Zuspät?

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Genau deshalb hat der Coitus interruptus einen schlechten Ruf als Verhütungsmittel. Nur die wenigsten Männer bringen die erforderliche Willensstärke und Körperbeherrschung auf und viele können sich im Eifer des Gefechts auch nicht immer rechtzeitig zurückziehen.

Ich habe noch nie den Sinn dahinter verstanden, warum man „wenn‘s am schönsten ist“, den Akt unterbricht und nicht einfach sicher verhütet.

Grundsätzlich gilt; je früher die "Pille danach" nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr oder einer Verhütungspanne eingenommen wird, desto sicherer kann eine Schwangerschaft verhindert werden, weil die Wahrscheinlichkeit einfach größer ist, einem möglichen Eisprung zuvor zu kommen.

Die „Pille danach“ hat keine abortive Wirkung, sondern hemmt die Eireifung und verschiebt den Eisprung im Zyklus der Frau um 5 Tage nach hinten, sodass keine Befruchtung mehr möglich ist, weil die Spermien die Eizelle nun „verpassen“ bzw. dann abgestorben sind und nichts mehr anrichten können.

Nach dem Eisprung (eine Eizelle ist maximal 24 Stunden befruchtungsfähig), also in der zweiten, unfruchtbaren Zyklushälfte ist eine Schwangerschaft nicht möglich und die Einnahme der "Pille danach" überflüssig, weil mit oder ohne Pille danach das Eintreten einer Schwangerschaft unmöglich ist.

Da aber kaum eine Frau (oder eine App) weiß, wann genau der Eisprung stattfindet, ist eine gescheite Verhütung zu jedem Zeitpunkt im Zyklus notwendig und eine Notfallverhütung kann zu jedem Zeitpunkt im Zyklus sinnvoll sein.

Wenn der Eisprung zufällig zeitgleich mit dem ungeschützten Geschlechtsverkehr stattfindet und die "Pille danach" wird wenige Stunden später eingenommen, ist eine Befruchtung der Eizelle nicht mehr zu verhindern. In diesem Fall besteht die Möglichkeit, dass trotz Einnahme der "Pille danach" eine Schwangerschaft eintritt.

Ulipristalacetat kann auch noch bei Einnahme unmittelbar vor der Ovulation bei bereits ansteigendem LH-Spiegel das LH-Level senken, den Peak verschieben und somit die Ovulation verzögern. Die ellaOne® z.B. wirkt im Gegensatz zur PiDaNa® (Wirkstoff Levonorgestrel) also auch "kurzfristiger" (näher am Eisprung) noch etwas bewirken.

Eine Garantie gibt es bei beiden "Pillen danach" aber so oder so nicht. Bei schneller Einnahme innerhalb von 24 Stunden senkt die ellaOne® das Schwangerschaftsrisiko auf 0,9 Prozent. Bei der PiDaNa® mit Levonorgestrel bleibt ein Risiko von 2,3 Prozent, trotzdem schwanger zu werden.

Eine gescheite Primärverhütung bleibt einfach ohne Konkurrenz. 

Klar kannst du abwarten… Aber auf was willst du denn warten?

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme