Bin ich Transgender oder ist das nur eine Phase? Und was soll ich am Besten tun?

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Aber auch ist sie die Meinung, dass es nur eine Phase um mich selbst zu finden sein könnte, da viele Jugendliche sich in der Pubertät ähnlich fühlen.

Ich kenne viele Berichte von transidenten Menschen und deine Beschreibung weist sehr viel mehr auf Transidentität hin, als auf eine Phase. Ich würde dir zur einer LGBT Beratungsstelle raten und vor allem dazu, den Therapeuten zu wechseln, hin zu einem, der sich mit Transidentität auskennt.

Innerlich habe ich manchmal Angst davor, was passieren würde wenn ich biologisch männlich wäre, trotzdem sehne ich mich wie verrückt danach.

Da das nicht eintreten kann, musst du auch keine Angst davor haben. Dein Körper ist wie ein Auto und du bist der Fahrer. Dein "Auto" ist ein weibliches Modell, aber du, der Fahrer bist männlich.

Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass deine Depression durch die Transidentität verursacht wird und zwangsläufig immer schlimmer wird, je mehr dir ein Therapeuth versucht, das auszureden oder dich auf Depressionen behandelt, statt die Transidentität als Ursache in Betracht zu ziehen. Wenn er deine männliche Identität verleugnet, ist das ein unbewußter direkter Angriff auf dich und das trägt nicht gerade zur Vermeidung von Stress und Depressionen bei.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selbst nonbinary, queer, pan, crossdresser

Das klinkt für mich nach Trans* aber lass es noch ein paar Jahre auf dich wirken sonst schließst du voreilige entschlüsse.Es ist gut wenn du einen Therapeuten hast mit dem du darüber sprechen kannst und auch solltest.Es ist wichtig dir das Thema selbst nahe zu bringen dich zu belesen und auszutesten. Aber warte wirklich noch ein Paar Jahre.Und versuche auch mal noch weiter in die Vergangenheit zu reisen."War es in der Kindheit auch so?" oder Frage dich auch mal "Wie sehe ich mich in meinen Träumen?"

Bitte entschuldige: Deine Frage ist beinahe ein halbes Jahr alt – und dennoch sicherlich nicht abgehandelt. Nur „zufällig“ war ich noch darauf gestoßen. Aber da mir Deine Frage „zugefallen“ ist, möchte ich darauf eingehen. Dabei muss ich weiter ausholen.

Du stellst dar, Du hasst alles, was an Dir „weiblich“ sei. Z. B.: Du „hasst“ Dein weibliches Gesicht. Aber was kann verabscheuenswert sein an einem „weiblichen“ Gesicht? Ich denke, Du verabscheust eher Bilder, Erwartungen, Assoziationen, die mit dem „weiblichen“ Gesicht einhergehen. Ein jeder wird – mehr oder minder, bewusst oder unbewusst – von gesellschaftlichen Gepflogenheiten und Denkmustern geprägt.

Es ist ein sehr schwieriges Moment unseres Gesellschafts- und unseres Menschenbildes, dass so kompromisslos Individualität nicht bloß als persönliche Eigenheit, sondern auch als Abgrenzung nach außen hin verlangt wird. Da muss ein Mann in Ehe bzw. Lebensgemeinschaft auch weiterhin seine „Männerabende“ aufrechterhalten, eine Frau weiterhin ihre Shopping-Tage mit Freundinnen oder ihre „Mädelsabende“ beibehalten. Tun er oder sie das nicht, dann sind andere enttäuscht: „Ich kenne sie/ihn gar nicht mehr wieder, seit…“ und „Es ist nicht gut, dass er/sie nur noch mit x/y zusammen ist und gar nichts mehr für sich macht.“

Aber was ist das? „Für sich machen“? Vielleicht tut man gerade in der Zweisamkeit für sich mehr als je zuvor. – Alte asiatische Philosophien geben ein völlig anderes Modell ab, wenn das Yin und Yang als sich ergänzende Teile des Ganzen die ersehnte Einheit und die ersehnte Ergänzung seiner selbst bieten. Da kann man dann also auch so ganz Ehe/Lebensgemeinschaft mit dem anderen sein – und darf andere Ertüchtigungen der Suche oder des Ausgleichs / der Ablenkung fallen lassen, wenn man sich mit einem Menschen an seiner Seite nun endlich finden kann – in der Gegenseitigkeit, als Einheit und Einigkeit in der Zweisamkeit.

