Woher kommt die Propaganda-Idee das Millionen Deutsche plötzlich Demokratiefeinde seien?
Weder das Wahlprogramm, noch die Wähler der AfD haben was antidemokratisches an sich. Was soll das?
3 Antworten
(a) Weil der gegenwärtige Sprachgebrauch Demokratie, Liberalismus, Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit zu dem Wort Demokratie* zusammenfasst.
(b) Weil Demokratie im Sinne von Volksherrschaft ein Anspruch ist, den im Westen schon seit mehr als einem Jahrhundert quasi alle Staaten folgen. Die alleinige Bekenntnis dazu sagt wenig über die Qualität der Regierung aus (sozialistische Staaten sehen sich auch nur als Verbesserung des Demokratie- und Freiheitsversprechens der Liberalen und man würde sie üblicher Weise dennoch weder das eine noch das andere nennen).
(c) Weil die geringe Kompromissbereitschaft, Sorgfältigkeit bei politischer Arbeit, die hohe Aggressivität der Rhetorik, das Misstrauen Erfolg in der Sache mit den etablierten politischen Prozessen haben zu können sowie der hohe Anspruch an die Korrektheit der eigenen Position als Weigerung der gemeinsamen demokratischen Teilhabe angesehen wird.
"Ok, es ist also eine Wortinterpretationssache. Tatsächlich gegen Demokratie ist vermutlich niemand auf der Welt, schon garnicht 1/3 aller Deutschen."
Nein, nur ein reiner Umstand der Wortinterpretation ist es nicht. Als Großteil der Bevölkerung gegen die "tatsächliche" Demokratie zu sein ist ein fließender und nicht per se unrealistischer Prozess. Die Legitimität von de facto selbstzerstörerischen Regierungen ist durch eine verzerrte Wahrnehmung der Realität unglaublich einfach zu erreichen (um Gaza nicht mehr als Terrorstaat zu sehen, muss man z.B. nur der Überzeugung sein, dass die israelische Rakete nicht einschlägt, um gegenwärtige & zukünftige Hamas-Angriffe zu unterbinden, sondern weil Israel die dortige Bevölkerung auslöschen möchte und die politische Kontrolle übernehmen).
Viele Leute sind nun der Meinung, dass Großteile der AfD sich zunehmend von der Realität entfremden und sich daher zunehmend Zustimmung in den AfD-Reihen für demokratie-schädliche Ideen sammelt.
Kurzum: dämlich und bösartig sind nah verwandt.
"Manche schrieben tatsächlich es liegt dran dass sich der Führer zurückgewünscht wird 🤦🏼♂️"
Es mag eine spitze Behauptung sein, aber wenn Leute allen Parteien bis auf einer (an Hand der hiesigen Thematik die AfD) misstrauen, können sich Personenkulte relativ einfach bilden, da nicht mehr die allgemeine Informationslage relevant ist (immerhin wägt man diese ja kaum noch ernsthaft gegen die Informationen dritter "unseriöser" Parteien ab) sondern nur noch der Botschafter dieser. Es ist kein Zufall, dass Länder mit wenigen dominanten und politisch weiter auseinanderliegenden Parteien eher populäre Politiker hervorbringen.
Allerdings denke ich auch, dass eine solche Aussage mehr als aggressive Polemik statt überzeugendes Argument gedacht ist. Letztlich ist der Personenkult eher die Folge von einer zerrütteten politischen Landschaft und nicht der Anfang, für mich daher eher sekundär.
und genau mit dieser pseudodemokratischen Attitüde, wenn sie mal mit vielen Worten beeindrucken möchten, kommen dann die rechtsextremen Verfassungsfeinde der AfD. Viel Aufwand, für einen Schafspelz aus der Sammlung des Kaisers neuer Kleider...
Worauf referenzierst du mit "dieser pseudodemokratischen Attitüde" bzw. möchtest du damit etwas ausdrücken, das an mich gerichtet wäre?
Nun, ich nicht.
Allerdings ist es natürlich völlig legitim weitere Angaben zu ergänzen, Vollständigkeitsanspruch hatte meine Antwort definitiv nicht - ich bin nur aus Erfahrung heraus der Meinung , dass "Nie zweimal im gleichen Fluss" zitieren oder "Die wollen Remigration und treffen sich mit Sellner" bei Gesprächen mit (insbesondere) konsequenten AfD-Befürwortern auf dem Fundament endet, welches ich in meiner Antwort gelegt habe.
Insofern gestehe ich zumindest zu, dass ich weniger die populäre Aussagen wiedergegeben habe, als bereits Grundannahmen gesetzt und vorausschauend geantwortet habe - das mag natürlich die Frage im eigentlichen Sinne verfehlen.
Scheinbar hieß das Buch "Nie zweimal in denselben Fluss" ... vielleicht hätte ich es schon früher aus dem Regal holen sollen. Bevor noch jemand daran rumnörgelt, tu ich es jedoch lieber selber.
Weder das Wahlprogramm, noch die Wähler der AfD haben was antidemokratisches an sich.
Tatsächlich? Wärst du mit einer Gesinnung von AfDlern und ihren Anhängern/Wählern, die sich gegen unseren Rechtsstaat und unsere Verfassung richtet, zufrieden? Guckst du beispielsweise hier: https://www.gutefrage.net/frage/was-denkt-ihr-ueber-deutsche-mit-tuerkischem-migrationshintergrund-die-sich-selbst-als-tuerken-bezeichnen-und-trotzdem-die-afd-waehlen#answer-533995818
Das ist nicht plötzlich so. Es kommt nur ans Licht. Viele von den Genannten sind "für ein starkes Deutschland", "wie es früher war", wünschen sich "wieder einen Führer statt einer schlappen Demokratie" etc. Solche Aussagen offenbaren dann die Demokratiefeindlichkeit.
Danke. Das hat geholfen es zu verstehen!
Manche schrieben tatsächlich es liegt dran dass sich der Führer zurückgewünscht wird 🤦🏼♂️
Ok, es ist also eine Wortinterpretationssache. Tatsächlich gegen Demokratie ist vermutlich niemand auf der Welt, schon garnicht 1/3 aller Deutschen.
Top. Danke dir!