Kann prinzipiell jeder* Pilot werden?
Hallo zusammen,
um (Berufs-)Pilot zu werden, spielen ja mehrere Faktoren eine Rolle. Wenn wir den Gesundheitlichen Faktor nicht betrachten, könnte doch quasi jeder, der das geforderte Wissen hat, Pilot werden. Oder ist es so, dass man Fähigkeiten braucht, welche nicht erlernt werden können? Denn es müsste doch jeder die selbe Chance haben?
Das würde mich wirklich sehr interessieren.
7 Antworten
Hallo,
ja, jeder kann im Prinzip Pilot werden. Für die "ab-initio"-Ausbildung nach MPL (Multi Pilot Licence) heißt es in der EU-Ausbildungsvorschrift 1178/2011 sogar:
"Zum Lehrgang werden nur Bewerber ohne Vorkenntnisse („ab initio“) zugelassen."
Kapitel "Integrierter MPL-Ausbildungslehrgang", siehe Seite 2011R1178 — DE — 08.04.2012 — 000.003 — 124
Die EU macht auch keine Vorschriften bezüglich Schulbildung, auch wenn das hier bei GF immer noch erzählt wird.
Willst Du aber bei einer bestimmten Airline anfangen, legt diese die Bedingungen fest, die Du einfach erfüllen musst und dies sind weniger die fachlichen Fähigkeiten, denn die kannst Du durch Fleiß erwerben, als die persönlichen Qualitäten.
Bist Du ein netter Typ - teamfähig, sozialverträglich, verantwortungsbewusst, lösungsorientiert und leistungsstark -, hast Du eher eine Chance auf einen Arbeitsvertrag, als wenn Du ein Armleuchter bist, weil Elternhaus und Schule in der Erziehung versagt haben.
Heute wird sehr viel Wert auf die Zusammenarbeit der Crew gelegt (das nennt sich MCC - Multicrew Coordination Concept und ist Pflichtfach bei der Ausbildung); da kann man z. B. keine Egoisten gebrauchen.
Deshalb haben nicht alle Bewerber die genau gleiche Chance. Fachlich schon eher, persönlich eher nicht.
Na ja, so einfach ist es nun auch nicht. Wenn Du z. B. nicht mehrfachbelastbar bist, bist Du weg vom Fenster. Kannst Du nicht räumlich sehen und/oder denken, ist Feierabend. Lässt Du in Diskussionen niemanden zu Wort kommen, sondern willst Dich durchsetzen, bist Du auch untragbar. Leidet Deine Koordinationsfähigkeit, ist auch Schluss.
Solche Dinge (bis auf sachliches Diskutieren) lassen sich nur schwer oder kaum trainieren, zumal Du Dir dann selbst ein Ziel setzt und damit auch weißt, wie Du dies erreichst. Das ist bei einem echten Test natürlich nicht so.
Die Airlines suchen Leute, die auf vielen Gebieten guter Durchschnitt sind - und genau das ist das Problem. "Fachidioten" gibt es immer, aber die gute Kombination vieler Fächer macht den geeigneten Bewerber aus. Und da spielt die innere Einstellung eine große Rolle (Leistung bringen wollen, Schwierigkeiten meistern, sich durchbeißen) - wie sonst im realen Leben auch.
Du kannst ja bei einer privaten Flugschule anfangen, musst aber später trotzdem ins Unternehmensbild passen.
Danke für den Stern!
Also ein guter Durchschnitt aus allem aber nichts außergewöhnliches :)
Genau deshalb, weil das jeder kann, führt z.B. die Lufthansa vor der Ausbildung auch einen intensiven Check (physische/psychische Belastbarkeit etc.) mit den Bewerbern durch...
Erst wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, lohnt es sich, am Wissen und den Fähigkeiten der Bewerber zu arbeiten, sprich: sie auszubilden.
Das ist natürlich verständlich. Lufthansa möchte nur die Besten ausbilden, denn schließlich ist es deren Humankapital. Aber es ist ja nicht so, dass wenn man bei der LH nicht besteht, dass man nichts als Pilot taugen würde. (?)
Wer die körperlichen und psychischen Voraussetzungen nicht mitbringt, stellt u.U. ein Risiko für die ihm anvertrauten Passagiere dar! Kann schon sein, dass man bei anderen Airlines da großzügiger ist, ob das insgesamt positiv ist, sei dahingestellt.
Übrigens ist die LH auch in Zeiten des Bewerbermangels von diesen Anforderungen - zurecht - nicht abgerückt.
Nein, nicht jeder, der die flugmedizinischen Voraussetzungen erfüllt, ist in der Lage Pilot zu werden. Nicht jeder, der zwei Arme hat, kann Schlagzeuger oder Gitarist werden. Es sind eine Reihe von weiteren mentalen Voraussetzungen notwendig und die hat nicht jeder.
