Wie stand Sokrates zu dem Thema "Glück" bzw. wie war seine Auffassung. Wie kann man seiner Meinung nach Glück im Leben erlangen?

3 Antworten

Bis jemand kommt, der es genauer weiß, kannst du dich an dieser ähnlichen Frage bedienen: https://www.gutefrage.net/frage/sokrates-glueck

Ansonsten fand ich noch dieses:

Diotima: "Der Begehrende begehrt die Güter. Was liebt er daran?"
–Sokrates: "Dass sie", sagte ich, "zuteil werden."
–D.: "Und was wird mit jenem sein, dem die Güter zuteil werden?"
–S.: "Das kann ich", sagte ich, "recht leicht beantworten, dass er glücklich sein wird."
–D.: "Denn durch den Besitz von Gütern sind die Glücklichen glücklich, und man darf nicht mehr zusätzlich noch fragen 'Wozu will jeder Beliebige glücklich sein?'. Vielmehr scheint die Antwort ein Ziel zu haben."
–S.: "Du sprichst die Wahrheit",sagte ich.
–D.: "Diesen Willen und dieses Begehren, meinst du, dass sie allen Menschen gemeinsam sind und dass alle wollen, dass ihnen immer Güter zuteil werden, oder wie meinst du?"
–S.: "Genau so meine ich es", sagte ich, "dass sie allen gemeinsam sind."

Zu Sokrates kann ich dir leider nicht viel sagen, aber wenn es dich interessiert, wie man glücklich wird, google mal nach "Kybalion" oder die sieben hermetischen Gesetze. Unser gesamtes Leben ist hierauf aufgebaut. Für Laien manchmal schwer verständlich, aber wenn du dich reinliest und es verstehst, dann wirst du das geilste Leben führen können, was du dir vorstellen kannst ;)

Über die von Sokrates vertretene Auffassung zum Thema «Glück» (griechisch: εὐδαιμονία [eudaimonia]) ist nicht viel bekannt, weil er keine schriftlichen Werke verfaßt hat.

Sokrates-Schüler haben Werke geschrieben, in denen Sokrates vorkommt. Allerdings ist das, was Sokrates als Figur in Dialogen äußert, stark von den eigenen Gedanken dieser anderen Philosophen bestimmt. Rückschlüsse auf die Sokrates vertretene Auffassung sind daher nur ziemlich begrenzt möglich, aus übereinstimmenden und plausiblen Mitteilungen und aus dem, was über das Leben des Sokrates mit verhältnismäßig großer Sicherheit bekannt ist.

Der Bereich der Philosophie mit dem sich Sokrates vor allem beschäftigt hat, war Ethik. Dabei war Glück ein wichtiges Thema.

Platon, Symposion 204 e - 205 d sagt die Dialog-Figur Sokrates: Es gibt Liebe/Begehren/Streben zum Schönen und Guten und glücklich/glückselig (εὐδαίμων) wird sein, wem das Gute/die Güter (τἀγαθά) zuteil wird/werden. Durch Erwerb/Besitz von Gutem/Gütern seien die Glücklichen/Glückseligen glücklich/glückselig. Es bedürfe nicht etwas Zusätzlichem, wozu jemand glücklich/glückselig sein will, sondern glücklich/glückselig zu sein sei Ziel (τέλος [telos]).

Glückseligkeit wird demnach also um ihrer selbst willen erstrebt. Von diesen Gedanken ist der geschichtliche Sokrates vermutlich tatsächlich überzeugt gewesen. Sie waren in der antiken Philosophie sehr verbreitet. Unsicher wird es aber, wenn Platon das Begehren nach dem Schönen als Aufstieg zu den Ideen darstellt. Die Ideenlehre ist eine eigene Theorie Platons und für den geschichtlichen Sokrates nicht belegt, auch wenn Platon wohl davon überzeugt war, die Ideenlehre sei in den Gedanken des Sokrates im Grunde schon angelegt.

Sorge für die Seele (sich um sich selbst zu kümmern) ist für Sokrates anscheinend wesentlich gewesen, um ein gutes Leben zu haben/glücklich/glückselig zu sein. Die Seele wird als das eigentliche Selbst verstanden, das, was einen Menschen als Person ausmacht. Erhebliche Bedeutung hatte für Sokrates anscheinend, im Einklang mit sich selbst zu sein (wozu gehört, sich nach seinem Daimonion, einer inneren Stimme, die sich bei ihm im bestimmten Fällen abratend bemerkbar machte, zu richten). Ein wertvolles Leben wird mit guten Handlungen verwirklicht. Platon, Kriton 48 b erklärt die Dialog-Figur Sokrates, am höchsten zu schätzen sei nicht das Leben, sondern das gute Leben und das gute Leben gilt als dasselbe wie ein schönes und gerechtes Leben.

