Warum wird das immer noch über das "Mittelalter" verbreitet?

7 Antworten

Neben Geschmack und (relativ wenig) Alkohol enthielten Wein und Bier jedoch auch entschieden mehr Nährstoffe als reines Wasser.
Pier ist halb Speis“ :D
Die Behauptung, im Mittelalter hätten die Menschen kein Wasser getrunken, beruht auf mangelnder Kenntnis der schriftlichen Überlieferung bzw. deren Missinterpretation und ist inzwischen zu einem Selbstläufer geworden
„Fiktionen können geschichtsmächtiger als Fakten sein“
Tatsächlich finden sich in spätantiken und mittelalterlichen Quellen durchaus Hinweise auf den Konsum von Wasser

https://blog.histofakt.de/?p=856

LG

Das ist kein Myhtos. Im christlichen Zeitalter ist viel Wissen und Technik aus der Antike verloren gegangen. Man beschäftigte sich lieber mit dem Abschreiben von Bibeln, als mit städtebaulichen Hygienemaßnahmen. Abwässer wurden oft oberirdisch abgeleitet und waren Brutstätten für jede Art von Ungeziefer und Parasiten. Oft wurde die Wasserquellen durch Abwässer kontaminiert und es kam immer wieder zu Choleraausbrüchen.

Selbst eine Metropole wie London bekam erst im 19. Jahrhundert ein Abwasserkanalsystem.

iF3lix  02.02.2023, 22:19

Was für ein Schwachsinn; "Cholera" - das gab es im Mittelalter gar nicht.

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Nofear20  03.02.2023, 06:53
@iF3lix

Deshalb sprach ich ja auch von London im 19. Jahrhundert. Im Mittelalter gab es etliche Pestepidemien, begünstigt durch mangelnde Hygiene und möglicherweise durch den christlichen Aberglaube, dass Katzen getötet werden müssen. Die sich stark vermehrenden Ratten und Mäuse könnten zur Verbreitung des Pesterregers beigetragen haben.

Zum Thema Bierbrauen: Biere wurden eher in ländlichen Gegenden bzw. in Klöstern gebraut. Und da hatte man sicher noch Zugriff auf sauberes Wasser.

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Ist kein Myhtos. Ausserdem gab es nur Brunnen in Städten & keine ausgeklügelte römische Wasserleitung von der Eifel bis Kölle. Manche Herrscher haben sogar Trinkwasserbrunnen auf dem Marktplatz für fahrende Händler bauen lassen. Aber diese Brunnen wurden missbraucht ! Ich würde niemals aus diesem Becken saufen, wo alte Weiber darin ihre Buchsen oder andere Wäsche geschruppt hatten.Und danach in der Brühe den 4wochenalten Strassenstaub der Enkel aufgelöst hatten

Woher ich das weiß:Recherche
iF3lix  02.02.2023, 22:21

Wie kommtst du denn bitte darauf dass man seine Kleidung in Brunnen gewaschen hat? Dafür hat man das wasser in einen Trog verfrachtet und dort gewaschen.

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neueneugier  02.02.2023, 23:20
@iF3lix

Nein ! Am Dorfbrunnen haben sich die Weiber zum Schnattern & Waschen eingefunden ! Da wurde nicht immer Wasser aus dem Brunnen für einen Trog geschöpft. Wäre Quatsch. Man benötigt keinen Zuber, wenn der Wasserkessel (Brunnen) mehr Bewegungsfreiheit erlaubt. Daher kommt auch der Beriff "Waschweib" ! So nennt man "Weiber", die mehr tratschen, als die Buchsen vom Mann zu waschen !

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Hier ist ein Blogpost von 2016:

https://blog.histofakt.de/?p=856

Ich denke, da wird einfach viel übernommen, viel verwechselt - starkes mit dünnem Bier - und sich dann eine Erklärung zurecht gelegt für die Diskrepanz.

Genauso könnten allerdings Menschen in 200 Jahren fragen, warum wir heute nicht nur Wasser trinken, wo doch das Leitungswasser von so hoher Qualität war, warum wir Säfte, Limonaden, Kaffee, Tee, Alkohol trinken. Da kann man sich dann auch diverse abstruse Ideen zusammenfantasieren, angefangen von der Angst vor Wasser oder unterentwickelten Geschmacksknospen ("Wasser war ihnen zu fade.")

Hierzu Lesestoff

  • Otto Borst - Alltagsleben im Mittelalter
  • Arno Borst - Lebensformen im Mittelalter
  • Jacques Le Goff - Für ein anderes Mittelalter Zeit, Arbeit und Kultur im Europa des 5.-15. Jahrhunderts
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung