Warum denken so viele, dass Geld irgendwas über einen Menschen aussagt?

9 Antworten

Geld sagt schon etwas über einen Menschen aus. Vor allem sagt Geld aus, dass ein Mensch rechnen kann.

Man hat festgestellt, dass Leute um so mehr Ersparnisse haben, wie sie in der Lage sind im Kopf rechnen zu können.

Es sagt auch etwas über die persönliche Disziplin und über die Langfristigkeit des Denkens aus. Ein typischer Durchschnittsverdiener hat einen zeitlichen Horizont von 2 Wochen, allenfalls einen Monat bis zur nächsten Gehaltsüberweisung.

Jemand, der reich oder vermögend wird, hat einen längeren zeitlichen Horizont. Er denkt in Zeiträumen von 10, 20 Jahren oder länger. Er verzichtet auf Sofortbelohnungen, wenn es später einen viel größeren Gewinn bedeutet.

Beispiel bei Kindern: Die Marshmellow-Challenge. Man gab Kindern einen Marshmellow und forderte sie auf, diesen eine Stunde lang vor sich liegen zu lassen. Wenn sie ihn nicht aßen, bekamen sie einen zweiten. Wenn sie ihn vor Ablauf der Stunde aßen, bekamen sie nichts. Es gab Kinder, die haben den Marshmellow praktisch sofort verspeist. Andere haben es eine Weile ausgehalten, konnten aber nicht so lange warten. Wiederum andere ließen sich Strategien einfallen. Sie gingen z.B. in eine andere Ecke des Raumes, wo sie den Marshmellow nicht ansehen mußten und lenkten sich mit irgendwas ab. Aufsagen von Gedichten, Durchrechnen des Einmaleins, Singen von Liedern usw. 20 Jahre später suchte man die Kinder als Erwachsene auf und erkundete, was aus ihnen geworden war. Das Ergebnis war: diejenigen, die sofortige Belohnungen zugunsten eines späteren viel größeren Gewinns aufschieben konnten, wurden auch später vermögend. Diejenigen, die es nicht aushielten und den Marshmellow sofort verspeisten waren auch als Erwachsene arm.

Man sieht es ja bei Leuten mit archaischem Verhalten: die Leute mussen sich in jungen Jahren die größte Protzkarre kaufen. Sie können nicht warten, bis sie wichtigere Bedürfnisse gedeckt haben, sondern sie wollen sofort das Luxusauto vor der Tür. Kann man ja bei bestimmten Kulturen mit Machokult beobachten, die Leute wohnen zwar als Großfamilie in einer mickrigen Zweiraumwohnung, aber Hauptsache der dicke Benz steht draussen.

Bei mir war es ähnlich. Als ich 20 Jahre alt wurde hatte ich 30.000 DM auf dem Konto. Das war alles Geld, was ich in diesen 20 Jahren geschenkt bekam: Weihnachtsgeld und Geburtstagsgeld von Großeltern Onkeln und Tanten, das angesparte Taschengeld, Konfirmantengeld usw. Und auch Geld, das ich mit Neben- und Ferienjobs verdient hatte. Die meisten in meinem Alter hatten ähnliche Geldsummen zur Verfügung. Was machten sie damit? Sie kauften sich davon ein Auto. Einen schönen fetten Golf II GTI zum Beispiel.

Was habe ich mit dem Geld gemacht? Nochmal für 10 Jahre in Anleihen festgelegt. Mit 30 bekam ich das Geld dann wieder, damals noch mit 12 % verzinst. Und davon habe ich mir dann eine Eigentumswohnung gekauft. Das war das Eigenkapital dazu. Das heißt, ich zahlte seitdem keine Miete mehr. Mein erstes eigenes Auto kaufte ich erst mit 35. Solange lieh ich mir das von meinen Eltern, wenn ich mal irgendwo hinmußte, wo es keine Bahnverbindung gab. Aus der ersten Eigentumswohnung wurde nach 5 Jahren eine zweite. Heute ist es ein Wohnhaus.

Meine Klassenkammeraden mit derselben Ausbildung, einem ähnlichen Beruf und einem ähnlichen Einkommen sind heute spiesiger Durchschnitt. Nur, weil sie sofort ein Auto haben wollten. Ich habe ein eigenes Wohnhaus, das komplett vermietet ist. Allein die Mieterlöse hätten es mir ab 40 eigentlich erlaubt in Rente zu gehen, aber ohne Job wäre es mir zu langweilig.

Auch bei meinen Eltern war das schon so. Mein Vater war Bauhandwerker, hat also nie besonders viel verdient. Aber sie gingen als Millionäre in den Ruhestand. Als andere drei mal im Jahr Urlaub machten, sparten sie das Geld, um die Raten für ein Reihenhaus zu zahlen, dass sie schon im Alter von 25 gekauft haben. Mein Vater selbst hatte lange auch kein eigenes Auto (für die damalige Macho-Generation sehr ungewöhnlich). Er kam abends mit seinem Baustellenbus nach Hause. Wenn andere im Biergarten saßen und fett wurden, machte er Überstunden und schaffte zusätzliches Geld herein. Am Haus machte er viele Arbeiten auch selbst, z.B. den Dachausbau usw.

Als meine Eltern in Rente gingen waren sie wie gesagt Millionäre. Ein Haus, zwei vermietete Wohnungen und ein Sparvermögen aus Lebensversicherungen und Sparplänen. Die Raten waren garnicht so hoch, aber 40 Jahre lang Zins und Zinseszins leppert sich eben. Gleichaltrige mit ähnlichen Berufen bekommen heute Grundsicherungsrente und leben in Altersarmut.