Sokrates hat ein Wissen um das Gute für zentral gehalten. Wissen um das Gute hielt er für eine notwendige und zugleich auch hinreichende Bedingung für ein Tun des Guten. Tugend/Vortrefflichkeit (ἀϱετή [arete]) verstand er als Wissen/Erkenntnis (ἐπιστήμη [episteme]). Daher (These vom Tugendwissen) hat Sokrates angenommen, niemand tue absichtlich Schlechtes. Wer Wissen erlange/belehrt werde, werde mit unfreiwilligen/unabsichtlichen/unvorsätzlichen Verfehlungen/Fehlern aufhören (vgl. Platon Protagoras 345 a - 359 a und Platon Apologie 26 a).

Sokrates hat seine Verpflichtungen als athenischer Bürger erfüllt. Nach seiner Vorstellung gibt eine gesetzliche Ordnung einer politischen Gemeinschaft eine förderliche Rahmenbedingung. Den athenischen Gesetzen fühlte er sich so verbunden, daß er eine Fluchtmöglichkeit nach seiner Verurteilung zum Tod nicht nutzte.

Auf ein Luxusleben hat Sokrates offensichtlich keinen Wert gelegt. Er hat materiell eher bescheiden gelebt.

Bei Xenophon, Apomnemomeumata (Erinnerungen an Sokrates; lateinischer Titel: Memorabilia) erscheint Sokrates in stärkerem Ausmaß als Ratgeber in konkreten praktischen Lebensfragen. Das Gute wird durch das Nützliche bestimmt (gut für etwas; Xenophon, Apomnemoneumata 3, 8).

Albrecht  06.06.2015, 07:11

Klaus Döring, Sokrates, die Sokratiker und die von ihnen begründete Tradition. In: Sophistik, Sokrates, Sokratik, Mathematik, Medizin (Grundriss der Geschichte der Philosophie. Begründet von Friedrich Ueberweg. Völlig neu bearbeitete Ausgabe. Herausgegeben von Helmut Holzhey. Die Philosophie der Antike - Band 2/1). Herausgegeben von Hellmut Flashar. Basel ; Stuttgart : Schwabe, 1998, S. 158 – 159:

„Im Wissen des Guten sah Sokrates nun aber nicht nur eine notwendige, sondern zugleich eine hinreichende Bedingung für ein sittlich gutes Leben. Er war daher überzeugt, dass, wer das Gute wisse, es mit Notwendigkeit auch tun werde, und umgekehrt, wer das Gute nicht tue, es nur deshalb nicht tue, weil er es nicht wisse (vgl. Plat. Apol. 37a5-6. b2-3.25e8 -26a1). Man hat diese beiden Überzeugungen des Sokrates, die gerne mit den Kurzformeln »Tugend ist Wissen« (ἀϱετή ἐπιστήμη ἐστιν) und »Keiner tut wissentlich Übles« (οὐδεὶς ἑκὼν ἁμαϱτάνει) zitiert werden, die »sokratischen Paradoxa« (Socratic paradoxes) genannt, weil sie mit der Erfahrung, die jeder tagtäglich macht, in krassem Widerspruch zu stehen scheinen. Geht man jedoch von den gleichen Voraussetzungen wie Sokrates aus, dann ist diese Bezeichnung und die sich in ihr aussprechende Bewertung zweifellos unberechtigt. Denn von dorther gesehen ergeben die vermeintlichen Paradoxa einer durchaus plausiblen Sinn: Wer wie Sokrates wirklich davon überzeugt ist, dass 1. das allein Wesentliche an ihm seine Seele ist und dass 2. allein das sittlich gute Leben lebenswert ist, weil allein ein solches Sein ein glückliches Leben ist, der wird gewiss nicht seinen ureigensten Interessen zuwider handeln und etwas anderes tun als das, was er als das sein wahrhaften Selbst Fördernde erkannt hat, wird also, um die Worte des Sokrates in PLATONS Kriton 47 d 3 – 5 zu gebrauchen, nicht das »vernichten und schänden, was durch das Gerechte besser wird und durch das Ungerechte zugrunde geht«, eben seine Seele."  

Plat. Apol. = Platon, Apologie

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