Wollte eigentlich mit Vielleicht abstimmen; habe mich leider vertippt. Sorry.
Denn eine explizite Ja- oder Nein-Antwort ist bei dieser Frage Unsinn, da sich auch die Sexualwissenschaft bis heute uneins ist, wie genau welche sexuelle Orientierung entsteht bzw. ob überhaupt.
Aber alles deutet auf biologische Ursachen hin.
Manches mag auf biologische Ursachen hindeuten, aber gewiss nicht "alles". Auch die von Mayahuel vorgelegten Argumentationen, Quellenangaben und Studien sind lediglich Vermutungen, keine Beweise. Nur an Hetero- und Homosexuellen durchgeführte Studien lassen sich nämlich nicht auf Menschen übertragen, die sich einer ganz anderen sexuellen Orientierung zuordnen oder gar komplett asexuell empfinden.
Es gibt keinen Beleg, dass Erziehung, soziale Umgebung, Traumata oder Kindheitserlebnisse die sexuelle Orientierung beeinflussen [...]
Hinweise darauf gibt es aber genauso wie Hinweise auf biologische Einflüsse existieren. Die deutsch-polnische Kriminalpsychologin Lydia Benecke sammelte bereits Erfahrungen mit Sexualstraftätern (mit denen sie in JVAen arbeitet), welche als Jungen von Pädosexuellen massiv missbraucht wurden und später dann ihrerseits eine Pädosexualität entwickelten, die auf den früheren Missbrauch zurückzuführen war. Wie man etwas vorgelebt bekommt, kann sich also sehr wohl auf die Entwicklung der eigenen sexuellen Präferenzen auswirken. Doch, das kann man vergleichen, weil Pädosexualität - streng genommen - im Prinzip nichts anderes als eine sexuelle Orientierung ist.
Die sexuelle Orientierung, die jemand hat, beruht im Grunde auf der eigenen sexuellen Anziehung, die wiederum darauf abzielt, wie man im Hinblick auf Sexualität andere Individuen, Objekte und/oder auch sich selber wahrnimmt. Bei der sexuellen Anziehung und damit auch Orientierung muss es also nicht zwangsläufig nur um Menschen, Geschlechter und Geschlechtsidentitäten (Gender) gehen.
Wenn Homosexualität erlernt ist, dann sollten Konversionstherapien funktionieren. Sie funktionieren aber nicht und sind nachweislich gefährlich [...]
Dies ist zwar vollkommen korrekt, weshalb man in diesem Punkt nicht zu diskutieren braucht. Dennoch funktioniert dieses Argument auch in die entgegengesetzte Richtung. Das heißt, wenn Homosexualität angeboren ist, dann sollte es auch jede andere und jede abwesende Sexualpräferenz sowie jeder Fetisch sein. Belege dafür gibt es aber keine.
Gegen das Angeborensein der jeweiligen sexuellen Orientierung spricht zumindest jedenfalls, dass sich Sexualpräferenzen nicht zwangsläufig nur einmal entwickeln und dann für immer fix sind, sondern sich im Laufe des gesamten Lebens durchaus auch verändern können. Beeinflussbar bzw. durch unserem Willen hervorzurufen sind diese Veränderungen zwar nicht (siehe gerade etwa "Konversionstherapien"), sehr wohl möglich sind sie aber. Bereits häufig stellten Menschen derlei Veränderungen bei sich fest. Natürlich ist es leicht zu behaupten, dass eine Person, die sich früher beispielsweise als hetero- und heute als homosexuell bezeichnet, niemals heterosexuell gewesen sei. Das kann aber niemand wissen, weshalb eine solche Äußerung ebenso anmaßend ist wie jemandem dessen (derzeitige) sexuelle Orientierung abzusprechen.
Solange in dieser Frage nichts eindeutig bewiesen ist, gehe ich auf alle Fälle davon aus, dass sich die sexuelle Orientierung rein im Kopf abspielt. Es geht also schlicht um die Psyche. Die einen mögen nur Fußball, andere nur Tischtennis, wieder andere lieben Wintersport, erneut andere zwei oder mehrere Sportarten und abermals andere können mit Sport generell nichts anfangen. Nach diesem Schema, so denke ich, funktionieren auch sexuelle Präferenzen bzw. Orientierungen. Genetik kann eine Rolle spielen, genauso wie auch Umwelteinflüsse eine Rolle spielen können. Für beides fehlt allerdings bislang der konkrete Beweis.
Fakt ist für den Moment nur, dass niemand sich aussuchen kann, ob überhaupt oder welche sexuellen Präferenzen man hat.
Liebe Grüße.