Pferdekauf - privat, Züchter, Händler oder doch woanders?

6 Antworten

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Also erstmal Daumen hoch für deine Einstellung! Die solltest du nicht ändern nur weil dir ein paar Pferde vor der Nase weggeschnappt wurden. 

Also ich kenne einige Bereiter, die ihre Berittpferde gleichzeitig vermarkten und die auch ganz oft vermitteln. Das war für mich die ideale Lösung. Ich habe angerufen und gesagt was ich suche. Er meinte er hört sich mal um. Und Schwupps wurde ich zum Probereiten eingeladen. Sonst wäre ich wahrscheinlich zum Züchter gegangen oder auch Privat. An deiner Stelle würde ich auch versuchen in der Scene ein Netzwerk aufzubauen. Da kriegt man auch schnell mit wer seriös ist und wer nicht. Mein erster Kontakt war ein Hufschmied. Das war ne super Idee schließlich kommen Hufschmiede viel rum und werden nicht selten beim Vermitteln eingespannt ;-)

Eines fand ich damals auch sehr hilfreich: neben zwei (!) Probereitstunden durfte ich auch einmal ins Gelände mit dem Pferd. Wenn die behaupten, dass das Pferd geländesicher ist, warum nicht mal fragen ob man das zusammen mit einem Begleiter mal testen darf? 

Lass dir Zeit! Wirklich! Bevor du da nicht ein paar Mal probieren durftest würde ich niemals ein Pferd kaufen!

Ich muss aber auch sagen ich würde mir kein ausrangiertes Turnierpferd holen. Es kann gut gehen, aber da geht man ein großes Risiko ein. Denn: warum soll es denn keine Turniere mehr gehen? Krank oder Sauer geritten? Gaaaanz selten werden Turnierpferde mal wegen fehlendem Talent ausgemustert. Bis man merkt, dass es zb einfach nicht so toll Dressur läuft hat man es meist schon eine Weile mit Kraft oder Gewalt versucht. Das kann seelische und auch häufig körperliche Folgeschäden mit sich bringen. 

LG

DieFragendeNaty 
Fragesteller
 20.07.2017, 19:32

Schon mal vielen Dank für die tolle Antwort!  Das ist eine gute Idee mit dem Netzwerk, das ist mir noch gar nicht in den Sinn gekommen. Ich glaube das könnte funktionieren, man redet ja erstmal bevor man sich ins Internet begibt, so sind vielleicht mal andere nicht schneller als ich. :) zu den Tunierpferden wurden mir eigentlich immer nur gute Grunde erzählt, aber ob das nun stimmt....Wahrscheinlich hast du recht, sind eher mit seelischen und körperlichen Schäden ausgestattet :( man weiß echt nicht wem man trauen kann....Wobei wir wieder bei dem Netzwerk wären. Darf ich erfahren wo du dein Netzwerk aufgebaut hast? 

LG

SuperB18  20.07.2017, 20:13
@DieFragendeNaty

Also ich habe südlich von Bremen gesucht. Wie gesagt, als erstes hab ich mich an den Schmied gehalten. Natürlich wissen auch viele Reitlehrer was. Und wenn man mal einen im Internet sieht kann man ja auch mal rumfragen: Kennt ihr den? Ist der seriös?

Du guckst garantiert bei den sehr "günstigen" Pferden. Bei meinen Pferden ist es so gut wie immer so, das der Käufer sich das Pferd mehrfach anguckt und auch mit ihm arbeitet.

Im unteren Preissegment wird vermulich die Mentalität herschen - wer zu erst ja sagt - Pferd weg. Bei mir geht das Pferd erst zum neuen Besitzer, wenn ich mir 100 % sicher bin, das das Paar dann auch passt und das das Pferd in eine Lebenstellung geht - ich war bis jetzt Friesenpferdezüchter.

Ich persönlich würde immer nur ein Pferd vom Züchter selbst kaufen. Was anderes kommt für mich nicht in Frage. Ich selbst war Züchter und bin aber auch Privatverkäufer meiner Fohlen, da ich keinen eigenen Betrieb habe sondern meine Nachzucht im ganz kleinen Rahmen habe.

Bei einem Pferdekauf ist eines der wichtigsten Entscheidungsmerkmale die Gesundheit und Artigkeit des Tieres - alles andere ist halb so wild.

Ein Züchter hat nicht nur Jungpferde zum verkauf, auch Zuchtpferde gehen immer mal wieder in den Verkauf.

