Würdet ihr in Nazi-Deutschland überleben?

Das Ergebnis basiert auf 30 Abstimmungen

Ich würde da vermutlich "ganz gut klarkommen" 57%
Ich denke, mich würde man direkt einsperren 40%
Nach etwas Untersuchung würde man mich wegsperrren 3%

10 Antworten

Ich denke, mich würde man direkt einsperren

Da mein Vater Jude war, und das in der Zwischenzeit wahrscheinlich den Behörden bekannt ist, würden mir nicht mal mehr "geschönte Papiere" helfen, wie das früher teilweise geklappt hatte. Auf jedenfall würde ich mindestens als Halbjüdin gelten. Meine Mutter hatte aber auch einen jüdischen Vater, nur ihre Mutter war katholisch.

Also müsste ich mich quasi schon vorher vom Acker machen.

Nur wohin?

So wie ich es in Erinnerung habe, gibt es welche, die in der Schweiz überlebten. Aber selbst in der Schweiz war der Umgang mit jüdischen Flüchtlingen nicht immer ganz einwandfrei.

https://blog.nationalmuseum.ch/2020/05/joseph-schmidt/

Die Niederlande war im 1. Weltkrieg neutral, und konnte nichts dafür, dass durch den Überfall der Deutschen, die Niederlande eine Falle für jüdische Flüchtlinge wurde. Doch dort gab es eine Partei, die nationalsozialistisch eingestellt war: Die NSB. (Bekanntestes Opfer: Anne Frank)

Deshalb könnte ich nur hoffen, dass mir meine in den USA lebenden Verwandten helfen würden.

Würde denke ich nicht weggesperrt werden, da ich vom Aussehen her so ziemlich dem damaligen Ideal entspreche, keine Beeinträchtigungen habe und meine Familien über viele Generationen hinweg deutsche Christen sind (ob ich klar käme wage ich zu bezweifeln haha ;))

Ich würde da vermutlich "ganz gut klarkommen"

Vom Aussehen her kein Problem, einer meiner Grossväter hatte damals auch "berufsbedingt" auch seine arische Abstammung nachweisen müssen.

Also wäre ich wahrscheinlich an irgendwo an der Ost- oder Westfront verreckt.

Ich denke, mich würde man direkt einsperren

Ich habe mich das sehr oft gefragt und auch mit vielen älteren Menschen über ihr damaliges Leben gesprochen. Mein Großvater war sehr gegen Hitler, gehörte dem Zentrum an und wurde von den Nazis sehr früh als gewählter Bürgermeister abgesetzt. Mein Vater war auf einem Internat, das sehr von Nazi-Lehrern dominiert war und er war erst aktiv in der HJ und meldete sich mit 16 dann zusammen mit der gesamten Klasse freiwillig zur Waffen-SS. Mein Großvater hat ihn deswegen zunächst enterbt. Nach einer schönen Zeit während der Ausbildung zum Gebirgsjäger in den Alpen ging es an die Front und nach wenigen Wochen war ihm klar geworden, dass er Rattenfängern aufgesessen ist.

Der ältere Bruder meines Vaters war bei der Machtübernahme der Nazis bereits als Offizieranwärter bei der Wehrmacht und ist 1941 als Oberleutnant in Russland gefallen. Er war nie Nazi und in seinen Feldpostbriefen hat er von Greueltaten besonders der SS-Truppen berichtet, war meinen Großvater immer sehr aufgeregt haben. Mein Großvater ist leider schon vor meiner Geburt gestorben, aber er war immer eine Nazigegner gewesen. Als Hitler im offenen Auto durch unsere Heimatstadt fuhr haben Freunde meinen Großvater im Dachgeschoss gefesselt, weil er mit seinem Jagdgewehr auf Hitler schießen wollte. sie haben ihn aber nicht gemeldet.

Die Spannweite von überzeugtem jungen Nazi bis absoluten Nazigegner in der eigenen Familie war bei uns sehr oft Thema. Ich selbst lasse mir nur sehr ungern vorschreiben, was ich denken soll. Ich bin sehr kritisch in vielerlei Hinsicht und frage mich immer wieder, ob ich evtl. das Falsche und Unrichtige bei den Nazis erkannt hätte. Andererseits setze ich mich, wenn mich etwas überzeugt auch dafür ein. Ich war 4 mal in den Stadtrat/Gemeinderat gewählt, auch nach einem Umzug am neuen Wohnort nach einiger Zeit wieder engagiert politisch tätig. Ich hoffe immer sehr, dass ich die Nazis als das gesehen hätte was sie waren. Damit wäre ich auch sehr nahe an meinem Großvater und vermutlich, weil engagiert und aktiv auch schnell im Gefängnis gelandet. Aber es bleibt eine Vermutung. Ich habe mir aber in meinem Leben immer selbst eine Meinung gebildet und nicht einfach fremde Meinungen übernommen. Ich habe als Schüler Marx und Mao gelesen, mich mit Grundlagen des Kommunismus und des Kapitalismus beschäftigt und meine Position wirklich gesucht und erarbeitet. Diese Haltung habe ich bis heute, schwimme immer wieder auch gegen den Strom, wenn mich Dinge einfach nicht überzeugen. Nur selten liege ich damit falsch. Daher denke ich, ich wäre ein Gegner der Nazis gewesen und bin es auch heute, wenn es um AfD etc. geht. Aber ich bin auch ein Gegner der Sozialisten und Kommunisten. Und vor allem bin ich überzeugter Demokrat und der festen Überzeugung, dass man nicht die Demokratie verteidigen kann, wenn man demokratische Rechte einschränkt. Daher will ich Meinungsfreiheit, selbst wenn der größte Unsinn gesagt wir und ich will, dass jeder frei und ohne Konsequenzen für alles mögliche und unmögliche demonstrieren können muss. Und ich halte es für falsch, politische Gegener mit Gewalt oder Blockade oder sowas an der Ausübung ihrer demokratischen Rechte zu hindern. Auch wenn mich das, was da gesagt wird dann tierisch aufregt ist mir absolut wichtig, dass jeder alles sagen darf. Und das merke ich halt derzeit immer mehr, dass Sprechverbote, Gender-Neusprech und political correctness verbunden mit Cancel-Kultur und Verhindern von Demonstationen ein neues Normal werden, mit dem ich absolut nicht einverstanden bin. Daher halte ich die Frage für sehr wichtig und an Themen wie Klima und Corona kann jeder prüfen, ob er Mainstream unkritisch übernimmt oder prüft und selbst kritisch entscheidet. Die einen wären auch bei den Nazis Mitläufer und ggf. auch Täter geworden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lebenserfahrung - keine 20 mehr
Ich denke, mich würde man direkt einsperren

Mein "Ariernachweis" würde mich sofort diskreditieren. Nach dem Reichsbürgergesetz von 1935 wäre ich "Volljude". Dass mein zweiter Vorname auch tatsächlich jüdisch ist, wäre natürlich ein gefundenes Fressen für diese Antisemiten.