Hi. :)
Man kann bei der Beantwortung der Frage unterschiedlich vorgehen..
Erst einmal ist da sicherlich etwas dran daran, dass Berlin was Gewalt angeht eine "Instanz" ist. Berlin ist einfach eine riesige Stadt, eigentlich weltweit bekannt und - ganz wichtig - halt mit mehreren Millionen Einwohnern. Auf eine so große Anzahl Menschen kommen eben auch viele Kriminelle und dementsprechend viele Straftaten. Desto größer die Menge, desto mehr potentielle Täter finden sich auch darunter.
D.h., dass Berlin selbst bei einer mittelmäßig hohen Kriminalitätsrate, also der Anzahl der Verbrechen, die beispielsweise auf 100.000 Menschen kommen, aufgrund der hohen Einwohnerzahl noch immer ständig in den Medien präsent ist wenn es um Kriminalität geht.
Berlin liegt im deutschlandweiten Vergleich auf Rang 3 in Sachen Kriminalitätsrate -> http://ow.ly/BPNQ303J0hG
Frankfurt und Köln haben eine höhere Kriminalitätsrate - aber nur unwesentlich und beide eben deutlich weniger Einwohner. Deswegen hört man von Berlin wahrscheinlich deutlich öfter in den Medien, wie gesagt, selbst wenn Berlin nur im Mittelfeld läge in Sachen Kriminalitätsrate käme es aufgrund der im Vergleich zu zB Frankfurt mehr als viermal höheren Einwohnerzahl zu einer deutlich präsenteren Berichterstattung.
Anhand des Links wird aber auch deutlich, dass das Phänomen nicht nur Berlin betrifft, sondern eigentlich die meisten Großstädte mit Kriminalität zu kämpfen haben. Man könnte also annehmen, dass das quasi schon "normal" ist, und eher die Frage aufstellen, wieso es bei einigen Städten, beispielsweise München, zu einer derart geringen Anzahl registrierter Straftaten kommt.
Das Städte in aller Regel gefährlich sind hat unterschiedlichste Ursachen:
- Es tummeln sich viele Menschen herum. Auf dem Alexanderplatz oder einem Bahnhofsvorplatz beispielsweise ist oft die Hölle los, das macht solche Orte für Taschendiebe beispielsweise natürlich sehr interessant und lukrativ.
- Es ist auch ganz generell viel los, Verkehrsunfälle und damit verbundene Fahrerflucht zB schlagen sich auch in den Statistiken nieder.
- Viele Geschäfte, Zentren und andere "Kassen" zum Ausrauben.
- Sie sind international, d.h. es kommt nicht selten auch zu Kriminalität in Verbindung mit den Verkehrsdrehkreuzen Flughafen/Bahnhof/Hafen (Schmuggeln; kriminelle Touristen etc - vor allem in Frankfurt ist das nicht gerade unüblich und beeinflusst die hohe Kriminalitätsrate sicherlich nicht unerheblich)
usw.
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Darüber hinaus bilden sich vor allem in urbanen Gegenden wie Berlin eigentlich immer soziale Brennpunkt. Oft sehr kleine (teilweise auch sich immer ausdehnendere) Punkte in der Stadt, wo auf kleiner Fläche sehr viele Menschen für wenig Geld unter sehr schlechten Umständen leben. Die Familie ist überfordert, hat kein Geld, Bildung und somit Kontakt zur "Außenwelt" aufgrund der Kommunikationsprobleme ist nicht gegeben. Abschottung - und weil es zu Hause nicht so gut läuft, sehen viele Jugendliche ihre einzige Chance eben in der Kriminalität. Drogen zum Vergessen, Drogen dealen und Raub, um die Familie zu ernähren. In solchen Brennpunkten ist die Kriminalitätsrate dann natürlich entsprechend hoch. Sowohl die mangelnden Möglichkeiten wie auch die fehlende Sozialisation manifestieren sich oftmals in einer kriminellen Laufbahn. Das nennt sich auch Anomie und ist nur einer von zahlreichen Ansätzen, welche eine hohe Kriminalitätsrate zu erklären versuchen und gerade in sozialen Brennpunkten beweist sich diese Theorie eigentlich.
Die Bildung von sozialen Brennpunkten und damit auch eines sehr großen "Faktors" für die Kriminalitätsrate lässt sich historisch nachverfolgen; so kamen insbesondere nach dem 2. WK viele ausländische Gastarbeiter aus der Türkei und generell dem Süden Europas nach Deutschland und somit auch nach Berlin. Auch aus dem Ostblock kommt und kam es immer wieder zur Einwanderung. Aufgrund der sprachlichen Differenzen, der anderen Kultur, der Mittellosigkeit, Aussichtslosigkeit, teils auch die fehlende Bereitschaft einer Integration etc bildeten sich dann die sozialen Brennpunkte - aus welchen es viele oft ausländische Familien, aber auch mittellose Deutsche bis heute nicht heraus geschafft haben und sich um genau das zu erreichen eben auch der Kriminalität begreifen.
Neukölln ist da ein klassisches Beispiel. Es gibt hier zahlreiche "Ghettos" und Brennpunkte. Als einen "großen Brennpunkt", also einen zusammengehörigen, würde ich Neukölln nicht abstempeln, da es auch hier schöne und sozial gut gestellte Ecken gibt. Fakt ist aber, dass Neukölln sicherlich viele Zonen mit sozialen Problemen hat; Neukölln wird zwar auch insbesondere von Medien und Kultur immer wieder stilisiert und als klassisches Problemviertel propagiert, sodass das Negativimage sicherlich auch befeuert und aufgebauscht wird. Aber leugnen lässt es sich nicht, dass etwas wahres dran ist.
Solche sozialen Brennpunkte haben die meisten, wenn nicht alle Städte. In welchem Umfang kommt dann eben darauf an, wie die Situation in den vergangenen Jahren aussah was Immigration angeht.
Um mal auf dein Beispiel Wien zurückzukommen, so ist es tatsächlich so dass Wien für seine geringe Kriminalitätsrate bekannt ist. Nicht, dass es keine Problembezirke gäbe, die Großfeldsiedlung zB ist eine solche in Wien. Auch kam es zu Bevölkerungsströmen, der Anteil der Ausländer in Wien ist nicht gering (ohne Ausländer mit Kriminalität assoziieren zu wollen, aber soziale Brennpunkte entstehen eben oft durch Zuwanderung). Wieso genau die Kriminalitätsrate in Wien so niedrig ist, kann dann auch wieder unterschiedliche Faktoren haben. Bessere Gesetze oder ein anderer Umgang mit Gewalt und Straftaten, beispielsweise, das kann sehr vielfältig sein.
Befreit ist Wien aber auch nicht - wie generell eigentlich keine Stadt. Kriminalität gibt es überall. Eine Weltmetropole wie Berlin mag jedoch durch die Geschichte hinweg mehr soziale Problemviertel entwickeln, aufgrund der deutlich höheren Einwohnerzahl sowohl für besitzenteignende Straftaten attraktiver sein wie auch für Bagatelldelikte.
Cheerio