Der Tipp mit dem Hufbearbeiter von SuperB18 ist schon nicht weit hergeholt:

Alle Dienstleister rund ums Pferd kommen viel rum. Aber keiner bekommt so viel erzählt wie der Hufbearbeiter. Beim Tierarzt, beim Reitlehrer, beim Sattler sind die Leute während seiner Arbeit mit ihrem "Fall" beschäftigt. Wohingegen sich die meisten für die Arbeit ihres Hufbearbeiters gar nicht weiter interssieren, sondern ihr Pferd bei ihm anbinden oder halten und ansonsten ihn unterhalten. Und da hören die viel. Da hören die, wenn jemand überlegt, ob dieser Pferdekauf überhaupt richtig war und dass er möglicherweise überlegt, das Pferd wieder herzugeben. Da hören die auch mit, wenn jemand in den Stall kommt und einfach in die Runde erzählt, Pferd sowieso stünde zum Verkauf ... und so wissen sie sehr früh schon, wo ein Pferd zum Verkauf steht, zum Teil schon lang, bevor Fotos gemacht werden und ein Inserat geschrieben wird.

Die Züchter haben auch mal Pferde, die ein bisschen älter sind, wenn sie sie jünger nicht verkaufen konnten oder die Stute, die sie erst noch behalten wollten, vielleicht dann doch hergeben.

Ich kenne viele, die von privat gekauft haben und egal, wo gekauft wurde, ich habe schon oft den Druck erlebt, dass sie an den ersten verkauft haben, der Geld auf den Tisch gelegt hat, habe aber genausooft erlebt, dass Interessenten zu einem wahren Juwel an Pferd bis zu 10 Wochen lang immer wieder hin gefahren sind.

Das mit dem nicht schreckhaft kann man halt leider nicht kaufen. Wenn Du als Mensch nicht absolut entspannt bist in jeder Situation, wird Dir jedes Pferd schreckhaft werden. Bist Du von der entspannten Sorte, kannst über einen Hüpfer zur Seite auch mal lachen und dem Pferd damit sofort mit all Deiner Ausstrahlung klar machen, der Hüpfer war unnötig (lächerlich), dann werden bei Dir alle Pferde wahre Verlasspferde werden. Da gilt absolut der alte Spruch "wie man sich's zieht, so hat man's". Du kannst natürlich ein Pferd von jemandem kaufen, der eher der entspannte ist, sodass das Pferd schonmal nicht voreingenommen ist. Schaffst Du es dann, langfristig entspannt zu bleiben, dann hast Du gewonnen, denn je länger das gut geht, desto sicherer wirst Du in Deiner Entspannung werden, sodass Dich irgendwann nichts mehr aus der Bahn wirft und Dein Pferd somit auch nicht. In dem Moment, wo Dir aber auch nur unterbewusst kommt "oh, da werfen Leute Dachziegel vom Dach in den Container, hoffentlich erschrickt mir das Pferd nicht", hast Du schon verloren. Das Pferd sagt "oh, Reiter spannt - bleiben wir mal in höchster Alarmbereitschaft" und wird bei einer Regung eines Grashalms schon Gas geben.

Genauso kann man sich die "Spaß machenden" Bewegungen zumindest bis ca. Dressurklasse L nicht kaufen, aber gute Bewegungen kaputtreiten, wenn man es nicht kann, wenn man es hingegen kann, schlechte so weit fördern, dass das übliche deutsche Reitpferd heutzutage immer Spaß machen kann. Wir haben heute eine Pferdezucht, wo man die Talente auf Freizeitreiterebene nicht suchen muss. Was das normale Pferd können muss, können sie alle, wenn sie nicht grobe Gebäudefehler haben und die wirst erkennen.

SuperB18  20.07.2017, 22:23

Ja die Hufbearbeiter sind quasi die Friseure in der Reitsportwelt. Niemand wird so viel zugequatscht! :-)))

Baroque  21.07.2017, 21:47
@SuperB18

Der Vergleich passt!!!

Wo ich kaufe...? Hm...meist bei Züchtern, weil ich eigentlich wenn, dann roh haben will. Aber sogesehen...mir egal wo, hauptsache Pferd und Preis passen mMn zusammen und passen mir. Was mir passt ist außer "roh" eben  augenscheinlich gesund, voraussichtlich mal ein guter Springer usw..das Gesuchte variiert ja bei jedem.

