrisch allerdings war er sogar bei seinen besten Freunden verschieen...
LG
letztendlich möchte ich - nach reiflicher Überlegung - doch noch eines draufsetzen: Die "Freundschaft" von Franz Liszt zu Richard Wagner wäre wohl genauer zu durchleuchten.... Schliesslich war Liszt der Schwiegervater von Wagner.... und cosima auch ziemlich "judenfeindlich". Dass Wagner familienfreundlich war, reduziere ich darauf, dass er seine Frau mitnahm, als er bei Nacht und Nebel vor seinen Gläubigern floh. -
Ich denke, er hat über sich selbst "genug" gesagt:
Gerade die Edelsten, d.h. diejenigen, denen nur am Wohle der anderen Menschen lag, und die ihr eigenes Wohl willig dafür opferten, blieben stets ohne den mindesten Einfluß auf die dauernde Gestaltung der Dinge.
LG
Also als Erstes- über Wagner braucht mir keiner etwas erzählen, es ist eines meiner Spezialgebiete. Völlig absurd ist allerdings die obige Bemerkung von Vernichter :
"...da er ein 'sympathisant' von Hitler war."
Wagner starb 1883 und hatte keine Ahnung, dass es nach seinem Tod mal einen Adolf H. geben würde. Wann der lebte, ist bekannt. Und dass Adolf H. die Wagner Musik mochte, kann man dem Komponisten nun wirklich nicht anlasten, diese Namens- Verbindung ist völlig abwegig. Deshalb : "Verachtet mir die Meister nicht und ehrt mir ihre Kunst ! " Wagner war ein Ungeheuer an Genie, eine Doppel- Begabung ersten Ranges und darauf sollte man sich konzentrieren, denn er hat die Menschheit mit unvergänglichen und einzigartig schönen Werken beschenkt, die für sich sprechen..
Hallo, Vernichter 235, momentan wird in hr2 jeden Morgen ab 9:30 Uhr aus der Wagner-Biographie von Martin Gregor-Dellin vorgelesen (Sprecher ist Ulrich Noethen). Als Taschenbuch wohlfeil erhältlich:
Wenn dich Richard Wagner interessiert, lies seine Autobiografie "Mein Leben".