Woran kann es liegen, dass ein 6-jähriger regelmäßig in die Hose macht?!

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

erst mal, hier geht es nicht um falsche Erziehung oder um krankhaftes Verhalten. Bettnaessen ist z.B. voellig normal und in dem Alter tun das ueber 15 % der Kinder noch. Und nur weil es bei uns zum Tabuthema ernannt wurde, heisst das nicht, dass es nicht normal ist.

Fuer das Bettnaessen ist meist eine Reifeverzoegerung der Grund und ein zu tiefer Schlaf. Im Schlaf wird ein Hormon ausgeschuettet, das einem weniger Urin produzieren laesst als tagsueber und man wird auch wach, wenn man muss. Das funktioniert bei vielen Kindern aber einfach noch nicht richig. Sie schlafen zu tief, werden nicht wach.

Mit 6 Jahren ist es aber vielleicht einfach noch zu frueh, dagegen was zu unternehmen. Man sollte sich dann einen guten Urologen, der auf diese Probleme geschult ist, aussuchen, keinen Mann der alten Schule. Im Internet gibt es da sehr gute Selbsthilfegruppenseiten, wo man umfassende Infos ueber das Thema Bettnaessen bekommen und dort gibt es auch Aerzteempfehlungen. Bei den meisten Kindern legt sich das Problem aber auf natuerliche Weise im Laufe der Zeit. Wichtig ist, dass man kein Drama drum macht und nicht dem Kind eine Schuld auferlegt, fuer das es gar nichts kann.

Das Ergebnis waere naemlich, dass das Kind sich dumm und schlecht fuehlt und dann wird ein Kind auch dumm, wenn es sich dafuer haelt. Von daher ist es wichtig, dem Kind selbstvertrauen zu vermitteln. Wir kriegen das schon hin, wir schaffen das Problem zusammen aus der Welt.

Aber mit dem Schulanfang ist es natuerlich schon schwieriger als im Kindergarten, das tagsueber einnaessen, denn das zieht ja den Spott der anderen auf sich. Das mit den Toiletten kann ich schon verstehen, ich war finde die Toiletten in Schulen wirklich alles andere als einladend. Und als Kind hatte ich auch Probleme, auf unangenehme Toiletten zu gehen. Es kam da einfach nichts. Auch heute, wenn ich mich beeilen muss oder viele andere Leute draussen vor der Toilette sind, passiert es, dass ich es einfach einbehalte und nichts kommt.

Natuerlich solltet ihr auch hier mal zu einem guten Urologen gehen, der abschecken kann, ob was organisches vorliegt (auch wenn das aeusserst selten ist). Manche Kinder muessen halt oefter als andere und manche leeren auch moeglicherweise ihre Blase nicht vollstaendig, wenn sie zur Toilette gehen.

Bei meinem Sohn ist das, weil er zum einen keine Zeit hat, er will immer schnell machen, um nichts zu versaeumen. Und er will halt auch nicht aus dem Unterricht weggehen und auch nicht, wenn er beim Spielen ist. Er nimmt auch heute noch oft nicht rechtzeitig wahr, dass er zur Toilette muss, ich sehe das frueher, weil er dann rumhobbelt. Er wird bald 11 Jahre. Auch heute kommt es noch (allerdings selten) vor, dass was in die Hose geht. Ins Bett gemacht hat er bis ca. 8 Jahre. Fast taeglich. Dann wurde es von alleine viel seltener, bis es ein halbes Jahr spaeter ganz aufgehoert hat.

Das mit den Windeln (gibt es heute ja auch fuer groessere Kinder) ist eine schoene und saubere Sache. Aber wenn man merkt, dass das Kind davon weg will (auch vom Bettnaessen) und das einnaessen seltener wird, dann wuerde ich empfehlen, auf die Windel zu verzichten und halt mit Matratzenschutz und oefter Bettwaesche waschen uebergehen. Auch wenn es mehr Stress bedeutet. Aber mit der Windel fuehlen die Kinder das Wasserlassen halt einfach nicht und ansonsten wird es halt nach einer Weile kalt im Bett und das merken sie eher und werden dann auch eher davon wach und es ist unangenehm. Dadurch wird es spaeter dann leichter fuer die Kinder, die Wahrnehmung zu erlernen.

