Canon EOS250 D für Astrofotografie?

1 Antwort

Von Experte Basinga795 bestätigt
Canon EOS250 D für Astrofotografie?
Hi,
kann man mit dieser Kamera Bilder von einzelnen Objekten, wie den Orion Nebel oder die Andromeda Galaxie machen?
Grundsätzlich kannst du mit jeder Kamera Astrofotografie machen.

Idealer sind Natürlich Kameras mit Hohem Signal/Rausch abstand aber auch günstige Einsteigersystemkameras bringen gute Ergebnisse wenn man weiß wie und wenn alles andere stimmt.

apropos alles andere:
Stativ und Tele Objektiv sind vorhanden.

Das sind 2 der Deutlich Kritischeren Komponenten, dein Stativ muss halt super stabil sein. also verzichte auf Luxus wie "beine ausfahren" und verwende idealerweise einen Fernauslöser. auch Spiegelvorauslösung ist wirklich wichtig damit es keine Verwackler gibt.

Was dein Objektiv angeht, Idealerweise willst du ein Manuelles Objektiv (Auto Fokus bringt dir am Sternenhimmel keine punkte) ohne zoom und mit guter offenblende. Außerdem zeigt sich am Sternenhimmel was dein objektiv wirklich wert ist, denn Farbfehler, und Verzeichnung werden sich hier sehr deutlich zeigen. Das Samyang 135mm f/2 ist ein großartiger Kandidat.

Sonstiges hilfreiches Zubehör wäre ein StarTracker um die Rotation der erde auszugleichen. Der ist vor allem mit langen Brennweiten notwendig um ausreichend lange Belichtungszeiten zu bekommen, ansonsten hast du einfach nur Strichspuren von Sternen oder ein schwarzes Bild weil zu kurz belichtet:

https://youtu.be/w80ktRruhv0?t=30

und der Rest ist einfach nur die korrekte Verwendung deiner Ausrüstung:
Selbst wenn sie ein bisschen unscharf oder nicht soo gut sind

Bild zum Beitrag

In durchnummerierten Schritten also:

  1. Du brauchst eine Klare Nacht, am besten bei Neumond, weit entfernt der Zivilisation (oder zumindest keine größere Stadt in der Richtung in die du fotografieren möchtest) und am besten hast du am nächsten morgen frei und kannst ausschlafen. Jetzt im Winter sind auch Handschuhe und eine Dicke Jacke hilfreich und PanzerTape sollte man eh immer dabei haben.
  2. Wenn du bereits einen Star Tracker gekauft hast kannst du diesen jetzt aufstellen und einnorden, falls nicht gibt's nochmal eine Besonderheit zur Belichtung auf die ich am ende eingehe.
  3. Fertig eingenordet richtest du jetzt also deine Kamera auf ... einen hellen Stern oder einen Planeten und du fokussierst manuell bis dieser Stern den kleinstmöglichen punkt ergibt, es gibt auch ein günstiges Hilfsmittel namens Bahtinov Maske, die macht das leichter, aber es geht auch ohne. wenn der Fokus sitzt (ruhig auch ein Testbild machen und maximal rein zoomen um das zu prüfen) fixierst du Fokus Rad und ggf. auch deinen zoom mit einem streifen Panzertape, die sollen sich nicht versehentlich verstellen.
  4. Jetzt richtest du dein Objektiv auf das Objekt deiner Wahl, Orion ist ein Guter und leichter Anfang, einfach zu finden und auch hell genug dass man selbst ohne Startracker ein Foto hinbekommt.
  5. Belichtungszeit: Wenn du einen Startracker hast probierst du das mit ein paar Testbildern aus, belichte 30s, schau ob auf dem Foto strichspuren sind (sowas passiert durch Ungenauigkeit des Tracker und durch unsauberes einnorden) und wenn's punkte sind probier's mit längerer Belichtungszeit, wenn's striche oder kleine Eier sind halbiere die Belichtungszeit. Für Bilder ohne Startracker kannst du dir vorher ausrechnen wie lang du belichten kannst https://www.focustoinfinity.de/npf-rechner/ im Beispiel für deine Kamera mit einem Samyang 135mm objektiv wäre das 0,7s wenn du mit kleinen eiförmigen Sternen leben kannst, kannst du das auf 1s aufrunden.
  6. Blende natürlich komplett auf.
  7. ISO so hoch wie es nötig ist, scheu dich nicht vor ISO 6400 oder mehr. Mach ein Testbild und schau dir davon das Histogramm an, du erkennst einen "Berg" am linken Rand welcher den schwarzen Hintergrund des Nachthimmel darstellt, dieser darf nicht mehr am linken Rand kleben, etwa 1/4 - 1/3 des weges sollte er rein stehen.
  8. Fotos machen, Viele ... sehr viele, so viele wie geht. ein Intervallmeter hilft damit dir nicht der Finger abfällt, falls du mit Startracker fotografierst kann dieser auch den Auslöser gedrückt halten um im BULB Mode mehr als 30s präzise belichten zu können. Wenn du keinen Tracker hast musst du aller paar Minuten kurz pause machen um die Kamera deinem Wunsch Objekt hinterherzuführen.
  9. mach Fotos bis zur Morgendämmerung oder bis dein Wunschobjekt hinterm Horizont ist, danach setzt du den Deckel auf die linse und machst mehr Fotos, mit den gleichen Einstellungen, einfach nochmal so 30 - 50 mehr.
  10. Jetzt darfst du abbauen, nach hause gehen und ausschlafen
  11. und nach dem aufwachen voller Vorfreude alle Bilder auf den PC kopieren, du hast natürlich in RAW fotografiert.
  12. jetzt erstmal aussortieren, Test Fotos kommen in den Müll, Bilder mit Sternen kommen in einen Ordner Lights, die Bilder vom ende der Nacht mit Objektivdeckel in einen Ordner Darks
  13. Dann kommen alle Bilder in ein Programm namens deepskystacker, Lights als Lights, Darks als Darks, Bias und flat kannste erstmal ignorieren.
  14. jetzt die Bilder Stacken, DSS wird dir Einstellungen vorschlagen und die sind OK so, daran musst du nur was ändern wenn du was spezielles vorhast.
  15. Stacken dauert etwas also Mittagessen
  16. am ende kommt ein Bild heraus das sehr dunkel ist welches du als TIF abspeicherst, das kannst jetzt in Fotoshow oder Lightroom (oder Gimp) Laden um die schwachen Nebel Strukturen vor dem dunklen grau des Hintergrund sichtbar zu machen.

und joa, das ist die kurzgefasste anleitung.

Bild zum Beitrag

Woher ich das weiß:Hobby – Hobbyfotograf, Landschaften und Deep Sky Astrofotografie.
 - (Kamera, Universum, Canon)  - (Kamera, Universum, Canon)
Sternenkarotte 
Fragesteller
 14.02.2023, 20:35

Vielen Dank für deine Mühe und deine ausführliche Antwort!

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