Hallo!

Ego States oder auch Anteile, inklusive Fragmente (Gefühlszustände aus der Vergangenheit) entstehen im "pathologischen" Sinne in der frühen Kindheit. Dort haben sie ihren Ursprung, da man in dieser Zeit entwicklungspsychologisch noch kein einzelnes abgegrenztes Individuum ist

Jedoch streiten sich die Experten, ob Ego States grundsätzlich pathologisch sind (also entstanden durch Traumata) oder ob jeder Mensch welche hat, mal schwächer, mal stärker, und das einfach zu der menschlichen Psyche gehört.

Ich bevorzuge, dass man da eine Grenze zieht, damit schwer und komplex traumatisierte Menschen nicht noch mehr mit Leuten zu kämpfen haben, die ihnen nicht glauben.

Kurz gesagt seh ich das so: Ein "gesunder" Mensch hat die "Masken-Fähigkeit", also zB nett und lächelnd im Job sein und anders bei Freunden usw. Außerdem hat er "abgespeckte" Version von Ego States/Fragmenten die folgendermaßen aussehen:
Ein Mann hat gute Laune und kommt gerade nach hause. Da sieht er seinen Nachbarn und wird plötzlich rasend vor Wut, da dieser Nachbar ihn letzte Woche hinten ins Auto gefahren ist.
Oder: Eine Frau ist bei ihren Eltern zu Besuch und ihr Vater meckert sie wegen etwas an und sie verfällt leicht zurück in die Rolle eines Kindes/Jugendliche.

Bei einem Traumatisierten mit C-PTSD, dissoziativer Identitätsstörung o.ä. ist es so: Er kann nicht die Kontrolle über sich waren und normal weiter machen und außerdem sind diese Zustände viel stärker und differenzierter.
Beispiele hier:
Eine Frau hat gute Laune und kommt gerade nach hause. Da sieht sie ihren Nachbarn, der in ihr Auto gefahren ist und switcht in einen Beschützer-Anteil. Der Beschützer-Anteil übernimmt die Kontrolle und überschätzt die Situation völlig. Er sieht eine Gefahr in dem Nachbarn und schreit ihn an oder läuft weg o.ä. Die Frau kann sich später nur noch vage an alles erinnern
Oder: Eine Frau ist bei ihren Eltern zu Besuch und der Vater schreit sie wegen etwas an. Sie switcht in ein kindliches Fragment, das nur aus Angst besteht. Ihre ganze Körperhaltung verändert sich und sie verkriecht sich in eine Ecke mit einem Kuscheltier.

Zu deiner Frage nun: Ja, Ego States haben aufjedenfall ihren Ursprung in der frühen Kindheit und sind somit aufjedenfall Bestandteil einer C-PTSD, einer DIS, einer Borderline-Persönlichkeitsstörung oder einer DDNOS (alles Krankheitsbilder, die durch mehrfach-Traumatisierung entstehen)

Eine einfache PTSD, die zum Beispiel durch einen Unfall, durch Kriegseinsatz, einmalige Vergewaltigung usw. entsteht, hat normalerweise keine Ego States zur Folge, außer man ist schon in der Kindheit traumatisiert worden und anfällig dafür.

Was sein kann bei einer einfachen PTSD ist aber folgendes: Durch einen Trigger bekommt man einen Flashback und ist wieder voll drin in dieser schrecklichen Situation. Das Hier und Jetzt ist völlig weg und man hat genau die Angst, die Hilflosigkeit und Scham wie bei der Traumatisierung. Man kann z.B. sogar wieder die Gerüche von damals wahrnehmen.

Flashbacks sind sozusagen also eine Vor-Form von Ego States (undnatürlich nicht zu unterschätzen. Sie können sogar re-traumatisieren. Eine gute und spezialisierte Therapie ist also Pflicht wenn man nicht will, dass sich was manifestiert)

Hoffe konnte helfen! Lg Mika :)

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Hallo!

Ist eine dissoziative Identitätsstörung (DIS, früher multiple Persönlichkeit) voll ausgeprägt, dann gehört es sogar zu den Diagnosekriterien, dass die AlltagsPersönlichkeit eine gewisse Amnesie hat für die anderen Anteile.

Deswegen nennt man sie auch ANP (anscheinend normale Persönlichkeit).

Meistens ahnt sie etwas, da sie Stimmen der anderen hört und völlig irritiert in Situationen "aufwacht", die sie gar nicht begonnen hat (zum Beispiel wacht sie wieder auf während sie bei einem für sie fremden Mann im Bett liegt,was sehr verstörend ist. Ein destruktiver Anteil aus der Missbrauchsvergangenheit hatte sich diesen Mann zuvor geangelt.)

Ist aber eine DIS-Betroffene schon länger in Therapie kann sie durchaus ein Bewusstsein für die anderen entwickeln. Viele sprechen dann von ihrem inneren Haus wo jeder ein Zimmer hat. Bei guter Therapie kann die Betroffene selbst bestimmen wer wann wie draußen ist. Falls sie und die anderen das möchten, kann Ziel einer Therapie die Integration der Anteile zu einem ganzen sein.

Viele möchten das aber nicht mehr, da die Anteile so entwickelt sein können, dass sie das als das Ende ihres Bewusstseins sehen. 

Hier ist noch mehr Information: https://www.gutefrage.net/frage/dissoziative-identitaetsstoerung-referatsfrage?foundIn=list-answers-by-user#answer-238454401

Ich verwende die weibliche Form für Betroffene da die allermeisten vom Körper her weiblich sind.

Liebe grüße!

