Ahornlied/Gedicht

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Mir fällt nur eines meiner eigenen Gedichte ein, das ich vor ein paar Tagen schrieb, bitte nur privat nutzen, da es (wie alle meine Gedichte) unter dem Copyright meines Verlages und des Meinen steht.

Dummer Ahornsamen

Ich liebte es, so weit zu sehen, ich träumte gern des Sommers Traum. Ich spürte milde Windlein wehen, war Kind vom Ahornbaum.

Dann kam ein böser, böser Wind. Ich hielt mich fest, doch wurde schwach. Er nahm dem Ahornbaum sein Kind, kreisend flog ich hin zum Bach.

Der Bach riss mich der Heimat fort, ich würde sie nie wieder sehen. er trieb mich hin zu einem Ort, da sollte ich vergehen.

Schlamm warf's Bächlein über mich. mein Flügel brach entzwei. Ich wurd' vergessen, Zeit senkt sich, wollt tot sein, alles einerlei.

Ach, warum nimmst du mich nicht? Tod, ich warte immer noch ... so lang im Schatten, lang im Licht, hol' mich aus diesem schlammig' Loch.

Da kommt der Tod, spricht: Dummer Samen, was willst du nur von mir? Jahre gingen, Jahre kamen, als mächtger Ahorn stehst du hier.

Vor lauter Trauer, Depression, bemerktest du das Wachsen kaum. Heulst und zeterst Jahre schon, anstatt zu jubeln, dummer Baum,

Rufe mich nicht ohne Not, fast tausend Jahre darfst du werden. Noch oft siehst du das Morgenrot, noch lang bist du zu Gast auf Erden.

Da blickt das Samenkorn sich um, erst jetzt spürt wahrlich es den Wind. Ich war vor lauter Jammern dumm, bin lang nicht mehr ein Samenkind.

An mir hängen mit ihren Flügeln, an Ästen nun millonen Kinder. Als Baumvater, werd' sie nicht zügeln, sie dürfen fliegen lang vor' Winter.

So sehe ich das weite Land, bin größter Ahorn hier im Wald. Gesäät aus Baches sanfter Hand, wurd' unbemerkt ich stark und alt.

So sag' ich dir, der hier wollt' lesen: Genieß des Wachsens schöne Zeit. Sei nicht so dumm, wie ich's gewesen ... leb' nicht in der Vergangenheit!

(© copyright by Amando, Ritter zur Altebur Draconi 2014)

Spätsommer am Strand

Da weht von Süd ein sanfter Hauch
aus sonnenlichten Tagen;
die goldbelaubten Äste dehnt
der Ahorn voll Behagen.
Kein Vogelsang, - kein Blütenduft, -
die weiche, warme Sommerluft
säuselt in allen Hagen.

Nun schaun sich schier verwundert an
die schweigenden Zypressen;
es ist, als habe der flüchtige Lenz
sein Lebewohl vergessen
und ginge noch einmal über das Feld,
die blasse, sommermüde Welt
an seine Brust zu pressen.

Durch nackte Zweige schweift der Blick
auf graue Wellenpfade:
die weißen Wasser tummeln sich
am träumenden Gestade;
sie flüstern und raunen wie Liebesgruß,
sie kosen und spielen um deinen Fuß,
leuchten und locken zum Bade.

Clara Müller-Jahnke