Ich wuerde ausser zum Urologen (man braucht keine Ueberweisung vom Kinderarzt) wuerde ich auch mal mit der Lehrerin sprechen (hoffentlich nicht auch alte Schule) und ihr das Problem erklaeren und sie bitten, es dem Kind zu erleichtern, auch waehrend des Unterrichts gehen zu koennen, wo man alleine und ungestoert ist.

Ist das Problem zu Hause nicht? Geht er zu Hause eher rechtzeitig und nur auswaerts nicht? Im Kindergarten war er ja auch nicht ungestoert. Dann wuerde ich versuchen, ihn vielleicht etwas zu desensibilisieren gegen andere Menschen im Raum und Unruhe. Und auch gegenteilig ueben, alles rauszulassen, sich Zeit zu nehmen, zu konzentrieren auf das rauslassen und komplett entleeren. Vielleicht macht ihr ein Spiel, dass das Kind sich was vorstellt auf der Toillette, eine Fantasiewelt, wo es an nichts anderes denkt und dabei was einbauen, wo man loslaesst, die Ausscheidung eben gehen und fallen laesst.

Und geht mit ihm auf andere oeffentliche Toiletten und uebt dann dort das gleiche. Sich das unangenehme des Raumes wegdenken. Das kommen und gehen der anderen zu ueberhoeren. Das koennte dann evtl. helfen.

Also schaut euch erst mal ueber das Bettnaessen im Internet um (ist sogar auch genetisch bedingt und vererbbar), da gibt es viele Fakten, die helfen. Und sucht einen guten Urologen und redet mit der Lehrerin und macht Uebungen mit dem Kind. Das waere meine Empfehlung, ich hoffe, es hilft.

Emelina  02.09.2011, 10:32

Sehr gute Antwort!

wagemut  02.09.2011, 17:25
@Emelina

Das hat mit Reifeverzögerung überhaupt nichts zu tun!!!!! Tag- und Nachtnässen sind nichts anderes als eine Ablenkungsstörung. Das heißt, das Gehirn ist nicht konzentriert genug, um die körpereigenen Negativsignale wahrzunehmen. Dies wird u.a. verhindert durch die komfortablen Windeln - Dry weave hält den Po trocken und läßt keinen Geruch zu. Übungen sind hier überhaupt nicht angebracht, weder ein Einhaltetraining noch das Schicken zu bestimmten Uhrzeiten. Letzteres fördert sogar das Einnässen, weil auf Zeit nicht trainiert werden kann. Was das Bettnässen anbelangt, muß ich leider auch gleich die Tiefschlafthese zerstören. Das Einnässen erfolgt nachweislich im Leichtschlaf , das ist die Traumphase. Die Tiefschlafthese entstand durch die Eltern, die ihr Kind nachts noch einmal wecken und zum Klo führen, meist, ehe sie selbst zu Bett gehen. Da es die Eltern eher selten schaffen, das Kind dann zu wecken, wenn die Blase gerade überläuft, ist es durchaus möglich, dass die Tiefschlafphase erwischt wurde beim Wecken. Erkennbar daran, daß man das Kind halb bewußtlos zur Toilette schleift und es kann sich am nächsten Tag nicht daran erinnern, dass es geweckt wurde. Da im Tiefschlaf keine Aufnahme von Lerngeschehen möglich ist, ist das ein völlig unsinniges Verfahren. Das Einzige, was gelernt wird ist: "Irgendjemand kümmert sich schon drum", das heißt die Verantwortung wird. delegiert. Beim Sauberkeitsprozeß handelt es sich jedoch um einen Lernprozeß, für den der eigenständige und selbstverantwortliche Umgang mit dem Harndrang das Lernziel ist. Je mehr sich die Eltern einschalten, umso schlechter für den Lernprozeß! Deshalb sind auch die "berühmten Sätze" der Eltern am Tage "Geh doch mal zum Klo! "arst Du schon beim Klo?" absolut kontraproduktiv. Auch damit wird nur die Verantwortung vrschoben, ein Lernergebnis kommt nicht zustande.