Darum sage ich: Geld ist Charakter! Wer keinen Charakter oder einen schlechten Charakter hat, der hat kein oder wenig Geld. Wer einen guten Charakter hat, hat viel Geld. Zumindest bis zum Rentenalter. Man kann in jungen Jahren schon arm sein, aber bis zum Rentenalter ist es eben eine Charaktersache, ob man bis dahin was aufgebaut hat oder nicht.


Schwervelke  07.08.2020, 15:04

Exakt! Meine Verwandten in den Niederlanden und in Indonesien haben im Krieg ihr ganzes Vermögen (Reederei, Plantagen, Zuckerfabrik etc.) verloren. Sie fingen mit nichts wieder von vorne an und haben ein neues Vernögen geschaffen, durch Arbeit, Härte gegenüber sich selbst, Fleiß und Sparsamkeit.

0
lesterb42  07.08.2020, 15:57
Wenn andere im Biergarten saßen und fett wurden, machte er Überstunden und schaffte zusätzliches Geld herein.

So ein Exemplar war mein Vater auch. Die Einstellung ist grundsätzlich richtig. Man darf aber nicht vergessen zu leben und muss nicht die reichste Leiche auf dem Friedhof werden.

1
Literwaise  07.08.2020, 18:02

Man hat auch festgestellt, dass viele Beiträge immer dümmer werden, je länger sie sind.

1
Habkenname  09.08.2020, 15:17
Darum sage ich: Geld ist Charakter! Wer keinen Charakter oder einen schlechten Charakter hat, der hat kein oder wenig Geld. Wer einen guten Charakter hat, hat viel Geld. Zumindest bis zum Rentenalter.

Bis zu diesem Zeitpunkt war ich mehr oder weniger auf deiner Seite. Aber mit deiner absurden Theorie arme Menschen haben gerade wegen ihrer Armut einen schlechten Charakter hast du eigentlich nur deinen miesen Charakter offenbart.

0

Irgrndwie passt der Text nicht zu deiner Frage... Teilweise widerspricht sich beides?

Geld ist nunmal macht in unserer Gesellschaft. Mit diesem Bild wirds dann Verständlicher.

Wer viel Geld hat, der wird automatisch ein interessanterer Mensch sein als der 0815 kerl. Denn es hat ja oft einen Grund warum gerade er reich ist und nicht der andere.

Die skills die damit einhergehen, die Erfahrungen, die teilweise auch völlig anderen Sorgen.

Der kontostand kann definitiv was Aussagen. Es muss es nicht aber in den meisten Fällen sind Klischees ja nicht umsonst entstanden. Die eine oder Ausnahme soll die Regel bestätigen.

Nicht das Geld sagt etwas über einen Menschen aus, sondern der Umgang mit dem Geld. Manche bilden sich eben etwas darauf ein, dass sie viel Geld haben durch dicke Autos oder Golduhren ect.

ES gibt aber auch welche, die haben das Geld und protzen nicht damit. Vielleicht ist deiner so einer.

Ich habe noch nie gedacht, dass Geld etwas über den Menschen aussagt. Ich finde arme Menschen genauso interessant wie Reiche. Überhaupt interessiert es mich eigentlich nicht, was jemand verdient. Das muss jeder mit sich selbst ausmachen...

Ich selbst lebe zwar unter dem Existenzminimum, habe aber nie Probleme, meine Rechnungen zu bezahlen. Alles eine Frage der Einstellung.


lesterb42  07.08.2020, 16:01
Ich selbst lebe zwar unter dem Existenzminimum,

Unter dem Existensminimum kann keiner leben, deshalb heißt es auch so.

1
Divanikima  07.08.2020, 17:29
@lesterb42

Ich habe unter 700,-€ Einkommen. Ich glaube das Existenzminimum liegt offiziell bei 1000,-€.

0
lesterb42  07.08.2020, 18:25
@Divanikima

So einen Betrag gibt es nicht. Du musst nur das Wort lesen und verstehen.

0

Geld haben - ist eine Lebenseinstellung.

Dazu gehört Sparen im Sinne - auf den vorläufigen Verbrauch des Geldes zu verzichten. Man könnte man einen Roman drüber schreiben. Ich begnüge mich mit einem kurzen Vergleich.

Ein Arbeitskollege verdiente gut, annähernd so viel wie ich. Ich legte einen Teil des Lohnes in Aktien an, die meist eine gute Rendite gebracht haben. Ich habe öfters mit ihm über das Verhalten diskutiert. Ich hatte z.B: Einen Kursgewinn von 1000 Euro in einer Woche. Er meinte, er würde sofort verkaufen und den Gewinn mitnehmen, bevor der Kurs wieder fällt.

Was hat er mit dem Geld getan? Er war geschieden und musste Alimente für seinen Sohn zahlen. Gut - das ist eine andere Geschichte. Er kaufte sich ein Cabrio, um sein Ansehen bei den Nachbarn und bei den Frauen zu heben. Fazit: Er hatte keine Ersparnisse, weil er jedes Geld zeitnah wieder ausgegeben hat. Sein Verhalten hat sich etwas geändert, als er eine Geschäftsfrau geheiratet hat. Nunmehr achteten beide mehr auf bleibende Werte. Aber sie hatte viele Schulden, weil sie beim Wohnungserwerb, etc. eher großzügig und risikofreudig agiert haben. Geld auf der hohen Kante hatt er auch damals keines.


DNATheLegacy  07.08.2020, 16:40

Dazu fällt mir jetzt ein Sprichwort ein:„Mit Geld welches man nicht hat, Dinge kaufen die man nicht braucht, um Leuten zu imponieren, die man nicht mag!"

1