Wie sage ich meinem Vater das ich keine Lust auf ihn habe?
Ich brauche euren Rat. Mein Vater ruft mich jeden Sonntag an und will, dass ich ihn besuche. Er wohnt alleine und hat sonst niemanden. Ich verstehe, dass er einsam ist, aber ich habe auch ein eigenes Leben. Ich arbeite hart unter der Woche und brauche den Sonntag, um mich auszuruhen oder andere Sachen zu machen. Zum Beispiel muss ich meine Wäsche waschen, meine Wohnung aufräumen oder einfach mal nichts tun.
Ich habe versucht, ihm das zu erklären, aber er versteht es nicht. Er sagt, dass ich undankbar bin und dass er immer für mich da war. Er macht mir ein schlechtes Gewissen und erwartet, dass ich sofort komme. Wenn ich bei ihm bin, sitzt er nur in seinem Sessel und spielt am Tablet. Wir reden kaum miteinander und es ist langweilig. Gestern hat er zum Glück mich alleine gelassen. Ich habe auch schon mal gesagt dass ich am Sonntag arbeiten muss damit ich nicht zum ihm gehen muss.
Ich liebe meinen Vater, aber ich kann nicht jeden Sonntag opfern. Ich will ihn nicht verletzen oder enttäuschen, aber ich will auch nicht unglücklich sein. Wie kann ich ihm sagen, dass ich keine Zeit habe, ohne ihn zu kränken? Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie habt ihr das gelöst? Ich bin dankbar für jede Hilfe
11 Antworten
Hallo,
Also, wenn du ihm schon alles gesagt hast und er nicht auf dich hört, kannst du nicht anders, als härter vorzugehen.
Ich kenne auch diese Art von Manipulation oder emotionale Erpressungen der Eltern, die sagen "Du bist undankbar", etc.
Ich denke, wenn du kein Kind mehr bist, solltest du dies auch nicht mehr ernst nehmen. Dir muss das egal sein. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Entweder befreist du dich von dieser emotionalen Abhängigkeit oder machst einfach weiter wie bisher.
Wenn dein Vater später total enttäuscht von dir ist, weil du ihm klar ins Gesicht gesagt hast, dass du keine Zeit mehr hast, IMMER sonntags für ihn verfügbar zu sein und euch ab jetzt nur 1-2 mal im Monat siehst, und er anfangen soll, sich ein Hobby zu suchen, ist das nicht dein Problem.
Stell dir vor, er würde den Kontakt mit dir abbrechen oder drastischer vorgehen und die Rolle der beleidigten Leberwurst übernehmen. Dann ist das AUCH nicht dein Problem.
Ich kenne das auch von mir. Mein Vater wollte, dass ich absolut gehorsam ihm gegenüber werde und genauso denke wie er. Was ist passiert? Ganz einfach: Kontaktabbruch. Weil er meine Meinung absolut nicht akzeptieren wollte und mich entsprechend behandelt hat. Ein anderer, wie einer meiner Geschwister, hat seine Individualität aufgegeben und sagt “Ja “zu allem, was er sagt.
Wenn also ein Elternteil deine Meinung, deine Zeit nicht respektiert, dann ist die einzige Lösung Kontaktabbruch.
Deine Haltung sollte sein: "Ich kann alleine für mich sorgen und brauche meine Eltern nicht! Weder emotional noch finanziell. Egal ob Mutter oder Vater, wenn sie mir nicht den Respekt bieten, den ich verdiene, ist es vorbei."
Viele haben auch, wenn sie schon über 50 sind, nicht den Mut, sich komplett abzunabeln, auch wenn sie respektlos behandelt werden.
Viele Eltern denken, dass sie dies dürfen, weil es ihre Kinder sind, als wäre es selbstverständlich, dass die Kinder auf ewig Kontakt mit ihnen haben werden. Weit gefehlt. Man sollte aufpassen.
Eltern sollten lernen loszulassen.
Hier ein schönes Zitat von Kahlil Gibran:
Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht
des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,
aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,
aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,
das ihr nicht besuchen könnt,
nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts
noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder
als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und er spannt euch mit seiner Macht,
damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt eure Bogen von er Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.
Khalil Gibran
Hey
Ich weiss wie es ist wenn man die ganze Woche in der Hackn ist und dann mal 1 tag frei in der Woche hat und dann irgendwas machen muss. Wie wärs wenn du es mal unter der Woche mit deinem Vater etwas unternimmst? vielleicht geht ihr mal einen Kaffe trinken. Ich bin mir sicher, dass du deinen Vater sehr gern hast aber bitte schätze es dass du ihn noch hast. Er wird dir diese Schuldgefühle absichtlich mahcen damit du dich gezwungen fühlst mit ihm was zu unternehmen weil sie bzw er dir ja dein leben "geschenkt" hat was nicht stimmt du schuldest ihm nichts. Ich bin mir aber sicher er würde sich freuen wenn du ihn mal abholst und er ein bisschen etwas neues in seinen Alltag bekommt.
