Blickwechsel – Deine Fragen an eine Spielsüchtige

 

Leicht kann aus scheinbar harmlosen Spielen eine, die Existenz bedrohende, Sucht werden. Unsere Nutzerin Schniggi89 weiß das – sie ist seit Jahren spielsüchtig. Im Blickwechsel stellte sie sich Deinen Fragen.

 

Was hat es damit auf sich?

Mit dem gutefrage Blickwechsel wollen wir die Möglichkeit für Begegnungen mit interessanten Menschen schaffen. Über den direkten Austausch soll so mehr Verständnis für die Sichtweisen des Anderen erreicht werden.

Denn hinter jeder Antwort auf gutefrage steckt ein Mensch mit einer spannenden Geschichte. Diesen Menschen kannst Du beim gutefrage Blickwechsel begegnen und dabei versuchen, die Welt durch ihre Augen zu sehen. Denn genau das meint die doppelte Bedeutung des Wortes "Blickwechsel":

  1. Der Austausch von Blicken
  2. Der Wechsel der Sichtweise

Der Blickwechsel fand diesmal am Mittwoch, den 29. Juli 2020, von 15-17 Uhr statt. 

Hier beantwortete Schniggi89, die seit über 10 Jahren glücksspielsüchtig ist, zwei Stunden lang Fragen zu den Gefahren von Glücksspiel, darüber, wie die Spielsucht ihr Leben über die Jahre beeinträchtigte und wie sie mittlerweile trotz allem gelernt hat, mit ihrer Sucht zu leben.

Schniggi89 stellt sich vor:

Fast jedem sind die gängigen Werbungen von Online-Casinos jeglicher Art aus dem Internet und Fernsehen bekannt und jeder kennt die Glücksspiel-Automaten in Imbiss-Buden oder größeren Rasthöfen an der Autobahn.

Doch mehr als den Hinweis, dass Glücksspiel süchtig machen kann und man Hilfe beim BzGA findet, erhält man nicht. Was unter den Tisch gekehrt wird, ist das massive Suchtpotenzial von Glücksspiel, insbesondere an Automaten und im Internet. Dazu kommt noch, dass es bisher keine landesweit einheitliche Regelung des Glücksspielstaatsvertrags gibt und Spieler somit zusätzlich Gefahr laufen, sich auf illegalen Seiten zu bewegen und dafür belangt zu werden. Und selbst hier ist die angedachte Obergrenze von 1.000,-€ monatlich pro Spieler viel zu hoch angesetzt.

Vor gut zehn Jahren hatte ich meine erste Begegnung mit einem solchen Automaten. Wie schnell man sich in dieser Spirale aus Sucht und finanziellen Nöten abwärts bewegen kann, wissen auch nur die wenigsten, in der Regel nur, wenn sie selbst oder nächste Angehörige akut betroffen sind. Und wenn bei einem der ersten Besuche auch noch große Gewinne auf kleinen Einsatz folgen, ist man praktisch schon angefixt.

Von meinem ersten Kontakt bis zur finalen Diagnose des pathologischen Spielens, begleitet von einer massiven Depression die aus den Geldsorgen sowie dem Verlust des sozialen Umfeld entstanden ist, sind bei mir knapp 3 Jahre vergangen.

Da hatte ich meine Existenz aber schon fast vollständig verspielt. Was folgte waren mehrere Therapien und eine Privatinsolvenz, die ich aber mittlerweile auch hinter mir lassen konnte. Aber die größte Schwierigkeit in meiner gesamten Spieler-Karriere bestand wohl darin, mir selbst einzugestehen, dass ich ein Problem habe und es Sinn macht, Hilfe anzunehmen bzw. sich welche zu suchen.

Heute ist die Enttäuschung über die mangelnde Aufklärung, die sehr dünn gesäten Therapieangebote sowie das Unverständnis in der Bevölkerung mein persönlicher Ansporn, andere über die Gefahren und Risiken des pathologischen Glücksspiels aufzuklären und vielleicht sogar Optionen aufzuzeigen, um einen Weg aus der Sucht herauszufinden.  

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