Ich muss hier also auch konkret von mir selbst sprechen, damit ich verständlicher werde.

1994 kam ein Buch heraus, „Frauen wollen’s anders“. Herausgeberinnen und Autorinnen – allesamt Frauen, allesamt also wissen, wovon sie schreiben. Wenigstens so aus der Selbstbetroffenheit heraus.

Ich hatte mir Antworten und Aufschlüsse erhofft, hatte gedacht, ich könne mehr über Frauen erfahren – und musste feststellen, dass sie ständig über MICH geschrieben haben! Plötzlich fand ich MEINE Empfindungen und Wahrnehmungen beschrieben. Wie erfrischend, wie erholsam, wie erleichternd. Und zugleich: wie frustrierend! Denn sie wurden ja nun eindeutig und fehlerhaft als „weiblich“ etikettiert. Auch hier wurde sie ganz hart unterteilt, abgegrenzt, vereinnahmt: Das Gegenteil davon also sollte männlich sein? Ich BIN ein Mann! Und empfinde so.

Ich habe kein Problem mit meiner männlichen Sexualität. Ich habe auch nicht das Verlangen, es nicht zu sein. Dennoch fühle ich mich durchaus auch „nicht vollständig“ mit dem, was das männliche Geschlecht mir bietet und mir offenbart.

Zudem: Rein sexuell habe ich nicht das Verlangen, kein Mann zu sein. Jedoch, ich empfinde bisweilen – und es gab Zeiten, da war das auch stärker – Neid auf die weiblichen Erlebnis- und Daseinshorizonte. Ich meine damit nicht nur das weibliche Körperempfinden, sondern auch die sexuelle Erlebnisbreite.

Ja, mir bleibt verschlossen, welch komplexe Wahrnehmungen etwaig eine Vagina über die Konzentration auf Eichel/Klitoris hinaus eröffnet. Mir bleibt verschlossen, auf welche Weise eine weibliche Brust die Wahrnehmungen verändert und – vielleicht nur vorgestellt – erweitert, gegenüber der Stimulation der Brustwarze allein. Nicht verschlossen bleibt es auch mir als Mann, was die Einbeziehung anderer Körperpartien, anderer besonders berührungssensibler Zonen an Wahrnehmungsbreite und Wahrnehmungstiefe bietet.

Neid empfinde ich auch, die weibliche Garderobe betreffend: „Typisch“ männliche, maskuline Kleidung bin überhaupt nicht ich. Das BIN ich nicht – das bin nicht ICH. Jenseits dessen aber bieten die Moden dem Mann deutlich weniger Ausdrucksraum, deutlich weniger Vielfalt. Damit meine ich nicht, sich ständig irgendwie anders zu geben, sich immer wieder anders zu „verkleiden“, eine ständig andersartige Selbstdarstellung zu kreieren. Sondern ich meine die Möglichkeit, seinen eigenen Stil zu entwickeln und sich innerhalb dessen – zur eigenen Persönlichkeit passend – zu kleiden.

Mir sagte einmal eine Frau, ich sei in vielem männlicher, als so mancher Macho. Jedoch, in dem gesellschaftlich vorherrschenden Bild von Mann und Männlichkeit finde ich mich nicht wieder. Mit dem, was angeblich „männlich“ sei, empfinde ich mich als nicht nur bruchteilig, sondern gar als fehlerhaft dargestellt.

Dennoch käme ich nicht darauf, mich als „zwischengeschlechtlich“ zu empfinden. Auch dann nicht, wenn ich mich danach sehne, ursächlich weibliches Körperempfinden und ursächlich weibliche Körperwahrnehmung erleben zu können, so ist mir aber klar, dass dieses schlicht nicht erschließbar ist.

Man muss sich auch einmal bewusst machen: Selbst eine geschlechtliche Umwandlung ist ja gar keine. Sondern sie ist die Wegnahme des biologischen Geschlechts. Das andere Geschlecht, das man erlangt, wird ja nur nachgestellt. Das andere Geschlecht KANN körperlich nicht wirklich erlangt und erschlossen werden. In Vielem bleibt das andere Geschlecht bloß die Darstellung des anderen Geschlechts.

