Jobsuche frustrierend, demotivierend, fühlt sich sinnlos an. Wie weiter?

Hallo. Ich habe vor ein paar Monaten meinen Master in Biochemie fertig gemacht. Ich wollte eigentlich längst nicht mehr, habe mich aber durchgebissen weil ich davon ausging, danach einen ordentlichen Beruf zu finden und einmal im Leben was Anständiges zustande bringen wollte. Notendurchschnitt ist... naja, ich hab bestanden. Aber ich bin stolz, es durchgezogen haben. Ich war froher Hoffnung, dass es jetzt aufwärts geht mit mir.

Nun bin ich schockiert, wie wenige interessante Stellenanzeigen es gibt. Wenn sich mal etwas interessant anhört, ist wenigstens Berufserfahrung oder Promotion gefordert. Da brauche ich mich nicht zu bewerben, aber mit ein paar kleinen Ausschlusskriterien bei den möglichen Arbeitsorten (keine AfD-Mehrheit und kein Ballungsraum) bleiben kaum Stellenanzeigen übrig, wo ich mich überhaupt bewerben will.

Ja, verdeckter Stellenmarkt... mir ist bewusst dass es den gibt, aber ich wüsste nicht wie ich darauf zugreifen soll. Ich bin kein Klinkenputzer, der 2000 Leute anschreibt "habt ihr zufällig nen Job für nen verzweifelten 0815-Dude?". Auf Fremde zuzugehen, ist generell nicht meins, ich brauche immer eine Weile bis ich auftaue.

Und wenn ich dann mal was finde, worauf ich mich bewerben möchte, mir zwei Tage Mühe gegeben habe bis ein Anschreiben herauskam mit dem ich zufrieden bin, kommt wahlweise nach einer Woche oder nach drei Monaten ein copy&paste Standardtext mit einer Absage. Der Gipfel war bisher eine Absage wegen mangelnder Berufserfahrung, bei einer Stelle bei der es hieß "Berufserfahrung wünschenswert, aber nicht zwingend erforderlich".

Mir helfen Leute bei den Bewerbungen. Ich hab' nen Berufsberater gefunden, der zugesagt hat sich einmal pro Monat 2-3 Bewerbungen anzuschauen und seinen Senf dazuzugeben, ohne mir was zu berechnen. Ich habe Freunde, die meine Bewerbungen anschauen. Alle sind sie sich einig, ich würde gute Bewerbungen schreiben, ich bewerbe mich auf passende Stellen und eigentlich erfülle ich die Anforderungen. Also daran liegt es nicht.

Der Berufsberater sagt, es sei problematisch dass ich mit Mitte 30 nunmal 10 Jahre älter bin als andere frischgebackene Absolventen. Ja, vor dem Studium ist in meinem Leben viel falsch gelaufen. Nichts wirklich Schlimmes, aber eben Zeit nutzlos verbummelt. Bin ich nicht stolz drauf, aber ich kann die Vergangenheit nicht ändern. Ich will's ja in Zukunft besser machen. Aber dazu brauche ich auch die Möglichkeit!

Ich bin frustriert und es fällt mir von Tag zu Tag schwerer, mich überhaupt aufzuraffen und weiterzumachen. Gefühlt scrolle ich durch Stepstone und denke mir bei jeder Stellenanzeige, ich würde sowieso ne Absage kassieren wenn ich mich bewerbe, also kann ich es auch bleiben lassen. Aber so erreiche ich halt erst recht nichts.

Allmählich komme neige ich dazu, mich selbst aufzugeben, drauf zu pfeifen dass ich nen Masterabschluss habe und mich an irgendeine Supermarktkasse zu setzen, bis dann irgendwann Rente und Altersarmut anstehen. Ich habe mich gestern Abend in den Schlaf geheult weil ich mich so in die Verzweiflung reingesteigert hatte. Zu der Stimmung hätte ein Psychologe wohl einiges zu sagen, aber der zaubert mir halt auch keinen Job her.

Meine Eltern sind keine Hilfe. Die äußern die Erwartungshaltung, ich solle doch endlich einen Job finden, inzwischen derart vehement dass ich den Kontakt zu ihnen meide. Als ob ich mir nicht schon selbst genug Druck mache.

Ich würde gerne eine Auszeit nehmen, mal in den Urlaub gehen, der ganzen Welt ein paar Wochen den Rücken kehren... da legt allerdings mein Kontostand ein Veto ein.

Habt ihr einen Rat?

Irgendwas, das motiviert, weiterzusuchen?

Irgendwas abgesehen vom Schreiben guter Anschreiben und vollständiger Lebensläufe, das Personaler dazu bringt mich wenigstens mal zu nem Vorstellungsgespräch einzuladen?

Leben, Ratgeber, Psychologie, Frustration, Lebensfreude, Lebenslauf, aussichtslos

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