Ich hoffe ich konnte dir einen kleinen rat geben.
würde mich freuen zu hören ob es etwas geändert hat oder deine Denkweise ins positive gebracht hat.
Liebe grüsse und viel erfolg.
Sag Deinem Vater, dass Du ein eigenes Leben hast, in Deiner Freizeit Hausarbeit erledigen musst, Kontakte mit Gleichaltrigen pflegen willst und es auch nicht für sinnvoll erachtest, Deine Sonntage damit zu verbringen, ihm bei elektronischen Spielchen zuzugucken.
Mach ihm den Vorschlag, Kontakte zu anderen älteren Menschen zu knüpfen, die gleiche Interessen haben. Es gibt Seniorengymnastik, Schachclubs, andere Vereine oder Tanzveranstaltungen, wo er ebenso einsame Damen kennenlernen kann.
Schlage ihm vor, einen Sonntag im Monat mit ihm zu verbringen, an denen ihr gemeinsam was unternehmt - eine Wanderung, Boule-Spielen, Besuch im Museum, dem Tierpark, einer Sportveranstaltung, Ausflug an einen See oder auf einen Berg, oder einen Spielenachmittag zuhause (evtl. mit 1-2 andren), oder ihr backt zusammen Kuchen oder Plätzchen, im Sommer grillt ihr...
Man ist seinen Eltern grundsätzlich nichts schuldig.. das hat mit Undankbarkeit nichts zu tun. Also lass dir sowas nicht einreden.
Wie weit wohnt denn dein Vater von dir weg, bzw. ist es möglich, evtl unter der Woche einen kurzen Besuch einzuplanen?
Oder vielleicht überlegst du dir was, was du mit deinem Vater unternehmen könntest. Muss ja nichts großartiges sein, aber es hört sich so an, als ob er seinen A.... nicht wirklich hochbekommt alleine und du ihn aber auch nicht links liegen lassen möchtest (was dir sehr hoch anzurechnen ist) Das wär doch ein Entgegenkommen deinerseits. Und wenns "nur" ein Sparziergang ist. Hauptsache kein Tablet.
Hallo, hallo.. unterlasse solche Unterstellungen. Ich bin nicht für das Leben meiner Eltern verantwortlich. In meinem Fall ist guter Kontakt zu den Eltern da, und das wird sich auch im Alter nicht ändern. Ich gebe meinem Kind alles was ich habe und erwarte aber im Gegenzug nicht, dass es sich um mich kümmert wenn es erwachsen ist. DAS ist nämlich egoistisch: Kinder zu bekommen und daher zu erwarten im Alter versorgt zu sein. Natürlich ist es wichtig auch für die Eltern da zu sein. Aber schulden tut man nur als Eltern seinen Kindern etwas.
von grundlos Kontakt abbrechen habe ich nie geschrieben.
Wie kann ich ihm sagen, dass ich keine Zeit habe, ohne ihn zu kränken?
Ohne die Probleme Deines Vaters zu analysieren, erscheint mir die Antwort eigentlich ganz einfach zu sein:
1) Sag ihm, wann Du Zeit für ihn hast und gerne diese mit ihm verbringst. Und in der anderen Zeit musst Du Dich um Dein Leben kümmern, damit es gut funktioniert.
2) Frage ihn: "was möchtest Du mit mir gemeinsam machen?" (diese Frage bringt möglicherweise nicht viel... aber regt ihn zum Denken an. Und Denken ist selten verkehrt)
... oder genügt es ihm, dass Du lediglich bei ihm rumsitzt und ihm zuschaust, wie er sich mit dem Tablet beschäftigt? Eventuell genügt es ihm, dass er mal nicht alleine ist. (In diesem Fall nimm Dir ein Buch mit, um Dich nicht zu langweilen)
Man ist seinen Eltern nichts schuldig? Hoppla, Du hast offenbar keine Kinder oder Dich für sie nicht aufgeopfert...
Natürlich soll man seine erwachsenen Kinder ihr eigenes Leben führen lassen - aber den Kontakt grundlos abbrechen ist egoistisch und ein bisschen haben sie auch die Pflicht, sich um die alternden Eltern zu kümmern, wenn die Hilfe brauchen...
Dieser Vater weiß offenbar nichts mit sich anzufangen - da fällt dem Sohn kein Stein aus der Krone, ihn aus seinem Schneckenhaus zu schubsen. Dafür muss er allerdings nicht seine gesamte Freizeit opfern, das zu verlangen ist unangemessen.