Zeitzeugen vom 2 Weltkrieg gibt es noch welche?

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Diese Frage habe ich hier bei GF, vor kurzer Zeit mit ja beantwortet. Zwar als Kind noch, aber die Bombengeschwader und das brennen von Magdeburg, sowie der Rückzug der 12. Armee Wenck, habe ich noch in der Erinnerung. Ein DE Gefangenlager der USA konnte ich aus dem Fenster sehen, es ist der April 1945 gewesen und meine 3 und 6 Jahre älteren Brüder, schleppten Stroh rüber, die US Soldaten verhinderten das nicht. Ich habe Freundschaft, der Hat noch 2 Km. das Gleiche erlebt und Berichte darueber geschrieben, die ich hier auch schon einmal postete. Hier ein Auszug daraus.

Angeregt durch den Beitrag in dieser Zeitung von Horst Wedau aus Ferchland über seine ergreifenden Schilderungen über das schlimme Ende des 2. Weltkrieges für die flüchtende Zivil-Bevölkerung bei ihm auf der Ost-Seite der Elbe, möchte ich meine Erinnerungen als Kind aus dieser Zeit von der Westseite, also Ferchland gegenüber, von Grieben aus schildern, wo ich es miterlebt habe. Wir wurden ja von US-Amerikanern befreit, aber auch das geschah chaotisch, denn die Waffen-SS hatte eine Handvoll bewaffneten Hitlerjungen zusammengezogen, die die von Tangerhütte vorrückenden amerikanischen Panzer aufhalten und Grieben verteidigen sollten. Ich habe miterlebt, wie diese 17 bis 20-Jährigen, bewaffnet mit Panzerfäusten und befehligt von einem SS-Mann, ohne Sinn und Verstand in Griebener Gärten neben der Straße nach Tangerhütte verteilt wurden, um Grieben und Umgebung gegen anrückende amerikanische Panzerfahrzeuge mit einer Panzerfaust zu verteidigen. Als dann die Panzer kamen, haben die jungen Menschen wohl mehr aus Angst mit der Panzerfaust geschossen, ohne zu wissen, wie man damit richtig zielt und haben die Giebelwand eines Griebener Hauses an der Tangerhütter Chaussee (es gehörte damals dem alten Herrn Stelle von Grieben) getroffen. Die anrückenden amerikanischen Panzerbesatzungen haben dann aus dem sicheren Panzer heraus einen nach dem anderen von den jungen Menschen mit MG-Salven erschossen. Sie lagen dann einige Tage überall in den Gärten herum, die Gesichter völlig zerfetzt. Und ich habe damals als 7jähriger erste tote Menschen gesehen: Eben waren sie noch quicklebendig an der Gaststätte meines Großvaters vorbeigelaufen, nun waren sie alle tot, erschossen, die Körper bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt. Wie hat mich dieses Erlebte später als Heranwachsender beeinflusst und kritisch werden lassen und während der folgenden DDR-Schulzeit in meinem Denken und Verhalten zum Staat beeinflusst. Es sind solche schrecklichen Bilder in meiner Erinnerung, die ich bis heute nicht vergessen kann. Ich sehe in meiner Erinnerung noch immer, wie diese Jugendlichen, bekleidet mit überlangen Wehrmachtsmänteln, die sie mit Sicherheitsnadeln hochgesteckt hatten, damit sie nicht drauftreten, eine Panzerfaust auf der Schulter, an der Gaststätte meines Großvaters im Gleichschritt vorbeigingen. Neben ihnen, so noch in meiner Erinnerung, der SS-Mann mit kreischender Stimme, der aus seinem „Armee-Kübel-Wagen“ heraus, immer wieder wild mit der Pistole umherfuchtelte, um den jungen Menschen Angst, Respekt und Kadaver-Gehorsam einzuflößen, damit sie gegen die anrückenden Amerikaner auch wirklich „kämpfen“. So erinnere ich mich außerdem noch, wie mein Großvater, übrigens ein sehr gläubiger Mann, breitbeinig in der Eingangstür seiner Gaststätte stand und ich versteckt mich hinter ihm, und wir schauten den vorbeimarschierenden, „bewaffneten“, jungen Menschen nach. Mein Großvater hat noch leise zu den jungen Menschen in seinem markanten altmärkischen Plattdeutsch gesagt, als sie vorbeigingen: „Schmed bloß de Dinger wech, ji sind doch eher dod, als ji denken künnt“. Das hatte der SS-Mann gehört und meinem Großvater angedroht: „Wenn er nicht gleich den Mund hält, ist er schneller Tod, als er denkt“. Diesen wütenden Satz von dem SS-Mann habe ich bis heute in meinem Gedächtnis / „Ohr“. Meine Großmutter hat dann mich und Großvater schnell von der Tür weg und ins Innere des Hauses hineingezogen und zugeschlossen, denn wir wussten, dass solche Texte, in Gegenwart von Nazis geäußert, tödliche Folgen haben konnten. Wir machten zur Straße hin alle Fensterläden zu und versteckten uns im Hausinnern zur Gartenseite hin. 

