Müssen die Ursachen einer gespaltene Persönlichkeit in der Kindheit liegen?

6 Antworten

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(Ich habe eine Facharbeit im Studium über die dissoziative Identitätsstörung geschrieben)

(Trigger-Warnung für Trauma-Opfer, da etwas detailliertere Beispiele)

Eine DIS ist immer eine Traumafolgestörung. Sie ist ein Produkt von regelmäßig angewandten Überlebensstrategien bei regelmäßig erfahrenen und extremen Traumasituationen.

Wenn als Beispiel ein Mädchen missbraucht wird, dann gibt es 3 Möglichkeiten, wie sie psychisch darauf reagieren kann: Fight (Kampf), Flight (Flucht) oder Freeze (Erstarrung, Totstellrefelx). Oftmals ist letzteres bei Kindern die einzige Möglichkeit. Freeze bedeutet im Prinzip nichts anderes als Dissoziation, für den Täter sieht es nur aus, wie ein Erschlaffen/Erstarren.

Das Mädchen dissoziiert jetzt, um das Geschehen ertragen zu können. Für sie fühlt es sich beispielsweise so an, als ob sie nicht mehr in ihrem Körper ist und keine Schmerzen spürt.

Und jetzt kommen wir wieder zur DIS.
So ein Vorfall reicht nicht, um eine DIS zu entwickeln. Die Erlebnisse müssen so extrem und regelmäßig sein, dass das Opfer, wenn es bei den Taten dissoziiert, sich innerlich aufspaltet und eine andere "Persönlichkeit" raus schickt. Es ist leichter zu ertragen, wenn es nicht mir, der kleinen Paula passiert ist, sondern Anna, der Schl*mpe. Oder: Wir (die Persönlichkeiten) teilen uns dieses Trauma auf, da es zu unerträglich ist für eine Person.

Wenn ich von extremen Traumata spreche, meine ich z.B. sadistische Pädo**philen-Ringe, Sekten, Snu**ff und Cru*sh Filme mit Kindern usw. (In Einzelfällen haben auch Personen eine DIS, die "nur" Missbrauch innerhalb der Familie erfahren haben, aber das ist eher seltener. Die meisten Betroffenen wurden von Familie UND Aussenstehenden gequält)

Die DIS ist also im Endeffekt nur eine sehr kreative Art trotz schlimmster Umstände, zu überleben.
Die Dissoziation, die einer DIS zur Grunde liegt, ist ein sehr basaler Reaktionsmechanismus, einfach und effektiv. Daher ist er für das Unterbewusstsein "erste Wahl" wenn ein Kind leidet und sich nicht wehren kann. Was ich damit sagen will:

Eine Erwachsene kann also definitiv keine DIS entwickeln, wenn sie nicht schon eine hat. Die Dissoziation ist etwas, dass man in früher Kindheit erlernen muss und erst recht die Extremform davon, die DIS.

ABER:
Wenn eine erwachsene Frau verge*tigt wird und sich daraufhin für Aussenstehende und Nahestehende eine DIS entwickelt, dann war schon vorher eine da.

Nur ohne, dass es die Frau oder (einige) Aussenstehende bemerkt haben.

Mit einer DIS zu leben bedeutet nämlich, dass man Erinnerungslücken hat, weil andere Anteile auchmal "raus" kommen.

Wenn jetzt ein heftiger Trigger/Auslöser kommt, der an die schlimme Vergangenheit erinnert, also die Frau im Beispiel (die schon eine DIS hat aber nichts davon weiß) wird als Erwachsene vergew**ltigt, dann kann das heftige und langandauernde Reaktionen auslösen, etwa schnelle Persönlichkeitswechsel, Flashbacks usw.

Also könnte es wirken, als hätte sie gerade erst eine DIS entwickelt.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen.
Liebe Grüße!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Arbeit und Ausbildung in Psychiatrien etc.

Überlebende KZ-Opfer bekamen im Allgemeinen keine Dissoziation der Persönlichkeit, sie hatten und haben vielmehr ein posttraumatisches Belastungssyndrom, was jedoch zu keiner Persönlichkeitsspaltung führt/e.

Letztere wird meist in der frühen Kindheit erworben, also einer Zeit wo ein Mensch noch nicht, bedrohliche Situationen einordnen und wie auch immer verarbeiten kann.

Entsprechende genetische Dispositionen können hinzukommen, bzw. erst die Persönlichkeitsspaltung durch zusätzliche Traumata hervorrufen.

