BWL: warum sagt man "neutrale aufwendungen (/Erträge)"?

4 Antworten

Im Rechnungswesen unterscheidet man zwischen dem externen und dem internen.

Das externe ReWe ist die Buchführung. Diese basiert auf Steuergesetzen. Da ist also klar gesetzlich vorgeschrieben, wie die auszusehen hat und was dort alles auf welche Weise erfasst werden muss. Schließlich ist die Buchführung auch das, woraus der zu versteuernde Gewinn ermittelt wird. Sprich, am Ende steht hier das Finanzamt und schaut, wie viel Steuern man zu zahlen hat. Hier muss also ALLES, was irgendwie an Vermögen im Unternehmen da ist bzw. an Geld fließt, nach klaren Regeln dokumentiert sein.

Das interne ReWe ist hingegen dafür gedacht, dass der Unternehmer schauen kann, ob und wie gut das Unternehmen läuft. Somit darf dieses völlig frei gestaltet werden, so, wie der jeweilige Unternehmer es gerne hätte. Natürlich gibt es aber auch dafür Vorgehensweisen, die sich im Laufe der Zeit als funktional und sinnvoll herausgestellt haben und die somit auch von vielen Unternehmen verwendet werden. Eine gesetzliche Pflicht wie beim externen ReWe gibt es dafür aber nicht.

Von neutralen Aufwendungen und Erträgen spricht man bei der sogenannten Abgrenzungsrechnung. Das ist der Zwischenschritt, den man geht, nachdem man das externe ReWe "erledigt" hat und nun die Zahlen ins interne "übertragen" will.

Neutral sind dabei all die Geldflüsse, die nicht wirklich was mit dem eigentlichen Kerngeschäft des Unternehmens zu tun haben ("betriebsfremd"), deren Ursache nicht in der betrachteten Zeitperiode lag ("periodenfremd") oder nur einmalig ungeplant vorkamen ("außerordentlich").

Um den Sinn zu verstehen, weshalb man die rausrechnet, stell dir mal vor, du bist Unternehmer und verkaufst zum Beispiel Kugeleis. Stell dir vor, du willst wissen, ob es sich lohnt, im Januar deinen Verkaufsstand aufzubauen oder ob du damit nur Minus machst.

Jetzt stell dir vor, du verkaufst im Januar einen Firmenwagen. Außerdem hat einer deiner Lieferanten Monate zuvor die Rechnungslegung vergessen und schickt die jetzt erst. Und dann geht auch noch der Eiswagen kaputt, was sonst nie der Fall war, und du musst die Reparatur bezahlen.

All diese Erlöse bzw. Aufwendungen müssen natürlich in der Buchführung erfasst werden. Aber was sagt der Verkauf des Autos darüber aus, ob du genug Eis verkauft hast, damit sich das Öffnen im Januar lohnt? Und auch die beiden Kostenpunkte verfälschen das Ergebnis, auf dessen Basis du diese Entscheidung treffen musst.

Und genau deshalb macht man die Abgrenzungsrechnung - damit man eine aussagekräftige, belastbare Basis hat, auf der man unternehmerische Entscheidungen treffen kann :).

neutrale Aufwendungen

  • Das Adjektiv "neutral" drückt aus, daß die Aufwendungen für die betriebliche "Kosten- und Leistungsrechnung" ohne Berücksichtigung bleiben.

Neutrale Aufwendungen sind also Aufwendungen, die keine Kosten darstellen; d.h. der Aufwand, der nicht Zweckaufwand, also nicht durch den betrieblichen Leistungsprozess der Periode verursacht oder einmaliger Aufwand außer der Reihe ist.

Das sind aber ebenfalls steuermindernde Betriebsausgaben, wie alle anderen Aufwendungen (Kosten) auch.

Das sind Kosten, die zwar im Wirtschaftsjahr getragen wurden. Aber wenn man beurteilen will, welche Einkünfte der Betrieb "nachhaltig", d.h. über mehrere Jahre hat, werden die nicht mitgerechnet.

"Neutral" also deswegen, weil die den nachhaltig erwirtschafteten Gewinn weder heben noch senken.

Z.B. Sonderabschreibungen sind "Aufwand" und senken den steuerlichen Gewinn. Sie sind aber für einen Controller, der ermitteln will, ob der Betrieb sich positiv entwickelt, nicht relevant.

Neutrale Aufwendungen sind Aufwendungen die sich nicht direkt auf das Unternehmen beziehen oder untypisch für den Unternehmensalltag sind, beispielsweise Aktienkäufe bei anderen Unternehmen oder Spenden.

Das gleiche bei Erträgen. Aktienerlöse stehen nicht direkt mit dem Unternehmen in Verbindung deswegen sind sie neutrale Erträge.