Worin liegt der Unterschied zwischen diesen beiden Wörtern?

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Verstand ist ein Erkenntnisorgan, das die unterschiedlichen Eindrücke der Sinne a) zusammenführt und b) in einem kommunikativen Prozess in Begriffe fasst und c) darüber hinaus nach dem Prinzip der Kausalität aktuelle Schlüsse zieht.

Vernunft schließt die Schlüsse und Erfahrungen eines Lebens und einer Kultur ein. "Vernüftig" sein bezeichnet immer eine Rückbeziehung auf kulturelle Erfahrung der ratsamen Verhaltensweise.

Mit dem Verstand sind vorwiegend die intellektuellen Möglichkeiten des Menschen gemeint, so z.B. seine Umwelt zu erfassen, zu strukturieren, die beobachteten Phänomene bestimmten Kategorien zuzuordenen und aus allem eine Bewusstsein für die Wirklichkeit zu entwickeln. -- Mit der Vernunft sind die höheren integrativen Funktionen des Denkens gemeint, mit denen ich die Phänomene meiner Umwelt deute, bewerte und sie in höhere Zusammenhänge als Überzeugungen einordne.

Kommt natürlich darauf an wie man es betrachtet.

Ich finde Verstand ist eine Eigenschaft die einem hilft rationale kühle Entscheidungen zu treffen.

Vernunft dagegen ist meiner Meinung nach eher das Gegenteil also wenn jemand nach seinem Gefühl handelt und denkt.

Um gute Entscheidungen zu fällen wäre wahrscheinlich eine Mischung aus beidem ideal.

Darf ich fragen warum du diese Frage gestellt hast? Hast du irgendwas erlebt das dich auf diese Frage gebracht hat oder hast du nur darüber nachgedacht und wolltest wissen was der Unterschied ist?

LG

Deine Fragestellung ist schon verkehrt:

Du willst vermutlich nicht den Unterschied zwischen den Wörtern wissen, sondern den ihrer Bedeutungen.

Verstand kommt von verstehen - das ist die Fähigkeit zu erkennen, was Sache ist.

Vernunft ist, wenn man sich an das hält, was man verstanden hat - d.h. sein Handeln nicht nach Gefühlen oder Gewohnheiten ausrichtet, die im Widerspruch zu dem als richtig Erkannten stehen.

Worin ein inhaltlicher Unterschied zwischen den Wörtern „Vernunft „und „Verstand“ besteht und ob überhaupt ein Unterschied vorliegt, kann erst aus einem Sprachgebrauch ermittelt werden. Zum Teil besteht kein klarer Unterschied. Wenn unterschieden wird, ist Vernunft meistens das Erkenntnisvermögen, etwas als Ganzes geistig zu erfassen, ein einsehendes Denken. Das hin- und herlaufende (diskursive), analysierende und schrittweise vorgehende Denken wird dann als Verstand bezeichnet.

Über den alltäglichen Sprachgebrauch gibt z. B. der Duden Bedeutungswörterbuch Auskunft. Einen Überblick über die Begriff „Vernunft“ und „Verstand“ in ihrer vielfältigen Verwendung und geschichtlichen Entwicklung verschafft: Historisches Wörterbuch der Philosophie

Definitionen von Vernunft und Verstand bei Autoren einzelner philosophischer Werke sind außerdem teilweise in Speziallexika zu finden.

Vernunft steht nach der Wortherkunft mit „vernehmen“ in Verbindung, Verstand mit „verstehen“.

Vernunft ist das geistige Vermögen, Einsichten zu gewinnen, Zusammenhänge zu erkennen, etwas zu überschauen, sich ein Urteil zu bilden und sich in seinem Handeln danach zu richten.

Verstand ist allgemein die Denkfähigkeit.

Bei Immanuel Kant ist der Verstand ist das Vermögen (die Fähigkeit) der begrifflichen Bestimmung von Inhalten in Urteilen, in denen alles Denken besteht. Er leistet es, das durch Wahrnehmung Gegebene einheitlich zu verknüpfen. Im Verstand sind Formen der Anschauung für alle Daten möglicher Erfahrung begründet. Der Verstand gilt als das Vermögen, Vorstellungen selbst hervorzubringen. Sinneseindrücke von Erscheinungen werden in einem einheitlichen Zusammenhang gebracht. Der Verstand hat die Fähigkeit zur Spontaneität, einer geistigen Selbsttätigkeit, den Gegenstand sinnlicher Anschauung zu denken. Die theoretische Vernunft ist nach die Fähigkeit, Schlüsse zu ziehen, eine Selbstprüfung vorzunehmen und unabhängig von der Erfahrung zu Ideen zu kommen.

