Das angebotene "Du" muss man nicht annehmen. Und gerade vom Chef ist das so eine Sache. Vernünftige Chefs machen das nicht, weil sie wissen, dass so ein Duz-Verhältnis nicht problemlos ist.
Allerdings kommt es nicht gut an, wenn du ihm in dem Moment sagst, dass du lieber beim "Sie" bleiben möchtest. Das wirkt negativ und wird als Abweisung empfunden. Könnte also euer weiteres Verhältnis dauerhaft belasten.
Nun gibt es Gelegenheiten, in denen Chefs eher dazu neigen, ihren Mitarbeitern das "Du" anzubieten. Z.B. Betriebsfeier. Während der feucht-fröhlichen Runde an dem Abend (oder Morgen) ist das auch völlig Ok. Aber ich habe es erlebt, wie ein Kollege, der am Abend vorher auch das "Du" angeboten bekommen hatte, vom Alten ziemlich gefaltet wurde weil er am Arbeitstag darauf genau das gemacht hat, ihn zu duzen.
Bei den Feiern war er leutselig und gesellig, bei der Arbeit ein Ar... mieser Kerl. Also habe ich ihn solange geduzt nach einem Angebot seinerseits, wie sein Alkoholpegel hoch genug war, und habe es ab dem kommenden Tag auf Arbeit gelassen, und ihn wieder gesiezt. Mit der Tour fahre ich zeitlebens ganz gut.
Bei einer anderen Arbeitsstelle bekam ich das "Du" seitens meiner beiden Cheffinnen recht fix angeboten, und sie waren auch nüchtern. Solange der Laden brummte, war alles Ok. Aber als ich meine Kündigung einreichte, weil sie 51% verkauft hatten und ich das Elend nicht erleben wollte, wurde eine ziemlich zickig. Und beharrte darauf, wieder gesiezt zu werden. So kanns auch gehen.
Eigentlich fand ich die alte Sitte, Brüderschaft zu trinken und davor immer per Sie zu sein, recht gut. Da überlegte man es sich schon stärker, ob man das machen möchte oder nicht.