Kann man als sensibler Mensch ein Arzt sein?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

KANN man schon. Doch du solltest dir darüber im Klaren sein, dass der Beruf als Arzt eben auch damit zu tun hat, dass man Menschen Schmerzen zufügen oder unangenehme Dinge 'antun' muss wenn man z.B. eine Wunde desinfiziert oder näht, eine Behandlung mit Nebenwirkungen verschreibt oder anwendet oder ihnen schlicht schlechte Nachrichten bringen muss.

Radiologen haben u.a. mit Krebspatienten zu tun. Halt eben für die Bildgebung etc. Damit wärst du permanent mit dem Tod konfrontiert. Dermatologe... naja... Hautarzt. Hängt auch mit Krankheiten zusammen, die das Leben von Patienten teilweise stark einschränken.

Wenn du super sensibel bist, dann solltest du den Job nicht machen. Vor allem nicht, wenn DAS "zumal man ja auch ganz gute finanzielle Aussichten hat" hier deine Motivation ist. Der Job als Arzt nimmt einen emotional ziemlich mit und der Beruf an sich gehört zu einer der Berufsgruppen mit einer der höchsten Selbstmordraten.

Ansonsten könntest du dich über die Bereiche in denen du hier überlegst zu arbeiten eigentlich auch selbst informieren. Dass du als Radiologe mit entsprechender Bildgebung zu tun hast und was da auf dich zukommt ist eigentlich eher eine Frage von ein paar Klicks.

shilaaaa706 
Fragesteller
 04.06.2021, 18:49

Danke für die Antwort! Warum ist die Suizidrate so hoch? Ist das wirklich so ein schlimmer Job?

BeviBaby  04.06.2021, 18:54
@shilaaaa706

Es ist halt ein sehr sehr anstrengender Job mit großer Verantwortung. Du bekommst das Leid von Menschen hautnah mit und ggf. auch die Machtlosigkeit, wenn du jemandem nicht helfen kannst. Du musst Menschen ggf. Diagnosen überbringen, die ihr Leben zerstören können und siehst sie in dem Moment, in denen ihnen klar wird, dass sie sterben werden, keine Kinder bekommen können oder ein werdendes Baby verloren haben. Sowas eben, was für einen Menschen für einen kurzen Augenblick bedeutet alles zu verlieren, was in dem Moment wichtig ist.

Dann hast du einen immensen Druck. Du darfst keine Fehler machen, denn wenn du einen machst entscheidest du damit ggf. über Leben und Sterben eines Menschen. Es geht nicht um einen Tippfehler auf einem Formular, das du innerhalb von 10 Minuten neu ausgedruckt hast, sondern um das Leben eines Menschen.

Und so gut wie jeder Arzt hat irgendwann mit dem Tod zu tun. Oder zumindest mit Leid, denn in der Regel geht man nicht zum Arzt, wenn man kerngesund ist (außer zu vorsorgesachen, die ich aber hier auslassen möchte, denn niemand wird sein ganzes Leben lang nur vorsorgen machen).

Es ist halt die Frage wie gut du das verkraften kannst... aber auch wie selbständig du bist, wie entscheidungs- und entschlussfreudig.

Wenn du schon weißt das du damit Probleme hast dann ist das schon gut.

Im Studium selber musst du ein Pflichtjahr in einer Einrichtung sowie ein Pflegepraktikum auch haben. Anhand dessen könntest du spätestens sehen ob der Beruf für dich in Frage kommt oder nicht.

Du bist ein Mensch, also ist das ziemlich normal. Ärzte sind keine Roboter. Zu weinen nachdem du grad einem Kind gesagt hast das es Krebs hat und vermutlich sterben wird ist auch okay. Sollte nur nicht vor dem Patienten passieren, da musst du die Stärke beweisen. Radiologie ist viel mit Krebs, also wirst du sowas vermutlich antreffen.

Wenn dich das aber fertig macht, immer und immer wieder, dann solltest du dir spätestens dann überlegen etwas anderes zu machen. Als Arzt musst du mit dem Tod klar kommen und wissen das es Teil des Lebens ist.

Das du die ganzen Themen interessant findest ist gut, aber ist leider nicht ausschlaggebend. Medizin ist nicht mit Krankheiten zutun haben, sondern mit Menschen.

Hier ist ein Satz aus Scrubs von Doctor Cox:

"Wenn du anfängst dir die Schuld für Todesfälle zu geben, dann gibt es keinen Weg zurück"

Du musst lernen damit umzugehen, mit Schicksalsschlägen, mit Todesfällen und mit sehr viel mehr. Es sollte dir nicht egal sein, aber wenn du jedes mal einen Nervenzusammenbruch hast weil ein Patient gestorben ist, ist das nicht der richtige Beruf.

Mach eventuell ein Praktikum in einer Pflegeeinrichtung auf langer Zeit. Dort sterben die Bewohner. Kannst du damit schon nicht eventuell umgehen, dann sieht es schlecht aus. Oder du fragst mal im Kriseninterventionsteam in deiner Stadt an ob du mit denen sprechen kannst, meistens von den Maltesern, Johannitern oder anderen Einrichtungen. Die können die Erfahrungen nahe bringen oder du kannst dort selber aktiv werden. Ist auf Ehrenamtbasis. Da wirst du einige Schicksale sehen die dir im Beruf des Arzts möglicherweise auch begegnen werden.

Kann man schon, dann aber auf keinem Fall in einem Krankenhaus. Die werden wie Unternehmen geführt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ich würde auf jeden Fall mit "Ja" antworten, auch wenn ich (noch) kein Arzt bin, denn wenn dem nicht so wäre, dann hätte bestimmt ein Viertel meiner Kommiliton*Innen später ein ganz gewaltiges Problem undich denke nicht, dass sich mein Jahrgang massivst von den vorangegangenen unterscheidet. Zudem lernt man auch mit der Zeit damit umzugehen, man kann von jemandem mit 17/18 auch nicht erwarten, dass man schon sofort total gleichgültig mit sowas umgeht.

Zu den Fachrichtungen: Beides eher wenig "Todesfall-lastig", insbesondere die Derma nicht, aber die Fachrichtung ändert sich sowieso gefühlt semesterweise, von daher würde ich mir da noch keine Gedanken machen ...

Alles Gute!

Da lernt man mit umzugehen. Mach doch vor dem Studium ein FSJ in der Pflege, dann kannst du schon mal reinschnuppern.

in der Dermatologie und Radiologie hat man eventuell weniger mit dem Tod zu tun. Kommt aber auch darauf an wo man arbeitet. Dermatologen haben viel mit Hautkrebs Patienten zu tun und die können da auch mal dran Sterben. Oder auch mit HIV Patienten und auch da kann man durchaus auch mal sterben. Den Umgang damit lernt man aber und du bist ja auch erst 14, da entwickelt sich ja auch noch einiges.