Ich war genau in der gleichen Situation und kenne diese Gefühle leider nur zu gut.
Mein Vater ist vor zwei Jahren gestorben, da war ich 15. Er hatte einen Herzinfarkt und ist dann nach einer Woche im Koma gestorben.
Das sind Gefühle, die sich nicht beschreiben lassen, es tut körperlich weh und der Begriff "einem das Herz aus der Brust reißen" bekommt für einen in so einer Situation noch einmal eine ganz neue Bedeutung.
Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich habe mich damals gefragt ob es jemals wieder aufhören wird wehzutun, ob ich jemals aufhören werde ihn so schrecklich zu vermissen und warum er verdammt nochmal so früh gehen musste.
Jetzt nach zwei Jahren kann ich endlich ein paar der Fragen beantworten, und ich will versuchen das auch für dich zu tun:
Wird es jemals aufhören zu wehzutun?
Ganz ehrlich, das erste Jahr war hart. Ich habe wie unter einem Schleier gelebt und kann jetzt auch nicht mehr genau sagen, was in diesem Jahr passiert ist. Das ist ein Jahr voller ersten Male ( das erste Mal Weihnachten, geburstag etc.) und jedes Mal wird es wieder wehtun. ABER es wird besser. Wahrscheinlich wird es niemals wieder komplett gut, denn es wird nunmal jemand fehlen.
Aber mit der Zeit wird es besser und der Schmerz und die Trauer werden von schönen Erinnerungen an die gemeinsame Zeit abgelöst und von Liebe für deinen Vater. ( es klingt total klischeemäßig, aber glaub mir, so ist es). Auch wenn du dir das jetzt noch nicht vorstellen kannst.
Werde ich jemals aufhören ihn zu vermissen?
Es wird immer Situationen geben, in denen du dir deinen Vater an der Seite wünschen wirst , oder Situationen, in denen du durch jede Kleinigkeit an ihn erinnert wirst. Du wirst ihn vermissen und es wird wehtun, aber ich finde es persönlich auch ganz "schön", weil ich weiß, dass mein Vater sich gewünscht hätte nicht vergessen zu werden. Und irgendwann ist es dann eine schöne Art von vermissen.
Und so blöd das auch klingt: Ich habe manchmal das Gefühl, dass er noch bei mir ist. Nicht als Geist oder so, aber manchmal habe ich dass Gefühl von Geborgenheit oder ich höre seine Stimme in meinem Kopf und ich weiß, was er zu dieser Situation sagen würde. Und das ist mir ein großer Trost.
Warum?
Die Frage nach dem Warum konnte ich mir bis jetzt immer noch nicht beantworten, ich denke das werde ich auch nie. Das Schicksal ist nunmal einfach ein mieser Verräter. Aber vielleicht sollte man auch lieber aufhören sich diese Frage zu stellen, und die Situation als gegeben akzeptieren und versuchen damit umgehen zu lernen.
Ich weiß, das ist unglaublich schwer, aber du schaffst das. Irgendwann schafft das jeder, auch wenn du es dir jetzt noch unmöglich vorstellen kannst.
Mein Vater war nach seinem Herzinfarkt nicht mehr ansprechbar( Koma) und ich hatte keine Gelegenheit mich mit ihm auszusprechen/ mich richtig zu verabschieden. Aber du hast diese Chance, also nutze sie. Sprich mit ihm und sage ihm alles, was du ihm schon immer mal sagen wollte ( sowohl positiv als auch negativ). Das hilft später.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft diese schwere Zeit durchzustehen, aber ich weiß du wirst das schaffen.
Und so blöd es auch klingt, der Spruch ist wirklich wahr: Niemand geht jemals so ganz.