Dass eine DIS im Erwachsenenalter entwicklet wird, wäre mir neu. Ich wüßte auch nicht, weshalb. Erstens müssen sich die Teilpersönlichkeiten über eine lange Zeit entwickeln. Zweitens verfügt das erwachsene Gehirn bereits über zahlreiche andere Bewältigungsmechanismen, auch im dissoziativen Bereich.

Es müssen ja auch vielfache komplexe traumatisierende Erlebnisse bzw. Zustände vorhanden sein, damit so eine Reaktion erfolgt. Eines oder relativ wenige Ereignisse führen sicher nicht zu einer DIS.

Sollte soetwas komplexes im Erwachsenealter auftreten (jahrelange Geiselhaft, Skalverei o.ä. mit verschiedenen Mißbrauch, Mißhandlungen, Scheinhinrichtungen etc.), ist eher mit einer Änderung der dann aber schon entwickelten oder zumindest weitgehend entwickelten Persönlichkeit nach Extrembelastung zu rechnen. Das ist aber etwas völlig anderes, als eine DIS.

Die Psychologie liefert nur Erklärungsansätze und Theorien. In der Realität lassen sich Individuen nicht derart kategorisieren. Demnach hast du recht - eine gespaltene Persönlichkeit kann in jedem Alter auftreten.

Die Psychologie ist schon daran interessiert, dass diese Erklärungsansätze und Theorien auch möglichst die Realität abbilden.

In diesem konkreten Fall stellt sich die Frage: Passiert es denn auch, dass Erwachsene eine gespaltene Persönlichkeit ausbilden? Wenn ja, muss man Theorien vielleicht überdenken. Wenn nein, dann nicht.

Man kann natürlich sagen "das kann in jedem Alter passieren", aber was, wenn das empirische Ergebnis ist, dass es schlicht und einfach nicht passiert?

(Ich weiß nicht, ob das auch im Erwachsenenalter passiert).

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@blechkuebel

Ja, sie ist interessiert daran, aber die Modelle sind eben nicht die Realität - sondern eben nur Modelle.

Das Innenleben eines jeden Menschen ist so komplex - wie könnte man von außen einen temporären Zustand korrekt benennen? Ich denke, es besteht immer die Gefahr in die Person etwas hineinzuprojizieren. Wer weiß ob das Interpretierte überhaupt mit dem Erleben der Person kongruent ist?

Ob es empirische Ergebnisse gibt - ich weiß es nicht. Ich bin keine Psychologin. Vielleicht hast du Recht. Aber was ich erlebt habe ist, dass es auch Erwachsene gibt, die nach einem Trauma gespaltene Persönlichkeiten bekamen - vielleicht bezeichnet man das in der Psychologie aber anders.

Sofern ich mich nicht irre, ist Trauma ja eine mögliche Ursache für eine gespaltene Persönlichkeit. Durch starke psychische Belastung spaltet sich ein "neues" Ich ab - ein "Ich" das stark genug ist um den Schmerz zu ertragen.

Mehr oder weniger sind alle Menschen gespalten. Ab wann es eben pathologisch ist, ist die Frage ..

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@mayaillusion999

Nein, das kommt nur sehr selten vor. Wenn es vorkommt, dann lag bereits eine latente Persönlichkeitsspaltung schon vor, die dann nur noch einen Auslöser benötigte, um auszubrechen.

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Nein, nein, nein. Nach dem 6. Lebensjahr ist es quasi unmöglich, eine DIS zu entwickeln, da der Seele dann andere Mechanismen zur Verfügung stehen und eine Persönlichkeit zu weit integriert ist. Was man nach dem 6. Lebensjahr bei chronischem Extremtrauma entwickelt nennt sich anhaltende Persönlichkeirsveränderung und ist mit F62 kodiert, gehört damit zu den Persönlichkeitsstörungen, nicht zu den dissoziativen- und Traumafolgestörungen!

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Ich glaube kaum, daß du für dich eine gespaltene Persönlichkeit einfordern kannst.

Ich behaupte eher, deinen Fragen nach zu urteilen, daß du unter einer Persönlichkeitsstörung leidest und solltest dir Hilfe angedeihen lassen, damit du dir endlich ein sorgenfreies und lebenswertes Leben bereiten kannst.

Die Betonung liegt dabei auf..du dir endlich!

Das ist nicht mal böse gemeint, denn mit dir und deinem Leben möchte ich wahrhaftig nicht tauschen..denn das wäre für mich kein Leben!!

Ähm... es geht bei dieser Frage nicht um mich. :-D

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@billigparfum

Ich mag es kaum glauben aber..dir nicht unbedingt Lüge unterstellen.

Deine Fragen, die ich schon eine ganze Weile verfolge ohne mich bisher eingeklinkt zu haben, sprechen für mich eine andere Sprache..sorry!

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