In einer freien Flugschule kann jeder Pilot werden. Da mußt Du nur einen großen Koffer Geld mitbringen.
Die großen Airlines sieben unter den Bewerbern aus, welche die besten Fähigkeiten mitbringen. Diese kann man nicht erlernen. Entweder man hat sie oder man hat sie nicht.
Aber ist das nicht ein wenig "doof" wenn man einen großen Koffer an Geld an eine Private Flugschule gibt und dann bei keiner Airline angenommen wird? Wie soll man das denn vorher wissen. Schließlich ist ja nicht jeder Pilot über LH ausgebildet worden.
Natürlich ist das doof. Darum würde ich diesen Weg auch keinem Menschen empfehlen. Was glaubst, Du, weshalb es so viele arbeitslose Piloten gibt, die sich um die paar Arbeitsplätze reissen? Ich und viele andere User auch haben hier im GF genügend Beiträge zu diesem Thema geschrieben und von der Ausbildung in einer privaten Flugschule abgeraten. Die Jobaussichten sind im Moment gleich null. Es gibt auf dem Markt genügend Piloten mit Lizenz, Type Rating und Flugstunden im Flugbuch.
Aber es gibt genauso viele Bewerber, die bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz abgeblitzt sind -und das aus gutem Grund. Weil sie die entsprechende Eignung nicht mitbringen und es aber nicht wahrhaben wollen!
Das sind dann die, die sich mit einem Koffer Geld vor den Türen der privaten Flugschulen wieder finden und die Lizenz privat erwerben. Ohne Garantie auf Anstellung, meist hoch verschuldet für viele Jahre. Die Fluschulen versprechen den Schülern das Blaue vom Himmel. Schließlich ist es deren Geld. Oder würdest Du viel Geld in eine Ausbildung investieren, wenn Dir die Fluschule von Anfang an sagen würde, dass Deine Jobaussichten gleich null sind?
Aber wo kommen denn dann die ganzen Piloten her? Es kann doch nicht jeder über Air Berlin oder Lufthansa etc. ausgebildet worden sein.
Warum nicht? Die wollen sich ihre eigenen Leute in der eigenen Schule so ziehen, wie sie ihre Piloten später haben möchten und keine Leute von irgendeiner Flugschule, wo die Auswahl der Kanidaten und die Ausbildung nicht nach dem - viele Jahre bewährten - Schema von LH funktioniert. Der eine oder andere Quereinsteiger von einer anderen Airline ist natürlich dabei. Aber auch der kommt bei der Bewerbung am DLR Test nicht vorbei.
.. und Lufthansa hat wie gesagt noch genügend Pilotenanwärter auf der Wartebank sitzen. Diese haben es bereits nach den bestandenen Tests und Gesprächen bis zum Aisbildungsvertrag geschafft, aber eben auch nicht weiter.
Warum? Weil im Moment kein Bedarf besteht. Darum bildet LH auch nicht mehr aus. Weshalb sollte man Piloten ausbilden, wenn man aktuell keine braucht. In den letzten Jahren war eine Wartezeit bis zum Ausbildungsbeginn völlig normal. Teils bis zu mehreren Jahren. Diese Zeit mussten die Anwärten dann irgendwie überbrücken - z. B. als Flugbegleiter in der Kabine fliegen usw. Dann lernst Du das Leben dort hinten auch gleich kennen.
Du würdest Dir als Arbeitgeber Deine Arbeitnehmer aus selbst ausbilden wollen. Dann weißt Du, was Du hast und das die Ausbildung DAS vermittelt hat, was Du Dir vorstellst. Kommt der Bewerber von einer fremden Flugschule - ohne Stunden und ohne Flugerfahrung - weißt Du gar nichts. Er hat lediglich eine Lizenz in der Tasche. Das ist alles. Du weißt nicht, was er kann, was für eine Persönlichkeit er ist und was für Fehler vielleicht in der Ausbildung gemacht wurden
Der Führerschein alleine macht auch noch keinen guten Autofahrer!
Also könnte man sagen, dass wenn man es nicht bei einer Airline schafft, es lieber sein lassen sollte?!
Stimmt. Genau das habe ich gemeint. Du tust Dir sonst keinen Gefallen.
Theoretisch kann es jeder werden. Aber wie du schon sagst, die gesundheitlichen Anforderungen an einen Piloten sind so extrem hoch, dass es eben nur eine ausgewählte Minderheit schaffen kann,.UInd das ist auch gut.
Hallo, also könnte man sagen, dass einen die Gesundheit oder die innere Einstellung (sprich wissen, Motivation, wollen etc.) daran hindern, Pilot zu werden? Der Rest müsste dann erlernbar sein.