„ Billige Arbeitskraft“ Praktikum (FOS)?

2 Antworten

Hey.

Ich habe ein Jahr lang den Bundesfreiwilligendienst geleistet, auch in einem Krankenhaus, und ich kann dir sagen, dass es normal ist.

Du hast dem Stationsteam zu gehorchen, wie demütigend das auch ist. Du hast dich freiwillig dazu entschlossen und du bist keine gelernte Kraft, dass heißt, unter dem Strich bleiben nur die "schäbigen" Aufgaben für Praktikanten übrig.

Dass gelästert wurde, ist natürlich schon absolut unter der Gürtellinie, aber das dich die examinierten Kollegen schief angucken und dir indirekt sagen, dass du genau für die Aufgaben da bist, kenne ich auch, sofern man sich weigert oder auf seinen wohlverdienten Feierabend besteht.

Im 1. Lehrjahr wird sich das auch noch nicht soo sehr ändern, obwohl du dann wenigstens richtig angelernt wirst.

Ich wünsche dir alles Gute und Durchhaltevermögen, bis zum Ende deines Praktikums :-)

Hey du!

Was genau hast du dir denn von dem Praktikum erwartet? Also was stört dich konkret?

Dass du kein Geld bekommst wusstest du bestimmt schon vorher. Und die Arbeiten, die du als ungelernter Praktikant rein rechtlich gesehen machen darfst, sind eben auch nicht gerade die spannendsten und schönsten.

Bei uns im Kindergarten sind auch immer wieder Praktikanten von der FOS. Anfangs gebe ich denen immer etwas Zeit, dass sie sich alles anschauen und die Abläufe verinnerlichen können. Ich warte immer, ob sie selbst erkennen, welche Aufgaben anstehen und versuchen mir zur Hand zu gehen. Wenn aber nach einer gewissen Zeit keine Initiative von ihnen kommt, dann gebe ich ihnen Aufgaben. Zum Beispiel "Wisch bitte den Tisch ab", "Stell bitte die Stühle hoch", "Richte bitte die Brotzeit her", ...

Würde mir ein Praktikant dann mit "Nein" antworten, dann würde es bei mir auch ein ernstes Gespräch geben. Vielleicht nicht, wenn das einmal vorkommt. Aber wenn er oder sie regelmäßig Aufgaben verweigern würde, dann mit Sicherheit. Eventuell würde ich dann auch irgendwann mit der Schule Rücksprache halten.

Unliebsame Aufgaben gibt es in jedem Beruf. Und gerade die werden oft an Praktikanten delegiert. Aber nicht unbedingt, um den Praktikanten zu ärgern. Wenn ich zum Beispiel mit den Kindern im Garten bin und drinnen die Spülmaschine ausgeräumt werden muss, dann bitte ich natürlich den Praktikanten, das zu tun. Nicht, weil ich zu faul bin, sondern weil ich den Praktikanten nicht unbedingt mit den Kindern allein lassen darf (kann u.U. gehen, hängt mit der Aufsichtspflicht zusammen, das würde hier aber zu weit führen). Und weil in dieser Zeit vielleicht Eltern kommen, die noch mit mir sprechen wollen, etc. So ähnlich stelle ich mir das bei dir im Krankenhaus vor. Während du "den Schwestern hinterherräumst" erledigen die Aufgaben, die sie dir gar nicht übertragen können und dürfen.

Im Übrigen: Wenn bei mir ein Praktikant Initiative zeigt, dann kann es durchaus sein, dass er andere Aufgaben bekommt, als einer, der offenbar keine Lust hat. Sitzt ein Praktikant bei uns nur rum und guckt gelangweilt, werde ich schneller etwas finden, das er erledigen könnte, als wenn er sich intensiv mit den Kindern beschäftigt. Ich habe noch nie einem Praktikanten, der gerade einem Kind etwas vorgelesen oder mit einem gespielt hat, eine andere Aufgabe gegeben. Da wische ich den Tisch dann gerne selbst. Ist jetzt natürlich nur mäßig vergleichbar, denn du wirst nicht unbedingt Lorbeeren ernten, wenn du anfängst mit den Patienten zu spielen. Aber es gibt bestimmt auch bei euch Aufgaben, die du bereits kennst und freiwillig erledigen kannst, so dass du im Ansehen deiner Vorgesetzten (und das sind alle auf deiner Station) steigst. Auch wenn du durch Fragen fachliches Interesse zeigst, wird dir vielleicht eher mal etwas gezeigt, das du vielleicht nicht selbst machen darfst, bei dem du aber dabei sein darfst, anstatt nur aufzuräumen o.ä.

Und abschließend: Ja, du bist eine "billige Arbeitskraft". Du brauchst dieses Praktikum für die Schule, das Krankenhaus kann deine Arbeitskraft brauchen. Es ist also eine Zweckgemeinschaft, bei der beide sowohl investieren als auch profitieren. Du bist "Arbeit" für das Krankenhaus, weil jemand für dich zuständig sein muss, jemand dich anleiten muss. Du bringst dafür Arbeitskraft mit und übernimmst Aufgaben. Dafür bekommst du den Praktikumsplatz und einen Einblick in den Beruf.

Also konkrete Tipps: Abschauen und nachmachen (soweit du darfst), Fragen stellen, Interesse zeigen, höflich sein, auch unliebsame Aufgaben freiwillig übernehmen und ohne Murren alles machen, was man dir aufträgt.

Alles Gute!

Perfekt1657 
Fragesteller
 20.05.2018, 16:15

Hallo Liebes,

erstmal vielen Dank für deine Antwort. Ich hatte davor schon erfahrung in der Pflege vor meinem FOS und es war deutlich besser als es so ist. Klar war mir von Anfang an bewusst das ich Aufgaben machen werde auf die man auch keine lust hat. Das Problem ist aber das ich es nicht normal finde wenn ich manchmal 8-10 Leute am Tag waschen muss und die jeninge bin die tut mir leid für den begriff „Die ***“von den Patienten wegmacht. Es wird mir oft gesagt das die mir helfen, es kommt aber nichts. Und ja ich wasche auch mal Adipöse Menschen ALLEINE und es tut im Rücken nur weh. Es sind viele Gründe.. es ist nicht nur das. Auch das ganze Team hat überhaupt keinen zusammenhalt, es wird nur geredet über den anderen. Ich hab einen guten Eindruck bei den Schwestern, das weiss ich da ich immer „mein Mund“ halte und mir so gut wie jeden Müll gefallen lasse. Die anderen Leute aus meiner Klasse haben das Problem nicht, ich hab auch oft mit denen geredet..

Da ich schon seit knapp einem Jahr dort bin darf ich natürlich viele Sachen alleine machen. Die Schwestern vertrauen mir. Aber ich finde es schade das in dem Team kein zusammenhalt ist..