Wie soll ich mit meiner Oma mit Demenz umgehen?

1 Antwort

Vielleicht kannst du versuchen, sie nicht an ein Wort zu erinnern. Und die Herdplatte kannst du auch einfach selber ausschalten.

Du solltest deiner Oma nicht böse sein, dass sie sauer wird. Das ist auch ein Teil dieser Krankheit. Sie meint das also nicht wirklich so. Beziehe das nicht auf dich.

Zudem erinnerst du sie eventuell durch sowas daran, dass sie immer dementer wird. Betroffene merken meistens selber, dass der Kopf nicht mehr richtig will. Das ist schon nicht schön. Teils wissen sie auch, wohin das führen wird. Wenn man dann auch noch daran erinnert wird, ist man (in Kombination mit der Demenz) natürlich sauer.

Daher bringt es vielleicht was, wenn du sie einfach in ihrer Welt lässt. Es bringt ihr nichts, wenn du sie an den Herd erinnerst. Sie wird es wieder vergessen. Du könntest ihn aber einfach heimlich abstellen.

Sowas funktioniert natürlich nicht immer. Ein großer Teil vom Umgang mit Demenzpatienten ist es herauszufinden, wie man mit den Eigenheiten umgehen kann. Da gibt es kein Masterplan.


Er05B 
Fragesteller
 31.05.2021, 23:39

Das Schlimmste ist, dass es noch nicht ganz spät ist, ihre Demenz ei wenig abzubremsen, beispielsweise mit Tabletten...

Sie versucht es schon 1 Jahr zu verheimlichen und redet nicht darüber. Was soll ich tun?

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Er05B 
Fragesteller
 01.06.2021, 23:10
@summersweden

Sie ist 68. Wenn es mit der Herdplatte eine Lösung gibt, was soll ich mit ihr tun wenn meine Oma Salz ins Tee legt und einen Kochtopf mit Essen ins Regal verstaut?

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summersweden  01.06.2021, 23:57
@Er05B

Tablette helfen in dem Stadium nicht mehr wirklich viel, um es zu verlangsamen. Man kann Ginkgo versuchen, aber nur nach ärztlicher Absprache. Gehirntraining ist da meist effektiver. Generell solltest ihr aber darüber mit einem Arzt sprechen.

Wenn deine Oma Salz in den Tee streut, ist das nicht schlimm. Das musst du ihr auch so zeigen. Entweder beißt du die Zähne zusammen und trinkst ein paar Schluck, bevor du ihn unauffällig wegkippst, oder wenn sie es selber schon bemerkt, musst du ihr sagen, dass das nicht schlimm ist. Es geht nicht mehr darum, dass es beim nächsten Mal nicht wieder passiert. In dem Moment geht es darum, dass deine Oma sich schlecht oder dumm fühlt, vielleicht sogar wertlos. Es geht dann eigentlich nur darum, ihr zu zeigen, dass sie das nicht ist.

Beim Kochtopf im Regal ist es genau dasselbe. Entweder beseitigst du ihn klammheimlich oder aber du gibst ihr das Gefühl, dass nichts schlimmes passiert ist und beruhigst sie dadurch. Da es nichts mehr bringt, wenn du sie darauf hinweist, geht es eben nur noch drum, dass sie sich wohlfühlt.

Bei so Sachen wie Salz und Zucker oder beim Herd könnt ihr es mal mit beschriften versuchen. Bei manchen funktioniert das noch. Wenn auf dem Salz auch drauf steht, dass es Salz ist, kommt es vielleicht nicht so schnell zu Verwechslungen. Das wird nicht dauerhaft funktionieren, aber vielleicht für den Moment.

Du wirst lernen, wie du damit umgehen musst. Als mein Opa dement wurde, hatte ich auch Probleme. Man lernt auf die Dauer, was man ihnen sagen sollte und wo man besser etwas verschweigt oder gar lügt. Gerade bei Sachen, von denen du weißt, dass sie sie nur aufregen und eh nichts mehr bringen, solltest du möglichst vermeiden oder zumindest "abschwächen". Lügen solltest du aber dennoch möglichst vermeiden. Betroffene merken sehr wohl auch noch, wenn man sie anlügt.

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Er05B 
Fragesteller
 02.06.2021, 00:04
@summersweden

Danke! Aber bei mir wird es langsam gefährlich sie alleine zu lassen, weil sie nicht mehr lesen kann, was ich ihr schreibe und weil sie im Laden die Lebensmittel alleine nicht mehr findet und vielleicht den Heimweg nicht findet! Auch haben Ärzte gesagt, dass sie sogar bald mich vergessen wird! Das macht mir Angst!

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summersweden  02.06.2021, 00:43
@Er05B

Auf die Dauer brauchen alle Demenzpatienten entweder eine 24-Stunden-Pflege oder einen Heimplatz. Am Anfang reicht noch eine Tagespflege, es wird aber auf eine dauerhafte Betreuung hinauslaufen.

Wenn du sie regelmäßig besuchst (mehrmals die Woche), vergisst sie dich nicht so schnell. Zuerst wird es Probleme mit den Namen geben. Sie kann dem Namen kein Gesicht mehr zuordnen, weiß aber sehr wohl noch, dass sie deine Oma ist. Danach kennt sie eure Beziehung nicht mehr, weiß aber sehr wohl noch, dass du irgendwie zur Familie gehörst und sie dich mag. Erst am Ende vergisst sie dich. Dabei gilt: sie vergisst immer zuerst das, was sie nicht oft braucht. Wenn du sie regelmäßig besuchst, vergisst sie dich langsamer.

Das ist bei allem übrigens so: wenn sie etwas nicht mehr regelmäßig braucht, vergisst/verlernt sie es. Daher ist es wichtig, dass so Sachen immer wieder "trainiert". Das betrifft den Kopf als auch den Körper. Ganz nach dem Motto "wer rastet, der rostet".

Was euch wahrscheinlich helfen würde, wäre mehr Informationen über die Situation und dementsprechend auch über die Zukunft. Es gibt mittlerweile sehr viele Angebote für Betroffene aber auch Angehörige. Auch wenn es Angst macht: informiert euch. Dann seit ihr darauf vorbereitet, was noch kommt. Zudem könnt ihr ihr besser helfen. Wenn ein Problem auftaucht, wird es nicht mehr einfach so weggehen. Aber es gibt so viele Betroffene, dass man relativ viele Lösungsvorschläge findet. Meistens findet sich etwas passendes.

Ich habe selber einen betroffenen Opa. Nach fünf Jahre mit der Demenz würde ich sagen, dass das Blödeste war, dass wir uns nicht rechtzeitig informiert haben bzw. auch nicht rechtzeitig Hilfe geholt haben. Dementsprechend ist mein Rat: sucht euch einen Facharzt, der eure Oma betreut. Informiert euch, was noch kommt. Befasst euch rechtzeitig damit, was ihr macht, wenn eure Oma nicht mehr allein sein kann (gerade der Punkt ist wichtig, da sie da mitmachen muss. Und sie wird Vorbereitungszeit brauchen. Wenn ihr eine Pflege organisiert, wird eure Oma nicht von heute auf morgen einverstanden sein. Bereitet sie also darauf vor). Lernt mit ihr Umzugehen. Man bekommt Übung. Aber vor allem genießt jeden klaren Moment. Demenz ist nicht immer gleich schlimm. Es gibt schlechte aber auch gute Tage.

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