Warum sind mittlerweile gefühlt so viele entweder Dom oder Sub?
Seit 50 Shades of Grey ist das Thema einfach gesellschaftsfähig geworden. Die Menschen stehen jetzt mehr dazu, dass ihnen so etwas gefällt. Das bedeutet ja nicht, dass man das jetzt richtig krass auslebt, sondern oft sind es einfach kleine "Spielereien", mal ein bisschen fesseln, ab und zu den Ton angeben etc.
Kommt das durch die ganzen Pornos?
Mit Pornos hat das nichts zu tun. Pornos gab es auch vor vielen Jahren schon. Sondern solche Neigungen entwickeln sich vermutlich bereits im Laufe der Kindheit. Je nach Umfrage geben bis zu 80% der Befragten an, schon mal entsprechende Fantasien gehabt zu haben.
Warum kann man nicht einfach normalen Sex haben, bei dem beide Partner einfach auf Augenhöhe sind? Warum muss sich denn der Dom immer dominant fühlen? Was will er damit kompensieren? Und warum wollen sich Subs unterwerfen?
Findet man normalen Sex dann zu langweilig? Kriegt ihr keinen mehr hoch, wenn es normal abläuft?
Das muss nicht immer sein. Ja, manche Menschen brauchen unbedingt gewisse BDSM-Komponenten, damit der Sex erfüllend ist. Aber die meisten Menschen, die BDSM praktizieren, mögen durchaus auch "normalen" Sex. Das schließt sich definitiv nicht aus.
Allerdings ist es meistens natürlich schon so, dass auf Dauer etwas fehlt, wenn man seine Neigung gar nicht auslebt. Dann wird "normaler" Sex durchaus als langweilig und unbefriedigend empfunden.
Die Rollenverteilung muss auch nicht immer gleich sein. Viele Paare wechseln sich ab, wer den dominanten Part übernimmt.
Mit Kompensation hat das nichts zu tun. Das sind einfach Varianten der menschlichen Sexualität. Freude daran, neue Dinge zu erleben, eine hohe Libido oder ein positives Körpergefühl können mit solchen Neigungen zusammenhängen. Dominante Menschen sind tendenziell extrovertierter als andere Menschen.
Ich weiß, es ist nur ein Spiel, aber ich kann das nicht ernst nehmen.
Wenn dir das nicht zusagt, musst du das ja auch nicht. :) Solange du ernst nimmst, dass es den Beteiligten gefällt und sie ihr Ding machen lässt. Man muss auch nicht alles auf dieser Welt nachvollziehen können. Es ist ok, wenn das so gar nicht zu deiner Gefühlswelt passt. Menschen sind unterschiedlich.
Mit welchem Recht willst du mich jetzt dominieren?
Mit dem Recht, das man bekommen hat. Der devote Part möchte ja gerne das Gefühl haben, die Kontrolle abzugeben. Der dominante wird dadurch auch gewissermaßen auch zu einer Art Erfüllungsgehilfe. Devote Menschen sind nicht altruistisch und lassen das einfach über sich ergehen. Sondern sie wünschen sich das ja explizit. Entsprechend kann man sich gut und vielleicht auch dankbar fühlen, wenn ein Mensch die dominante Rolle übernimmt.
Oder... Warum soll ich dich jetzt schlagen, würgen etc. Ich liebe dich doch.
Eben drum: Die geliebte Person möchte auf diese Art berührt werden. Sie zieht daraus positive Gefühle, starke Erregung und Befriedigung. Wieso sollte man einem Menschen diese schönen Dinge verweigern, wenn man ihn doch liebt? (Rhetorische Frage. Jeder Mensch hat natürlich seine eigenen Grenzen, die er auch nicht "aus Liebe" überschreiten sollte.)
Wenn beide Partner so etwas mögen, entsteht dadurch sehr viel emotionale Nähe und Verbundenheit. Die meisten Paare reden viel darüber, was sexuell geht und was nicht, wie sich sich fühlen und was sie brauchen. Es findet viel Kommunikation statt, man achtet aufeinander, lernt über eigene Bedürfnisse zu sprechen, eigene Grenzen zu erkennen und zu kommunizieren.
Natürlich machen das nicht alle Doms und Subs. Und man muss auch nicht Dom/Sub sein, um das zu machen. Aber tendenziell ist es schon so, dass BDSMer mehr über sexuelle Dinge reden (weil es hier einfach eine größere Notwendigkeit gibt) und zufriedener in ihrer Beziehung sind (vermutlich eben weil sie mehr und offener Kommunizieren).
BDSM ist also nicht "schlecht" und schließt Liebe definitiv nicht aus, sondern ist für viele Paare überhaupt die Basis, um BDSM ausleben zu können.