Wird nicht also ein geschlechtlich umgewandelter Mensch (in welcher Richtung auch immer) ein endlich gänzlich Heimatloser? Das eine bist du nicht mehr, in dem du dich auch nie so recht beheimatet gefühlt hast – und das andere wirst du niemals, weil es schlicht biologisch nicht machbar ist. Das andere, ersehnte Geschlecht bleibt bruchstückhaft – und Illusion. Eine Illusion nicht nur im Kopf, sondern auch eine Illusion, an der man für die Umwelt ständig arbeitet: Durch die künstliche Zuführung von Hormonen, durch Make-Up…

In diesem Sinne jedoch frage ich mich auch, ob nicht tatsächlich Transsexualität/Transidentität nur ein Versuch ist, gesellschaftlichen Festlegungen zu entfliehen. Die Begrifflichkeit der Transidentität bietet mit seinem Definitionsbild ein „Bild“ für die Gesellschaft, mit dem man „umgehen“ kann. Aber ändert es etwas? Denn verbohrt und festgefahren sind Mensch und Gesellschaft, die den Ordnungsrahmen benötigen, um allmählich mit etwas umgehen zu lernen, das an sich ganz alltäglich ist.

Wenn Du zu einem Therapeuten wechselst, der sich „mit Transidentität auskennt“, so rechne aber auch vorsichtig damit, dass Dich gerade ein solcher hinlenken wird zu der Vorstellung, Transidentität sei Dein wahres Ich. Möglicherweise wird er das tun, weil es sein Profil und der Schwerpunkt seiner Fachkenntnis ist. Die Präferenz eines Therapeuten ist nicht nur eine Chance – sondern beinhaltet auch das Risiko, dass DEIN Blick auf die Dinge verengt wird!

Es ist schwierig, Antworten von Deinen eigenen Träumen herzuleiten. Du bindest unterbewusst in Deine Träume ein, was Dich befasst und vereinnahmt. – D. h. aber ebenfalls, wenn Du stark von der Hoffnung auf den „Status“ Transgender eingenommen bist, dann träumst Du auch davon. Du „erhoffst“ Dir etwas davon, Du hast Bilder dazu im Kopf, Vorstellungen davon, wie es sein könnte, Du knüpst mehr oder minder konkrete Erwartungen daran. Träume kommen aber nicht von außen! Träume sind die Verarbeitung dessen, mit dem Deine Neuronen (Neuron = die gesamte Nervenzelle mit all ihren Ausformungen und Bestandteilen) befasst sind. Das können also bewusste Gedanken, unterbewusste Altlasten, aber auch gegenwärtige Impulse (Bewegung, Schmerz etc.) sein.

huhuuu,

Selbstfindungsphase hin oder her. Tatsächlich ist es üblich, dass man für jeden Verhaltensunterschied unbedingt eine Erklärung benötigt. Besonders, wenn es darum geht eine Diagnose aufzustellen.

Sollte es zurzeit dein innigster Wunsch sein, dich männlichen Verhaltenszügen hinzugeben, dann solltest Du ihn auch nicht zurückstellen. Immerhin lebst Du ja dein Leben. Daher trägst Du auch die Konsequenzen für deine Entscheidungen. Insofern gibt es dann natürlich die Erziehungsberechtigten, die Dir bei deinem Entscheidungsprozess ihre Hilfe anbieten sollten und Dich unterstützen sollten.

Gehen wir aber auf den Grund deiner Frage auf dieser Plattform.
Was erhoffst Du Dir von deiner Frage auf dieser Frageseite?

Sollen die Antworten deiner Meinung nach dein Tun und Handeln unterstützen und bekräften oder möchtest Du lieber hören, dass man Dir widerspricht? Denn egal, was Du hier in den nächsten Zeilen lesen magst, die Entscheidung liegt immer noch bei Dir.

Solltest Du Dich nur dahingehend wohlfühlen, dich männlich zu verhalten, dann hält Dich niemand auf. Solltest Du aber unsicher sein, ob Du Transgender bist oder nicht, dann stellst Du Dir diese Frage wohl noch etwas zu früh.

Liebe Grüße und Schlaf Gut ~