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Hallo,

ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit der dissoziativen Identitätsstörung (DIS) und kann dir sagen, dass du bitte die Kommentare hier ignorieren solltest, die Zweifel an dem Vorhandensein der Diagnose haben.

Es gibt tatsächlich Betroffene. Diese sind jedoch meist zurückgezogen und nicht expressiv/hysterisch/sensationell.

Hinter der DIS steckt nicht nur ein Krankheitsbild sondern die Abgründe der Menschen. Um eine DIS entwickeln zu können, sind Betroffene seit frühester Kindheit extremsten Traumata ausgesetzt. Vorraussetzungen für eine Entwicklung der DIS sind:
1: Beginn der Traumata vor dem 5. Lebensjahr
2: Extreme Traumata (Pädokriminelle Ringe, Sekten, Snuff-Video-Produktion, Menschenhandel etc. Natürlich gibt es auch Einzelfälle, die weniger gravierend sind falls man das überhaupt so sagen darf. Zum Beispiel "nur" Missbrauch durch eine Person)
3: Mehrere Traumata
4: Niemand hat geholfen
5: Das Kind hat eine gute Dissoziations-Fähigkeit.

Du merkst also, dass die Krankheit nicht nnur medizinisch vielschichtig ist, sondern auch politische und ethische Wunden aufreisst (Wer verschließt nicht gerne die Augen vor so schrecklichen Dingen?)

Bitte überlege dir gut, ob du dafür bereit bist und vor allem ob du dafür bereit bist im Rahmen einer schulischen Facharbeit.

Falls du es dir gut überlegt hast, empfehle ich dir für den Anfang 2 Sachen:
Diese informative Internetseite:

http://www.vielfalt-info.de/index.php/viele-sein

Da findet man auch angedeutet etwas über die rituelle Gewalt die zu einer DIS führt.

Außerdem diese Doku einer wirklich Betroffenen:

https://youtube.com/watch?v=KlyOx0ojm2U

Sie ist mit Vorsicht zu genießen, da sehr furchtbare Themen angeschnitten werden.

LG und pass auf dich auf

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(Ich habe eine Facharbeit im Studium über die dissoziative Identitätsstörung geschrieben)

(Trigger-Warnung für Trauma-Opfer, da etwas detailliertere Beispiele)

Eine DIS ist immer eine Traumafolgestörung. Sie ist ein Produkt von regelmäßig angewandten Überlebensstrategien bei regelmäßig erfahrenen und extremen Traumasituationen.

Wenn als Beispiel ein Mädchen missbraucht wird, dann gibt es 3 Möglichkeiten, wie sie psychisch darauf reagieren kann: Fight (Kampf), Flight (Flucht) oder Freeze (Erstarrung, Totstellrefelx). Oftmals ist letzteres bei Kindern die einzige Möglichkeit. Freeze bedeutet im Prinzip nichts anderes als Dissoziation, für den Täter sieht es nur aus, wie ein Erschlaffen/Erstarren.

Das Mädchen dissoziiert jetzt, um das Geschehen ertragen zu können. Für sie fühlt es sich beispielsweise so an, als ob sie nicht mehr in ihrem Körper ist und keine Schmerzen spürt.

Und jetzt kommen wir wieder zur DIS.
So ein Vorfall reicht nicht, um eine DIS zu entwickeln. Die Erlebnisse müssen so extrem und regelmäßig sein, dass das Opfer, wenn es bei den Taten dissoziiert, sich innerlich aufspaltet und eine andere "Persönlichkeit" raus schickt. Es ist leichter zu ertragen, wenn es nicht mir, der kleinen Paula passiert ist, sondern Anna, der Schl*mpe. Oder: Wir (die Persönlichkeiten) teilen uns dieses Trauma auf, da es zu unerträglich ist für eine Person.

Wenn ich von extremen Traumata spreche, meine ich z.B. sadistische Pädo**philen-Ringe, Sekten, Snu**ff und Cru*sh Filme mit Kindern usw. (In Einzelfällen haben auch Personen eine DIS, die "nur" Missbrauch innerhalb der Familie erfahren haben, aber das ist eher seltener. Die meisten Betroffenen wurden von Familie UND Aussenstehenden gequält)

Die DIS ist also im Endeffekt nur eine sehr kreative Art trotz schlimmster Umstände, zu überleben.
Die Dissoziation, die einer DIS zur Grunde liegt, ist ein sehr basaler Reaktionsmechanismus, einfach und effektiv. Daher ist er für das Unterbewusstsein "erste Wahl" wenn ein Kind leidet und sich nicht wehren kann. Was ich damit sagen will:

Eine Erwachsene kann also definitiv keine DIS entwickeln, wenn sie nicht schon eine hat. Die Dissoziation ist etwas, dass man in früher Kindheit erlernen muss und erst recht die Extremform davon, die DIS.

ABER:
Wenn eine erwachsene Frau verge*tigt wird und sich daraufhin für Aussenstehende und Nahestehende eine DIS entwickelt, dann war schon vorher eine da.

Nur ohne, dass es die Frau oder (einige) Aussenstehende bemerkt haben.

Mit einer DIS zu leben bedeutet nämlich, dass man Erinnerungslücken hat, weil andere Anteile auchmal "raus" kommen.

Wenn jetzt ein heftiger Trigger/Auslöser kommt, der an die schlimme Vergangenheit erinnert, also die Frau im Beispiel (die schon eine DIS hat aber nichts davon weiß) wird als Erwachsene vergew**ltigt, dann kann das heftige und langandauernde Reaktionen auslösen, etwa schnelle Persönlichkeitswechsel, Flashbacks usw.

Also könnte es wirken, als hätte sie gerade erst eine DIS entwickelt.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen.
Liebe Grüße!

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