https://www.mdr.de/video/mdr-videos/d/video-620684.html

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
zetra  12.09.2022, 10:42

Danke fuer den Stern, allerdings solche mahnende Worte, gelten Heute nicht mehr, denn es besteht eine neue Bereitschaft, Probleme mit Waffengewalt zu lösen.

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Wenn im Altenheim vermutlich. Aber ob die drüber reden möchten sei nochmal dahingestellt. Ich bin noch mit ehemaligen Soldaten an der Front als ältere Herren, groß geworden. Das waren sehr interessante Gespräche. Ist irgendwie echt komisch, dass es inzwischen nur ganz selten vorkommt, dass man auf Zeitzeugen trifft.

Am besten im Altersheim oder in Veteranen Vereinen nachfragen.

Ich kann mich noch erinnern wie ich vor knapp über 10 Jahren in einem Altersheim zu Mittag gegessen habe. Da spazierte ein älteren Herr mehrfach an der Türe vorbei und blickte jedes mal durch, das schmale Glas, welches in der Türe eingefasst war. Wir baten den Herrn herein um uns etwas Gesellschaft zu leisten. In dem Raum waren vielleicht 6 Leute gesessen. Er sprach über den Krieg. Man hat ihn nicht richtig gut verstanden, aber er meinte er hat alle seine Freunde im Krieg verloren. Er hat auch geschossen und Menschen getötet. Aber darauf hat er es belassen und Tränen kamen ihm hoch. Er meinte es war eine schreckliche Zeit.

Er war 91 oder 92 Jahre alt, genau weiß ich es nicht mehr und er wird wahrscheinlich heute sicher schon Tod sein, aber es gibt viele Zeitzeugen Berichte von Bürgern und Soldaten im Internet zu finden.

Jene, die jetzt noch leben,. sie wären über 90. Mein Vater ist 28 geboren, ich war ein spätes Kind.(80). Die SS kam 1945 in die Knabenklasse, und forderte sie auf, mit Gewehr zu kämpfen. Die Waffe wurde in einer Kirche () gesegnet. Dann kam die Verschleppung ins Gulag Rumänien. Wasser, Brot, und Notdurft zwischen Brettern verrichtet. Für ein halbes Jahr. Dann zurück Das prägt. Mehr erzählte er nie. Er war Kämpfer. Kein Nazi. Aber Survivor. Und wenn er erzählte, dann schüchtern. Kurz angebunden. Immer sagend: ' Du bist ein 16 tel. Deine Kinder werden nur noch ein 8 tel sein.... Dann hatte ich begriffen. Was er meinte. Und so traumatisiert, wie er war, er hatte sein Leben im Griff. Und je mehr ich lese, studiere über diese Zeit, desto mehr wird mir klar, stolz zu sein, ein 16tel zu sein.

Diese Zeit damals war Gift für die Seele der Menschen. Hitler war Gift, pures Gift. Nicht mehr und nicht weniger als das.

Das, was damals abging