Bei der Stellensuche ist mir aufgefallen dass immer mehr Ingenieurstellen von Ingenieurdienstleistern wie Brunel oder Ferchau ausgeschrieben werden, warum?

3 Antworten

Solche Dienstleister werden entweder grundlegend wie gewöhnliche Leihfirmen agieren, oder teilweise auch wie private Arbeitsvermittler.

In beiden Fällen sparen sich die Kundenbetriebe schon einmal das Recruitment und die Bewerberauswahl , weil diese (Vor-) Auswahl die entsprechenden Dienstleister durchführen und entsprechende Personalstämme in ihren eigenen Geschäften zur Verfügung halten und / oder anwerben. Somit bestehen grössere Chancen auf schnellere Personalbeschaffung als bei klassischer Stellenausschreibung.

Beim Modell der Personaldienstleistung kommt noch eine Reduktion des eigenen Geschäftsrisikos und ggf. Verringerung der Personalkosten hinzu, weil das Personal vom jeweiligen Dienstleister nur ausgeliehen wird, ohne direkt im Kundenbetrieb angestellt zu sein. 

Dadurch kann der Entleiher mit solchem Personal zeitlich sehr flexibel operieren, ohne an arbeitsrechtliche Kündigungsfristen nach 622 BGB gebunden zu sein. Der Mitarbeiter kann demnach exakt so lange im Kundenbetrieb eingesetzt werden, wie seine Mitarbeit auch tatsächlich dort benötigt wird. Das schafft für die Betriebe grössere Flexibilität bei eigenem Personalausfall wegen Krankheit / Urlaub und kurzfristigem Mehrbedarf bei unabsehbaren Auftragsspitzen oder zeitlich nicht festsetzbaren Projekten. 

Als weitere Vorteile dieses Modells muss dem Leihpersonal keine Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall oder bei Urlaub gezahlt werden, und auch nicht bei plötzlichem Wegfall der durch das vom LB besetzten Tätigkeitsfeldes. Dieses finanzielle Risiko trägt der Dienstleister. Zudem entfallen oder reduzieren sich auch einige Kostenpunkte wie Lohn-Nebenkosten und ggf. Steuern und Versicherungen gegenüber der Berechnung eigenen Personals, da diese Faktoren ebenfalls der Dienstleister abzuwickeln hat. 

Bezüglich der Entlohnung kann der Dienstleister das Leihpersonal zudem die ersten 6 Monate teils deutlich unterhalb des für den Kundenbetrieb geltemden (Tarif) Lohnes entlohnen und "anbieten". Erst ab dem 7. Monat ununterbrochener Beschäftigung im Kundenbetrieb beginnen Instrumente des "Equal-Payment" und ggf. ( falls vorliegend ) des "Branchenzuschlages" in kleinen Stufen zu greifen bzgl. Annäherung an den Haustarif des Kundenbetriebes.

Weil sich vieles schöngerechnet wird und viele Unternehmen daher auf Dienstleister zurückgreifen. Prinzipiell nicht schlimm, man sollte nur darauf achten, dass man rechtzeitig den Absprung schafft. Oftmals werden Alteingesessene Ing. Bei Dienstleistern nämlich als Ing. Zweiter Klasse betrachtet von den Personalern... und manchmal auch (zurecht) von den Kollegen.

Für den Auftraggeber sind Subunternehmer attraktiver als selbst Mitarbeiter einzustellen. Deshalb gehen sie über Ingenieursdienstleister.


Gilbschleuder 
Fragesteller
 07.08.2017, 17:44

Spricht nicht für Fachkräftemangel, eher für Billigbillig.

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Hemingways  07.08.2017, 17:47

Ja. Die Vorstellungen gehen da leider weit auseinander!

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