Neben der Hauptbedeutung einer Erkenntnisgrundlage steht Vernunft umgangssprachlich kurz für vernünftiges Handeln und gelegentlich dabei in einem speziellen Sinn für die Befolgung einer höheren Ordnung.

Schülerduden, Philosophie : das Fachlexikon von A – Z. Text Kai Lückemeier. Herausgegeben und bearbeitet von der Redaktion Schule und Lernen. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Mannheim ; Leipzig ; Wien ; Zürich : Dudenverlag, 2009, S. 408 – 409 zu Vernunft:

Fähigkeit, allgemeine, oberste Grundlagen des theoretischen Erkennens und praktischen Handelns zum Gegenstand einer Prüfung zu machen und nach zwischenmenschlichen Kriterien ihrer Gültigkeit zu forschen.

Philosophisches Wörterbuch. Begründet von Heinrich Schmidt. Neu bearbeitet von Georgi Schischkoff. 22. Auflage. Stuttgart : Kröner, 1991 (Kröners Taschenausgabe ; 13), S. 755 – 756, grenzt Vernunft stark von Verstand ab:

Vernunft ist die geistige Fähigkeit, Tätigkeit des Menschen, insofern sie nicht nur wie der Verstand auf ursächliche, diskursive Erkenntnis, sondern auf Werterkenntnis, auf den universellen Zusammenhang der Dinge und allen Geschehens und auf zweckvolle Betätigung innerhalb dieses Zusammenhangs gerichtet ist.

Neben der sinnlichen Wahrnehmung ist sie der andere der beiden Stämme unserer Erkenntnis.

Vernunft ist das Vermögen der (systematischen) Prinzipien.

Der Grundsatz der Vernunft im logischen Gebrauch ist der, zu der bedingten Erkenntnis des Verstandes das Unbedingte zu finden.

Horst Gronke, Vernunft: In: Metzler Philosophie Lexikon. Begriffe und Definitionen, herausgegeben von Peter Prechtl und Franz P. Burkard. Metzler : Stuttgart ; Weimar, 3. erweiterte und aktualisierte Auflage, 2008, S. 650 – 651 gibt an:

Vernunft (griechisch νοῦς [nous], διάνοια [dianoia], λόγος [logos]; lateinisch intellectus, ratio), etymologisch von „vernehmen“ abgeleitet, hatte im ältesten Deutsch die Bedeutung von „richtig auffassen“ sowie von „Überlegung“ als dem Vermögen, das Aufgefasste im Geist zu verarbeiten. Die antiken Griechen grenzten Logos als objektive Kosmos-Vernunft, die zu klarer Einsicht in die ewigen und unveränderlichen Seinsstrukturen befähigt, sowohl vom Mythos als auch von der Aisthesis (sinnliche Wahrnehmung) ab. Im Mittelalter wurde Vernunft als Vermögen übersinnlicher Erkenntnis (intellectus) von dem diskursiven, schlussfolgernden Denken (ratio) unterschieden. Seit der auf Eckhart und Luther zurückgehenden Übersetzungstradition von ratio wurde Vernunft gewöhnlich mit dem im Gegensatz zu Verstand (intellectus) stehenden niederen Erkenntnisorgan identifiziert, das Sinneswahrnehmungen unter Begriffe bringt. Kant legte den philosophischen Gebrauch endgültig fest, indem er Vernunft (ratio) dem diskursiven Verstand als das „Vermögen der Einheit der Verstandesregeln unter Prinzipien“ überordnet.

Vernunft hat auch eine Redefunktion, ein dialogisch-pragmatisches Moment.

Peter Prechtl, Vernunft, praktische. In: Metzler Philosophie Lexikon. Begriffe und Definitionen, herausgegeben von Peter Prechtl und Franz P. Burkard. Metzler : Stuttgart ; Weimar, 3. erweiterte und aktualisierte Auflage, 2008, S. 652 – 653 gibt an:

Praktische Vernunft ist der Anspruch des Menschen, sein Handeln an allgemeinen Grundsätzen zu orientieren und gemäß der Weisung allgemeinverbindlicher Normen zu begründen und rechtfertigen zu können. Sie ist handlungsleitend und sucht eine Antwort zu geben, wie der Mensch sein Leben gestalten soll.

Dichterseele  08.02.2011, 21:15

Warum einfach, wenn's umständlich auch geht...

Hier geht es darum, Fragen kurz und prägnant zu beantworten, keine langatmigen Vorträge zu tippen.

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