Geiz ist seine eigene Schwiegermutter.
Von allen Sprüchen zu dem Thema war das definitiv der Witzigste. Und ich habe ohne lange Suche unzähligeVolksweisheiten oder Zitate gefunden, die sich mit Geiz befassen.
Gemeinsam haben alle, dass sie Geiz als negative Eigenschaft sehen.
Bevor du zu hart mit dir ins Gericht gehst, schauen wir uns mal an, was man unter dem Begriff versteht.
Die meisten Menschen denken bei einer geizigen Person an jemanden, der kein Geld oder Ressourcen abgeben will. Selbst dann nicht, wenn es angemessen wäre, zu teilen. Und das Ganze nur zum eigenen Wohl.
Der Duden definiert Geiz etwas neutraler als ›übertriebene Sparsamkeit‹.
Klingt schon besser.
Sparsamkeit ist eine Tugend, keine schlechte Eigenschaft. Zu wissen, wann man seine Ressourcen einsetzen möchte und wann nicht, zeugt von einem vernünftigen Umgang mit Finanzen und materiellen Gütern. Davor sollte man keine Angst haben.
Wo ist Grenze zwischen Sparsamkeit und Geiz?
Mir fallen hierzu ein paar Merkmale ein
- Verzicht auf grundlegende Bedürfnisse
- Angst vor Verlust und Mangel
- Widerwille, anderen zu helfen
- Horten, was man nicht mehr braucht
- …
Grob könnte man also sagen, dass Geiz da anfängt, wo das eigene Wohlergehen und das deiner Mitmenschen aufhört. Sobald du dir selbst oder anderen schadest. Und zwar, ohne, dass es dafür einen zwingenden Grund gibt.
In deinem Fall nennst du ja ganz klar den Grund, der zu deiner Sparsamkeit geführt hat:
Du bist in einer finanziellen Notlage und willst zuerst auf dich selbst achten.
Du willst auf deine Ausgaben schauen. Dadurch musst du nicht riskieren, plötzlich keine Miete mehr bezahlen zu können oder beim Kauf von Lebensmittel sparen. Dass du vorsichtig bist und genau überlegst, wofür du dein Geld ausgibst, kann nur schwer als ›Geiz‹ definiert werden.
Ein gesundes Gleichgewicht zwischen Sparsamkeit und Großzügigkeit ist wichtig.
- Großzügigkeit ermöglicht es dir, anderen zu helfen oder deine Beziehungen zu stärken.
- Sparsamkeit wiederum hilft dir dabei, deine Ressourcen bewusst und gezielt einzusetzen.
Deiner Beschreibung nach zu urteilen, bist du in der Vergangenheit sehr großzügig gewesen. Vielleicht sogar etwas zu großzügig. Was der Grund dafür sein könnte, dass du dir jetzt diese Gedanken machst.
Du stellst gerade fest, wie schwer das Leben werden kann, wenn man wenig Geld hat.
Deshalb verändert sich auch der Wert, den es für dich hat.
Es ist eine gesunde Reaktion, das eigene Verhalten an diese Erkenntnis anzupassen. Und es ist ebenso ein Erfolg, wenn man aus neuen Gegebenheiten seine Lektionen lernt. Genau das tust du gerade.
Wäre es schlimm, wenn du sparsam bleibst, sobald du wieder mehr finanziellen Freiraum hast?
Deine Freunde jedenfalls sollten deinen neuen Umgang mit Geld unterstützen.
Sorgen, dass du plötzlich geizig bist, musst du dir nicht machen. Besonders, nachdem du in deinem bisherigen Leben keinerlei Anzeichen dafür gezeigt hast.
Man wächst und lernt ständig. Auch in Bezug auf Geld.
Stress dich deshalb nicht zu sehr. Lass die aktuelle Phase mal vorbeigehen und sieh zu, dass es dir selbst an nichts Wichtigem fehlt. Wenn du dann wieder ›bei Kasse‹ bist, kannst du ja überprüfen, wie schwer es dir fällt, mit anderen zu teilen.
Vielleicht suchst du dir sogar eine größere Herausforderung, als das Verschenken an Freunde und Bekannte.
Spenden wäre beispielsweise ein Beweis, dass man nicht geizig ist.