Wieso heißen viele Orte Dreilinden?
In den verschiedensten Ecken des deutschsprachigen Raums gibt es Siedlungen, Hofstellen oder Landschaftsgebiete mit dem Namen Dreilinden.
Die Erklärungen dafür enden meistens bei einem Gast- oder Bauernhaus, das bereits diesen Namen trug, oder damit, dass dort einmal drei Lindenbäume standen. Aber warum fand man unter allen Baumgruppen genau die aus drei Linden immer wieder erwähnenswert? Ich kenne keine Orte namens "Zweikiefern" oder "Vierulmen".
Galten drei Linden als Glücksbringer? Wofür? Und warum? Auf welche Erzählung geht das zurück?
1 Antwort
Ich nehme an, weil die Linde als Schattenspender für Gerichtsplätze und Versammlungen diente:
Gerichtslinde – Wikipedia
ich zitiere:
Für die Wahl der Linde zum Gerichtsbaum schlechthin waren sicher auch ihr hoher Wuchs, ihr rasches Wachstum, ihre hohe Lebensdauer von mehreren hundert Jahren und ihr dichtes Blätterdach bestimmend. Hinzu kommt, dass die Linde relativ gut Eingriffen von Menschenhand standhält, etwa das Abstützen und Umleiten der Äste, um den geschützten Bereich zu vergrößern oder um in ihrer Krone eine Tanzdiele einzurichten. Die enge Verbindung von Linde und Gericht kommt in einigen Gegenden Dtld.s auch darin zum Ausdruck, dass das Wort Linde synonym für Gericht gebraucht wird.“
– Heiner Lück: Gerichtsstätten. In: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. 2. Auflage. 2004, 9. Lfg., Sp. 174.
Warum 3? Weil drei eine sehr symbolträchtige Zahl ist, vielleicht?
Ich habe Hinweise gefunden, dass man manchmal 3 junge Linden im Dreieck pflanzt, um schneller eine größeres Schattendach zu haben (und falls einer der Bäume eingeht). Wenn die Linden groß und alt werden, dann wachsen Stämme und Äste irgendwann zu einem einzigen großen Baum zusammen.
Auch diese Geschichte passt zur Verbindung von 3-Zahl, Linde und Gericht:
"In der Nähe des Sahnparkes bei Crimmitschau stehen drei große schattenreiche Linden. Es wird erzählt, dass einst ein Schäfer des Rittergutes Frankenhausen eines Diebstahls wegen zum Tode verurteilt wurde, trotzdem er bis zum letzten Augenblicke seine Unschuld beteuerte. Da bat er sich noch die Gnade aus, auf dem Richtplatze drei junge Linden verkehrt pflanzen zu dürfen. Würden die auf solche Weise gepflanzten Bäumchen fortkommen, so möge man dies als Zeichen seiner Unschuld ansehen, würden sie aber verdorren, so wäre er des Diebstahls schuldig. Der Schäfer wurde hingerichtet, aber die vor seinem Tode von ihm mit den Ästen in die Erde gepflanzten Bäume gediehen zum Zeugnisse, dass er unschuldig gewesen war."
gefunden in:
'Erzgebirge Museum - 380. Die drei Linden bei Crimmitschau. (erzgebirge-museum.de)
Danke für Deine ausführlichen Informationen. Leider bleiben es Vermutungen, dass es sich um Gerichts- oder Tanzlinden handelte, und dass die Dreier-Gruppe aus verschiedenen Gründen an jedem Ort einzeln erfunden wurden.
Ich habe auch gelesen, dass die Linde schon vor dem Mittelalter verehrt wurde als Symbol für die Göttin Freya. Die Assoziation ihrer herzförmigen Blätter mit der Liebe scheint mir eine modernere Idee zu sein. Auch die von mir vermutete Funktion als Glücksbringer habe ich gefunden. Aber alles immer ohne die Drei.
Ich kann mir immernoch vorstellen, dass die verschiedenen Dreilinden ein gemeinsames Vorbild hatten, im Bereich von Religion, Geschichte, Legenden, Sagen, Märchen, Sprichwörtern etc.. So wie, bei aller Symbolik für die Affen sonst noch stehen mögen, die drei Affen eine ganz spezielle Bedeutung haben.
Die älteste Erwähnung, die ich bisher kenne, berichtet darüber, dass im Jahr 730 "bei den 3 Linden" eine Kapelle gebaut wurde.
https://www.vgem-greussen.de/texte/seite.php?id=104002%20
Das schließt die spätere Legende aus Crimmitschau als Urspung aus. Und die Besetzung dieses Platzes mit einer Kapelle zu Zeiten der Christianisierung würde dazu passen, dass es sich um eine heidnische Kultstätte gehandelt hat.