Berufsbild OTA?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hi, ich bin jetzt im dritten und letzten Lehrjahr der OTA Ausbildung.

Ich fang mal einfach an, ein paar Sachen zu erzählen, was den Ablauf der Ausbildung und den Alltag im OP angeht. Auf jeden Fall kann ich dir vorweg sagen, dass MFA eine tolle Grundlage ist, bevor man die Ausbildung zur OTA macht, ca 50% meiner Klasse haben vorher diese Ausbildung gemacht.

Also in der Schule hast du Fächer wie Anatomie, Krankheitslehre, Pharmakologie, Physik und Chemie (das ist da aber nur auf die absoluten Grundlagen beschränkt), allg. Berufsfachkunde, Berufsfachkunde auf die einzelnen chirurgischen Fachgebiete bezogen, chirurgischen Unterricht, BWL, Krankenhaustechnik, Instrumentenkunde, Krankenpflege, .... also relativ viele Fächer. Da der Beruf nicht staatlich anerkannt ist, hat es den Vorteil, dass die Schulen einiges vom Lehrplan her selber bestimmen können, das heißt du wirst einige Unterschiede bei den verschiedenen Schulen feststellen.

Unterricht hat man immer Blockweise, bei uns (Ulm) sind es immer 5 Wochen. Die Schule macht auch einen Einsatzplan, wann du in welcher Fachabteilung eingesetzt bist, unser Urlaub ist zum größten Teil auch vorgegeben, wir haben noch ca 7 Tage zur freien Verfügung, was aber immer mit Einsatzstelle und Schule vorher abgesprochen werden muss.

Im ersten Lehrjahr hast du die Kurzeinsätze außerhalb vom OP: Endoskopie (200 Stunden), Ambulanz (250 Stunden), chirurgische Station (100 Stunden) und Zentralsterilisation (120 Stunden).

Am Ende vom ersten Lehrjahr kommt man in den OP. Die obligatorischen OP-Einsätze sind in der Traumatologie und Visceralchirurgie (jeweils 500 Stunden), Gynäkologie und/oder Urologie (jeweils 200 Stunden). Optionale Einsatzgebiete (wird von der Schule entschieden, darf man leider nicht selber entscheiden) sind mit jeweils 200 Stunden Gefäßchirurgie, Augenchirurgie, HNO, Orthopädie, Thoraxchirurgie, Neurochirurgie, Herzchirurgie, MKG, Kinderchirurgie und/oder Hand- und Plastische Chirurgie. Außerdem hast du noch 150 Stunden lang einen Anästhesieeinsatz.

Insgesamt umfasst der praktische Teil der Ausbildung 3000 Stunden.

So, der Arbeitsalltag eines OTA sieht bei mir in der Klinik so aus:

Kurze Frühbesprechung, ggf. Einteilung der Kollegen in die verschiedenen Säle. Pro Saal sind immer 2-3 OTA bzw OP-Pfleger (ich schreib jetzt immer OTA weils kürzer ist). Der Schüler wollte eigentlich immer extra eingeteilt sein, aber dank Personalmangel funktioniert das leider nicht immer. So, einer der OTA richtet den Saal her, dh er macht das Licht an, fährt den PC hoch, macht den Gerätecheck, holt schon zusätzliche Geräte, wie zB C-Bogen und Lagerungsmittel. Dann hilft er dem anderen OTA, die benötigten Sachen für die OPs herzurichten. Man spricht sich auch immer ab, wer was instrumentieren und springen will, dh wer sich für die OPs steril wäscht und wer unsteril das ganze drumherum macht. 

Als Schüler wirst du anfangs viel springen, man sagt immer, dass man ohne guten Springer aufgeschmissen ist, von dem her ist das Springen sehr wichtig. Das heißt du kümmerst dich um die Dokumentation, machst deinem Instrumentierenden alle nötigen Artikel auf, hilfst dabei, den Patienten zu lagern, hilfst, die Chirurgen steril anzuziehen, sorgst dafür, dass alle Kabel und Schläuche angeschlossen werden und dass dein Instrumentierender alles hat, was er braucht, zB Kompressen und zusätzliche Instrumente. Auch musst du als Springer Geräte wie zB einen Videoturm oder den C-Bogen bedienen, dafür bekommst du auch Geräteeinweisungen. Und du musst dich um die Präparate kümmern, die in die Pathologie/Labor kommen.

Als Instrumentierender richtest du deinen sterilen Tisch nach dem Standard, ziehst die Chirurgen an, hilfst beim sterilen Abdecken des OP-Gebietes, reichst dem Chirurgen die Instrumente, musst auch mal assistieren, zB Haken halten, versorgst die Präparate, hast immer genug Kompressen da, erträgst die Launen des Chirurgen, wenn was nicht klappt... ;)

Eine feste Mittagspause gibt es meistens nicht, du wirst vom Spätdienst einfach ausgelöst. Wenn das Programm durch ist, wird der Saal aufgeräumt und Einmalartikel aufgefüllt, evtl. auch schon was für die OPs am nächsten Tag hergerichtet.

Als Schüler führst du auch Gespräche mit deinem Mentor, wirst benotet und musst einen Lernzielkatalog führen, in dem du einfach notierst, was du alles in dem Einsatzbereich gelernt hast.

Geprüft wirst du Ende vom dritten Lehrjahr schriftlich, praktisch und mündlich. 

So, und jetzt hab ich so viel geschrieben, dass mir nichts mehr einfällt. Dürfte für den Anfang aber auch reichen :D

Wenn du noch fragen hast, dann darfst du dich gerne jederzeit melden. Ich kann dir nur sagen, dass ich meinen absoluten Traumberuf gefunden habe. Mir gefällt die Arbeit richtig gut, habe auch das Glück, dass ich in einem etwas kleiner Haus angestellt bin, bzw es ist ein Verbund aus drei kleineren Häusern, ich komme mit allen Kollegen, sowohl OP-Pflege als auch Anästhesie als auch mit den ärztlichen Kollegen bisher super gut klar. Die Arbeit ist super interessant und man lernt einfach unglaublich viel.

Einziger Nachteil in dem Beruf: du lernst so unglaublich viel über Krankheiten und Medizin, dass du von jedem deiner Freunde und Bekannten und deiner Familie, die nichts mit dem Beruf zu tun haben, Herr oder Frau Doktor genannt und dauernd wegen irgendwelchen Symptomen gefragt wirst :D

MarieMarie18 
Fragesteller
 01.02.2016, 08:17

viiiiiiel dank. Hat mir sehr weiter geholfen !! :)

Du bist bei den Operationen dabei, richtest den Operationstisch (alle Instrumente für die OP), reichst diese dem Chirurgen an, und entsorgst oder reinigst diese nach der Op. Es gibt Schichtdienst über drei Schichten, auch am Wochenende und Feiertagen: Frühdienst, Spätdienst und Nachtdienst.