Wie fasten Orthodoxen am 6. Januar und worauf achten oder verzichten sie?

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Dazu Tante WIKI: Philippus-Fastenzeit – Wikipedia

Für euch gerafft und gekürzt:

Als Philippus-Fastenzeit oder Weihnachtsfastenzeit (Fasten vor Weihnachten) bezeichnet man die 40-tägige (sechswöchige) Vorbereitungszeit vor Weihnachten in den Ostkirchen. Sie entspricht dem vierwöchigen Advent in der römischen Kirche.

In den Ostkirchen, die die Feste nach dem Julianischen Kalender begehen, endet diese Fastenzeit mit dem Nachtgottesdient an Heiligabend, also am 6. Januar abends. Man sagt auch, dass sie vom ersten Stern des Heiligen Abends beendet wird. Das Philippus-Fasten wird in den kirchlichen Büchern seit dem 4. Jahrhundert erwähnt.

Die Fastenregeln orientieren sich auch heute noch an den Regeln der Kirchenväter der ersten Jahrhunderte, die von den antiken Essgewohnheiten der Mittelmeerländer ausgingen. Generell ist Fleisch, Milchprodukte und Eier verboten. Fisch, Wein und Öl sind in der Philippus-Fastenzeit samstags und sonntags erlaubt, Wein und Öl dienstags und donnerstags. Montags, mittwochs und freitags sind weder Wein noch Öl erlaubt. Das bedeutet, dass der Speiseplan an diesen Tagen also praktisch nur aus Gemüse, das ohne Öl gekocht oder gedünstet wird, Kartoffeln und Brot besteht, wobei gewöhnlich Getreide, Buchweizen, Pilzen, Nüssen oder Hülsenfrüchten besondere Bedeutung zukommt.

Die Zeit vom 20.–24. Dezember bzw. vom 2.–6. Januar sind noch strenger – hier sind selbst samstags und sonntags kein Fisch erlaubt. Der unmittelbare Vortag vor Weihnachten (Heilig Abend) ist ein strenger Fastentag. Nur Gemüse. Fettarm.

Die Frage, ob die Fastenregeln an die Erfordernisse der heutigen Zeit angepasst werden sollen, soll auf einem großen Konzil geklärt werden, auf das die selbständigen orthodoxen Kirchen momentan hinarbeiten.

Das Fasten soll dazu dienen, Körper, Geist und Seele zu reinigen und sich ganz auf Gott bzw. das wichtige Fest zu konzentrieren. Der Gläubige versucht in dieser Zeit, öfter in die Kirche, zur Beichte, zur Kommunion zu gehen, jeden Tag zu beten, und geistliche Literatur (Bibel, Bücher von Heiligen etc.) zu lesen. Der tiefere Sinn der Fastenzeit wird begründet durch eine Verbesserung des Lebens durch die Veränderung eigener Gedanken, Worte und Taten zum Guten hin.

Der orthodoxe Glaube wurde von Anfang an stark durch Mönche geprägt. Daher finden sich in der Orthodoxie auch weit mehr als in den Westkirchen asketische Elemente. In der Abschwächung der Fastenregeln in der Westkirche im Laufe der Jahrhunderte (Verkürzung der Adventsfastenzeit von sechs auf vier Wochen, Zulassung von Milch etc.), hat man in der Orthodoxie eine Verwässerung des ehemals (einheitlichen) (Ur-)Glaubens gesehen, und ist jetzt stolz darauf, die alten Traditionen bewahrt zu haben.

Wenigstens theoretisch. Die Russischorthodoxen, die ich kenne, sind da recht flexibel. Aber Gemüse und Salat am 6. Januar, da halten die sich auch dran.