Guten Tag Herbstlaub,
warum nimmst du nicht den Kontext? In Vers 22,23 wird das genau differenziert.
22 Wer ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Der ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. 23 Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. (Elb)
Bei diesem Leugnen geht es nicht einfach nur um das Bestreiten, dass Jesus gelebt hat und für unsere Sünden gestorben ist. Schon der Begriff "Anti-Christ" zeigt, dass es sich um Christen handelt, die sich vom Wort der Bibel abgewandt haben, die dem Christus nicht oder nicht mehr die ihm gebührende Achtung und Anerkennung zollen.
Johannes erwartete nicht, dass die Jünger "die Wahrheit" erkannt hätten, denn er wusste um die Briefe des Paulus und den Standpunkt des Herrn dazu. ("Denn wir erkennen nur stückweise", 1. Kor. 13:9-12 Elb). Aber so unvollkommen wir auch sind, so viel wir auch meinen, etwas zu wissen, so viele menschliche Schwächen uns auch hindern mögen, eines kann jeder Christ: Bekennen, dass Jesus König der Könige, Herr der Herren ist (Offenbarung 17:14; 19:16), wegen unserer Sünden gekreuzigt, beerdigt und am dritten Tag auferstanden ist (Römer 8:34), von unserem himmlischen Vater in eine übergeordnete Stellung erhöht, so dass sein Name über jedem anderen Namen ist (Phil. 2:9-11) und dem ALLE Gewalt verliehen wurde bis an der Welt Ende (Matthäus 28:18), der nun zur Rechten Gottes sitzt (Markus 16:19;1. Petr. 3:22 - alles Elb) und dem das Gericht über die Menschen übertragen wurde, da er ein gerechter Richter ist (Matthäus 25:31-46; Markus 12:14; 1. Petr. 3:12; Offenbarung 19:2 und 20:13)
Die Abkehr von diesem Bekenntnis muss nicht zwingend verbal erfolgen. Da er mit einem Betrüger gleichgestellt wird, kann man sogar davon ausgehen, dass er sich ein christliches Gewand anlegt und damit die Menschen auf eine falsche Fährte lockt. Er entspricht damit Satan dem Teufel, der mit einer falschen Identität Eva betrog.
Jesus präzisierte den Antichristen insofern als dass er sagte: " 15 Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von dem durch Daniel, den Propheten, geredet ist, an heiliger Stätte stehen seht - wer es liest, der merke auf!" (Matth. 24:15 Elb) Dieser Text gehört zu den 7 Endzeitprophezeiungen und wenn man diesen Text zu Ende liest, erkennt man, dass Jesus davon sprach, dass sich viele als Christusse ausgeben würden.
Dieser Gräuel der Verwüstung
an heiliger Stätte ist nicht außerhalb des christlichen Lagers zu suchen sondern innerhalb, denn es gelingt damit, Menschen über die wahre Identität Jesu irre zu führen. Es kann sich somit um eine "christliche Religion" handeln, die bei genauerer Betrachtung keineswegs christlich ist. Ein Angriff politischer oder wirtschaftlicher Art könnte den Effekt eines falschen Christus nicht wirklich erbringen.
Meines Erachtens sind alle religiösen Organisationen zu diesem Antichrist zu rechnen, da alle organisierten Strukturen zuerst ihre eigene Ehre suchen - Ehre, die in Wirklichkeit dem Christus gebührt. Christen sollen Christus nachfolgen und nicht menschlichen Organisationen und Institutionen, die ohnehin allesamt aufgelöst werden (2. Petr. 3:10-12; Offenbarung 20:11) Der "Lichtglanz der guten Botschaft über den Christus" (2. Kor. 4:4-6) wurde vor mehr als 1900 Jahren gegeben und ist seither unverändert groß und wird dies auch bis zur Wiederkunft Christi sein. Er ist hell genug, dass ihn jeder erkennen kann, er ist für alle gleich hell die ihn sehen wollen, er bedarf keiner Korrekturen und er ist von Menschen unveränderbar.
Ein wirklicher Christ möchte sich über diese Dinge austauschen, aber er braucht garantiert keine Vordenker! Im Gegenteil, jeder ist angehalten, selbst zu prüfen, ob sich die Dinge so verhalten, wie sie erzählt werden (Apostelgeschichte 17:11) Ob der Antichrist als einzelnes Subjekt oder als Synonym einer Klassifizierung auftritt erschließt sich mir nicht vollständig, sicher aber ist, dass er erkennbar ist für seine Umwelt. Nichts desto weniger sollte ein Christ große Vorsicht walten lassen bei einer solchen Beurteilung und im Sinn behalten, dass der Antichrist nicht größer ist als der Christus und es nichts gibt, was dieser nicht regulieren kann. Christus übt Gericht - wir sollen nicht richten.
Unterschiedliche Auffassungen über biblische Einzelheiten sind kein Merkmal des Antichristen, sondern unterliegen unserem begrenzten Urteilsvermögen. Es gibt weit weniger "biblische Erfordernisse" als mancherorts interpretiert wird (siehe Apostelgeschichte 15:14-21, insb.V19; 1. Korinther 6:9-11 - siehe hierzu Römer 13:9, Galater 5:14 und Jakobus 2:8). Alles, was darüber hinaus verlangt wird geht über das hinaus, was die Schrift verlangt und ist auch deshalb ein Teil des Antichristen, denn damit geht es um Macht und Einfluss - nichts christliches!
Ich hoffe, der Text hat dich nicht ermüdet, sondern dich bereichert. Liebe Grüße