Das diese Problematik mein Spezialgebiet ist, helfe ich gerne weiter. Ich habe zahlreicher Tipps auf Lager. Schaut einfach mal unter meinem Profil nach und hinterlaßt eine Nachricht. Tipps müssen immer auf den betroffenen Patienten zugeschnitten sein, es macht keinen Sinn hier Allgemeinplätze zu hinterlassen!

wagemut  03.09.2011, 14:21

@petrapetra64: Die Hormongeschichte ist durch eine Studie der Universität Köln bereits längstens widerlegt. Die Hormonpräparate, die so angepriesen werden für Bettnässer haben laut dieser Studie eine Erfolgsquote von sage und schreibe nur 7%, was durchaus auch einer Spontanheilung entsprechen könnte! Die neue Tablettengeneration dieses Wirkstoffes führt sogar dazu, dass die Kinder während der Tabletteneinnahme (!) verstärkt einnässen. Da in dem Fall das Kind sowohl tags wie nachts einnäßt, sind beide Thesen (Tiefschlaf und Hormon) bereits eindeutig widerlegt!

Jedes Kind hat mal so eine Phase aber ich kann dir Versprechen das wird sich ändern. Bei mein kleinen Bruder war es genau so. Und nach ein paar Monate ist er immer von allein auf die Toilette gegangen. Es kann auch sein das er Angst hat weil er vielleicht einen Grusselfilm geguckt hat das passiert öffters bei Kindern.

das spricht eher für ein zeichen für eine gestörte erziehung man sollte ihn am besten erstmal bei bringen wie er aufs klo geht vielleicht ist er schüchtern? ich mein um aufs klo zu gehen in der schule muss man sich meistens melden - fragen - dann aufstehen meistens gucken vielen einen dann an vielleicht will er so nich im mittelpunkt stehen vll hat er auch einfach stress was einem zum bettnässer machen kann , auch 30 jährige.

urlifri  01.09.2011, 23:30

In der Schule giebt es Pausen wo man aufs Klo geht, kein gesundes Kind muß öfter als einmal in der Stunde aufs Klo!

die von dir als HA ausgezeichnete Antwort gibt einen guten Überblick über alle gängigen und in modernen Erziehungsbüchern beleuchteten Aspekte der Angelegenheit. Aus eigener Erfahrung kann ich aber einen völlig anderen und praktisch erfolgreich erprobten Tipp geben: meiner hat genau original das selbe gemacht, bis 5-einhalb, dabei war er schon mit 3 Jahren eigentlich windelfrei. Gutes Zureden, Erörtern von möglichen psychologischen Ursachen, Belohnungen, Drohungen, Windeln nachts zwangshalber angezogen, nichts hat geholfen. Ich spüre es in der Nacht nicht, ich schaffe es nicht rechtzeitig zum Klo, ich hab es gar nicht gemerkt, blablabla....

Dann hat es mir irgendwann gereicht. Alles Ausreden, bei anderen geht es auch, habe ich mir gedacht und endlich danach gehandelt. Ich habe ein Modellauto gekauft, das er sich unbedingt gewünscht hat, und habe es gut sichtbar auf den Küchenkasten gestellt, so dass er nicht ran konnte. Dann habe ich mich mit ihm hingestzt und erklärt, dass er es bekommt, wenn 2 Wochen lang kein Tropfen in der Unterhose ist und nichts passiert. Sobald wieder ein Fleck in der Hose ist, fangen die 2 Wochen von Neuem an zu laufen. (Nötigenfalls kann man hier Pickerln für jeden Tag auf eine Liste mit 14 Abteilungen kleben).

Seither war kein Tropfen mehr in der Hose, und auf einmal hat mein Kind auch ganz genau gewusst, wie lange 2 Wochen sind, obwohl er sich sonst nicht die Mühe macht, bis zum Wochenende zu rechnen. Auch nach Erhalt des Autos hat der Erfolg angehalten. Natürlich haben wir mit Lob in der ersten Zeit nicht gespart - reine Faulheit, Bequemlichkeit, Ausreden oder was auch immer: erledigt, problemlos, diskussionslos, ohne weiteren Ärger!!!!