Wie lange ist "Trauer" angebracht?

15 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Definiere "trauern"! Ist trauern für Dich nur, wenn Du zu Hause sitzt und Dir die Augen rot weinst? Nein! Trauern kann auch ganz anders stattfinden, und jeder hat da seine eigene "Methode", den Tod eines geliebten Menschen zu verarbeiten.

Ich habe meiner Schwester damals, als meine Mutti starb, vorgeworfen, dass sie unmittelbar danach mit ihren Freunden in die Disco gegangen ist. Ich konnte es einfach nicht verstehen, wie sie dazu fähig war.

Ich habe inzwischen (mit ein paar Jahren Abstand) Abbitte getan. Welches Recht habe ich, meine Schwester (oder sonst wen) zu verurteilen, weil sie anders trauert als ich es tat (und auch nach 19 Jahren immer wieder noch tue)? Ich habe natürlich gar kein Recht, ihr irgendwelche Vorhaltungen zu machen.

Ich vermute, Dir wird es bei Deinem Vorhaben nicht anders ergehen, als meiner Schwester damals mit mir. Man wird vermutlich entsetzt, geschockt oder ratlos mit dem Kopf schütteln. Mache bitte nicht den selben Fehler, wie meine Schwester und ich ihn gemacht haben, nämlich erst Jahre später darüber zu sprechen. Erkläre Deiner Familie sofort, warum Du nicht zu Hause bleiben möchtest. Bitte sie um Verständnis und Toleranz, Dich so trauern zu lassen, wie es Dir gut tut. Ich hoffe für Dich, sie werden es besser verstehen, als ich es damals verstanden habe.

Alles Gute und mein herzliches Beileid!

Momo1965  30.06.2011, 21:59

In diesem Fall freue ich mich ganz besonders über das Sternchen! :-)

Hab vielen Dank dafür!

0

Jeder trauert auf seine Art... Ich denke du kommst mit dem Verlust eher zurecht als deine Eltern. Solltest es allerdings mit dem Feiern nicht zu sehr übertreiben, da dies negativ von deinen Eltern aufgenommen werden kann. Ich denke sie brauchen dich nun am ehesten. Unternimm mit ihnen was und beschäftige dich mit ihnen. Manchmal hilft es auch, wenn man darüber redet, allerdings vorsichtig damit sein, da es nach hinten losgehen kann.

Mein herzlichsten Beileid...

MfG

Jeder trauert unterschiedlich und natürlich auch unterschiedlich lange. Wenn dir danach ist, feiern zu gehen, dann tu es auch; wenn dir nicht danach ist, dann nicht. Trauern hat unterschiedliche Gesichter - einer weint viel und will nichts mehr machen - der andere hat nach kurzer Zeit die Trauer überwunden. Wichtig ist, an denjenigen zu denken und ihn nicht zu vergessen !

Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Als meine erste Tochter starb, habe ich meiner zweiten Tochter auch 14 Tage später erlaubt, zelten zu fahren. Deswegen trauert man ja nicht weniger und vergisst den Verstorbenen. Aber es wäre sicher im Interesse meiner ersten Tochter gewesen, dass ihre Schwester sich nicht in der Wohnung vergräbt und nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnimmt.

Ich habe ewig getrauert. Aber zudenken gab mir dann, was mein Psychologe zu mir sagte: "Wenn es umgekehrt gewesen wäre und Sie gestorben wären, würden Sie wollen, dass Ihre Tochter ewig um sie trauert?" Ja, er hatte recht. Das hätte ich nicht gewollt. Aber die Trauer kann man nun mal nicht von heute auf morgen abschalten. Man kann auch innerlich trauern, ohne es nach außen zu präsentieren. Und vergessen ist der Verstorbene dadurch noch lange nicht. Ich denke eher, dass es in seinem Interesse wäre, wenn man sein Leben so gut es geht gestaltet.

Huhu,

habe mir deinen Text nicht durchgelesen, aber ich kann dir von vorne rein sagen, dass Trauern bei jedem unterschiedlich lange dauert.