Wenn ich ein Pferd verkauft habe und ein Käufer sich tagelang Zeit lässt, dann ist er selber Schuld, wenn das Pferd denn doch schon verkauft war. Eine fiel mal aus allen Wolken, als sie nach 3 Monaten anrief, ob ich das Pferd noch hätte (allerdings wollte sie auf biegen und brechen das Pferd am liebsten für fast geschenkt...und ich vermute, die Hoffnung war, dass ich nach 3 Monaten die Hoffnung aufgegeben habe, das Geld zu bekommen, und es ihr doch fürn Appel und nen Ei geb :P Aber da ich keine Träumer-Preise ansetze, war dies nicht der Fall ;)

Was ich sagen will - nen Tag oder zwei, drei gebe ich immer Bedenkzeit, wenn ich den Eindruck hab, das ernstes Interesse besteht. Aber auf ewig warmhalten lass ich mich nicht - und ich denke, das macht keiner auf zu langen Zeitraum mit. Entweder, weil er froh ist, dass er die Kohle bekommt, oder selbst bei Platz vor Preis - jeder verspricht das Blaue vom Himmel, wo das Pferd hinkommt ;) auch da findet man schnell den nächsten, wo das Pferd hingehen kann.

Ein Pferd vom Züchter ist in der Tat keine gute Idee, wenn man ein Verlasspferd sucht. Mancher lammfromme 4- jährige wird 2 Jahre später zum Problempferd. Ein Pferd " das möglichst lange hält" zu kaufen wäre genauso dumm, wie einem Kind schon mal ein Paar Schuhe für Erwachsene zu kaufen...

Ein Verlasspferd sollte mindestes 7-8 Jahre alt sein. 

So ein Pferd, wie Du es dir vorstellst, würde ich auch wollen. Habe ich auch schon öfter angeboten bekommen. 

So was findet man nicht einfach so, da muss man Geduld haben. Denn die findest du in keinem Inserat und bei keinem Händler. Die gehen " unter der Hand" weg. Da mußt du in gute Ausbildungsställe gehen und mit den Bereitern sprechen, die wissen so was. Denn wenn jemand von ihren Reitschülern zum Beispiel von L nach M wechseln möchte, brauchen sie ein entsprechendes Pferd. Und das alte ist dann oft so 10-14 Jahre alt. Die Reiterinnen möchten ihr Pferd aber unbedingt nur  in gute Hände abgegeben, weil  sie schon im Zwiespalt sind zwischen der Liebe zu dem Tier und dem Wunsch, weiterzukommen. Daher darf man solche Pferde dann auch öfter probereiten, denn die Besitzer möchten ja auch sichergehen, dass das Pferd bei Dir nicht nur auf " Durchlaufstation " landet, sondern ein gutes Zuhause findet.

Nur darfst du es da nicht eilig haben - man muss ziemlich suchen, wenn man nicht über entsprechende Kontakte verfügt.

Auch in Schulbetrieben kannst du dich umsehen. Manche kaufen solche Pferde auf mit dem Plan, sie an ihre Reitschüler weiterzuverkaufen. Auch in diesem Fall hast du in der Reitschule genügend Möglichkeiten, das Pferd zu testen und alle anderen Reitschüler über die Erfahrungen mit diesem Pferd zu befragen. Hier findest du natürlich eher verlässliche Freizeitpartner, und weniger Pferde, mit denen Du noch mal eine Turnierkariere starten kannst. Ich weiß ja nicht, was Dir vorschwebt.

friesennarr  21.07.2017, 15:47

Ein Züchter verkauft nicht immer nur Jungpferde, auch ältere und nicht mehr zur Zucht geeignete Tiere kommen zum Verkauf.

Urlewas  21.07.2017, 15:59
@friesennarr

Friesennarr, das stimmt, umd möglicherweise kann man da auch mal Glück haben. Aber meist sind solche Pferde dann kaum weiter ausgebildet als die ganz Jungen. Habe beispielsweise mal ein Pferd geritten, das kam 6-jährig vom Züchter und kannte nicht mehr als sonst 3- jährige. War kaum geritten und recht schreckhaft. Es hat etwa ein Jahr gedauert, bis das Pferd einigermaßen vernünftig lief. Wie ein Jungpferd eben...

Für jemand, der sich kein junges Pferd zutraut, ist das dann auch gut zu überlegen. Denn Beritt und intensiver Unterricht ist dann unerlässlich. 

Ein " Verlasspferd" muss man da erst noch  selber draus machen.