Wie schlimm ist es von der eigenen Mutter verstoßen zu werden?

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Hallo Mrsvaccinated 👋

Ich wurde zwar nicht nach der Geburt von meiner Mutter verstoßen, sondern erst einige Jahre später.

Mein Vater war zum Glück noch da. Er hat meinen Bruder und mich groß gezogen. Ich sag mal so, was man nicht kennt, vermisst man nicht, dennoch kommt man irgendwann in ein Alter sag ich mal, da reicht dieses Mantra möchte ich es mal nennen nicht mehr aus, weil man anfängt seine eigenen Gedanken und Gefühle ausdrücken zu können und man sich die berechtigte Frage stellt wieso?

Ich hab leider nie eine zufriedenstellende Antwort darauf erhalten, sie ist tot, alles was ich habe ist ein Haufen Ausreden und Mitleidsansprachen, wie schwer ihr Leben doch war und wie sehr sie uns doch geliebt hatte und ich nie nachvollziehen kann, wie es für sie war.

Doch alles was ich selbst herausgefunden habe, das sind 2 Menschen. Die eine ist so eine gebrechliche Person, die alles versucht hat und die andere ist jemand, die Ausreden sucht, die glaubt wählen zu können und zu glauben, das Leben wäre so unfair und es wäre eine gute Antwort wenn man sie darauf ansprechen würde, warum sie Dinge tut, wie sie sie tut.

Wir sind nie weggezogen, ihre Eltern wussten immer wo wir waren, wir haben Karten erhalten. Sie hätte die Chance gehabt, an unserem Leben teilzuhaben, aber entschied sich für ihr Mitleid und das verstecken, weil sie nicht das bekommen hat, was sie sich vorgestellt hatte. Ich weiß, dass sie krank war, chronisch krank und das ist scheiße ich weiß das, das bin ich auch doch ich wurde dazu erzogen, nie den Kopf in den Sand zu stecken mich nicht dahinter zu verstecken.

Meine Großeltern zogen irgendwann wieder weg, sie hatten 2 Wohnungen, eine 5 Min mit dem Auto von uns entfernt und eines 1Std Fahrtzeit entfernt. Anscheinend hatte sie sich wieder schwängern lassen und zog irgendwann danach eben in diese Wohnung, in unserer Nachbarschaft, das muss man sich mal gedanklich vorstellen.

Und anstatt den Mut aufzubringen Kontakt zu suchen, zieht sie es lediglich vor unserem Bruder von uns zu erzählen, der weiß ganz genau wer wir sind und jeder von der Verwandtschaft hat davon gewusst und keiner hielt es für nötig mal darüber zu reden und womöglich zu sagen, "Hey statt deinem Sohn nur von seinen Geschwistern zu erzählen, wie wäre es mal mit kennen lernen.?"

Ich kenne diese Frau nicht, von der mir meine Verwandten erzählt haben oder Freunde oder wer auch sonst immer. Ich hab erst davon erfahren als sie tot war, wo sie gelebt haben, niemand hat je von ihr gesprochen, ich weiß nicht wieso ich bei der Beerdigung war, ich war die einzige aus meiner Familie, ich hab mir damals eingeredet es wäre wegen meinen Großeltern und weil meine Tante mich gefragt hatte, doch wenn ich heute nochmal die Chance hätte, dann würde ich es nur tun, weil es anständig ist und ich zu Anstand erzogen wurde, etwas, dass mir verwehrt blieb.

Ich weiß, dass Menschen Gründe haben für ihr Verhalten, doch irgendwo hab ich als ich recherchiert habe schon versucht, das ganze objektiv zu sehen und nicht zu sehr voreingenommen zu sein, ich wusste ja nichts über sie. Doch wo ich es nun weiß, oder was ich weiß, ich kann ihr nicht vergeben, ich kann es nicht, weil sie tot ist und es nie hören wird. Ein Teil von mir wird immer mit dem Gedanken konfrontiert sein, dass ich einfach nicht verstehe, wie eine Person auf so unterschiedliche Arten und Weisen gesehen werden kann, so gegensätzlich. Liegt es daran, dass sie tot ist, dass man einfach nicht schlecht über die Leute redet?

Ich bin in einem guten Zuhause groß geworden, ich verdanke meinem Vater so viel. Und das in einer Zeit, in der man noch mehr als heute davon überzeugt war, dass alleinerziehende Väter nicht auch noch einen Vollzeitjob ausüben können und 2 Kinder großziehen kann, von denen eines mehr als 80% der ersten paar Lebensjahre in KKH verbracht hat. Niemand hat von ihr erwartet, dass sie Super Mami spielt, aber es ist doch irgendwo mies zu erfahren, dass man dem Halbbruder Geschichten von einem erzählt und selbst keinen Deut unternimmt um wenigstens Interesse zu zeigen, als wären wir nur dazu da gewesen um eine Geschichte zu sein, ein Mythos. Was hat sie erzählt, denn so wenig, wie sie Anteil an unserem Leben hatte, kommt da nicht viel zusammen, außer unseren Namen und Geburtsdatum.